Francesco Cilea (1866-1950):

Adriana Lecouvreur

Allgemeine Angaben zur Oper

Entstehungszeit: 1899-1902
Uraufführung: 6. November 1902 in Mailand (Teatro Lirico)
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Spieldauer: ca. 135 Minuten

Zur Oper

Art: Lyrische Oper in vier Akten
Libretto: Arturo Colautti nach Eugène Scribe und Ernest Legouvé
Sprache: italienisch

Handlung

1. Akt:

Die Comédie Française bringt unter Michonnets Leitung Racines "Bajazet" und Regnards "Les folies amoureuses" heraus, wobei die Sensation des Abends das gleichzeitige Auftreten der berühmten Adriana Lecouvreur und Madame Duclos ist. Während die Schauspielerinnen Dangeville und Jouvenot sowie ihre Kollegen Quinault und Poisson den Regisseur mit allerlei Wünschen bedrängen, erscheint kurz vor der Vorstellung der Fürst von Bouillon, den der Abbé Chazeuil begleitet. Der Fürst fragt nach Madame Duclos, seiner Mätresse, die ein von ihm geschenktes Haus am Seine-Ufer bewohnt, und erfährt, dass die Schauspielerin gerade einen Brief schreibt. Der Fürst befiehlt dem Abbé, den Brief abzufangen. Adriana erscheint im Kostüm, ihre Rolle memorierend. Sie wehrt den Beifall des Fürsten und des Abbés damit ab, dass sie nur die Dienerin des schaffenden Genies sei. Die Besucher gehen, Michonnet bleibt mit Adriana allein zurück. Der ältere Regisseur liebt Adriana und hält, weil er eine Erbschaft gemacht hat, um ihre Hand an. Adriana erklärt, dass sie seit kurzem einen jungen Fähnrich liebe, der sich in Begleitung des Herzogs von Sachsen befindet. Michonnet entfernt sich, weil die Aufführung bald beginnt. Da stürmt Maurizio, als einfacher Soldat gekleidet, herein und gesteht Adriana seine Liebe. Die Schauspielerin muss auf die Bühne, schenkt ihrem Verehrer einen Veilchenstrauss und will Maurizio nach der Vorstellung treffen. Unterdessen hat der Fürst den Brief der Duclos erhalten, aus dem hervorgeht, dass Maurizio nachts in die Villa kommen soll. Um die beiden zu ertappen, beschließt der Fürst, mit allen Schauspielern dorthin zu gehen. Jetzt erst erhält Maurizio den Brief der Duclos, den sie für die Fürstin, die den Herzog liebt, schreiben musste. Weil der Fürstin das Verhältnis ihres Gatten mit der Schauspielerin bekannt ist, hat sie diese völlig in der Hand und kann auch die Villa jederzeit benutzen. Maurizio, der von der Fürstin abhängig ist, schreibt eine Entschuldigung für seine Geliebte, der Zettel wird auf die Bühne gebracht. Adriana, beleidigt und eifersüchtig, spielt wie noch nie; Michonnet und das Publikum sind begeistert. Als Adriana von der Bühne kommt, lädt der Fürst alle zu Mme. Duclos ein. Adriana will mitgehen, weil auch der Herzog gebeten ist, bei dem sie sich wegen ihres "Fähnrichs" verwenden will. Sie erhält vom Fürsten einen Universalschlüssel für das Haus.

2. Akt:

Die Fürstin wartet ungeduldig auf Maurizio, der sich verspätet hat und um Verzeihung bittend eintritt. Sie sieht bei ihm einen Veilchenstrauss und fragt, ob dies der Grund für die Verspätung sei. Geistesgegenwärtig überreicht der Herzog der Fürstin die Blumen. Sie verspricht ihm, seine politischen Pläne zu unterstützen. Weil Maurizio sehr zurückhaltend ist, argwöhnt die Fürstin, dass ihr Geliebter an eine andere Frau denkt. Erleichtert hört Maurizio jetzt eine Kutsche vorfahren, die Fürstin sieht ihren Gatten und den Abbé kommen. Maurizio versteckt die Fürstin im Nebenzimmer. Fürst und Abbé erscheinen und wundern sich, den Herzog allein vorzufinden, da sie von aussen eine Frauengestalt gesehen haben, die sie für Mme. Duclos hielten. Der Herzog will sich mit dem Fürsten duellieren, doch dieser ist froh, sich der längst überdrüssigen Geliebten entledigen zu können. Adriana kommt herein und erkennt, dass ihr Geliebter kein Fähnrich, sondern der Herzog selbst ist. Da jetzt auch Michonnet hereinstürmt, um Mme. Duclos eine neue Rolle anzubieten, glaubt Adriana, dass sich Maurizio mit dieser getroffen hat. Doch die versteckte Dame lässt sich trotz Michonnets Bemühungen nicht sehen. Maurizio gelingt es, Adriana zu überzeugen, dass er sich mit einer politisch wichtigen Person verabredet hat. Er überredet seine Geliebte, die Unbekannte zu schützen. Adriana löscht die Kerzen und will die Fürstin, der ihre Stimme bekannt vorkommt, entfliehen lassen. Weil es zwischen beiden Rivalinnen um Maurizio zu einer heftigen Auseinandersetzung kommt, ruft die Schauspielerin nach Licht. Die Fürstin kann mit Hilfe des Schlüssels durch eine Geheimtür unerkannt entkommen, verliert aber ihr kostbares Armband.

3. Akt:

Der Fürst von Bouillon gibt ein Fest, auf dem seine Gemahlin Maurizios neue Geliebte entlarven will. Daher behauptet die Fürstin, dass Maurizio in einem Duell lebensgefährlich verletzt worden sei. Die Gäste, darunter auch Adriana und Michonnet, sind überrascht; die Schauspielerin, deren Stimme der Fürstin schon bei der Begrüßung bekannt war, wird ohnmächtig und verrät sich dadurch. Plötzlich tritt Maurizio unversehrt ein und wendet sich zu Adrianas Verdruss der Fürstin zu. Nachdem der Herzog auf Wunsch des Fürsten von seinen Kriegsabenteuern berichtet hat, wird zur Unterhaltung ein Ballett aufgeführt. Ein Gespräch zwischen Fürstin und Adriana entdeckt endgültig ihre Rivalität. Adriana, die ihren Veilchenstrauss am Kleid der Fürstin sieht, zeigt das in der Villa gefundene Armband, das der Fürstin gehört. Verletzt durch die Beleidigungen der Fürstin trägt die Schauspielerin, vom Fürsten gebeten, einen Monolog aus Racines "Phädra" vor, in dem die Fürstin blossgestellt wird. Diese ist tödlich gekränkt und will sich rächen, während Adriana und Michonnet, von allen gefeiert, das Fest verlassen.

4. Akt:

Seit der Affäre ist einige Zeit vergangen. Adriana ist krank geworden, der Herzog hat sie nicht mehr besucht. Michonnet, der sie immer noch verehrt, findet Adriana schlafend vor. Er weiß, was ihr fehlt, und schreibt einen Brief an Maurizio. Schauspieler kommen, um ihrer Kollegin zum Geburtstag zu gratulieren. Adriana ist alles gleichgültig; sie glaubt, einen Hauch des Todes zu spüren, als ein Kästchen von Maurizio abgegeben wird, das ihren verwelkten Veilchenstrauss enthält. Erschüttert über die Treulosigkeit ihres Geliebten küsst Adriana die Blumen, atmet ihren letzten Duft ein und wirft sie in den Kamin. Da stürzt Maurizio herein und bittet um Verzeihung. Er versichert, nur Adriana zu lieben, und beschwört sie, seine Gattin zu werden. Noch einmal gestehen sich beide ihre Liebe. Plötzlich bricht Adriana zusammen. Der zu Hilfe gerufene Michonnet erkennt, dass die Blumen vergiftet waren und von der Fürstin, nicht von Maurizio geschickt wurden. Adriana stirbt in den Armen ihres verzweifelten Geliebten.


Letzte Änderung am 18.8.2012