Vicenç Cuyàs (1816-1839):

La Fattucchiera

Allgemeine Angaben zur Oper

Entstehungszeit: 1838
Uraufführung: 23. Juli 1838 am Teatre de la Santa Creu (Katalonien)
Spieldauer: ca. 140 Minuten
Bemerkung: Die erste in Katalonien komponierte romantische Oper - Cuyàs benötigte nur drei Monate dafür - hat über lange Zeit hinweg das Publikum begeistert. Viele der Arien und Duette sind durch mehr als 20 Aufführungen in kurzer Zeit auch außerhalb des Opernhauses zu Ohrwürmern geworden. Cuyàs betrat mit dieser Oper den Weg, den zuvor Vincenzo Bellini und Gioacchino Rossini in Italien gegangen waren, findet aber einen eigenen Stil der Harmonie und Instrumentierung.

Zur Oper

Art: Oper in 2 Akten
Libretto: Felice Romani nach der Novelle "Ismalia, ossia morte ed amore" von Viscount d'Arlincourt
Sprache: italienisiertes Spanisch des 19. Jahrhunderts
Ort: im Schloss San Pari in der Normandie
Zeit: 12. Jahrhundert (nach dem dritten Kreuzzug)

Personen der Handlung

Ulrico: Baron von Sant Pari (Bass)
Ismalia: seine Tochter (Sopran)
Oscar: Ismalias Verlobter (Tenor)
Azila: eine unter dem Namen Argea agierende Wahrsagerin (Mezzosopran)
Blondello: ein ehemaliger Troubadur, in Ismalia verliebt (Bariton)
Weitere: Dorfbewohner, Soldaten und Hexen

Handlung

1. Akt:

Die Hochzeit von Ismalia und Oscar steht kurz bevor, und die Vasallen des Schlosses singen dem Paar ein freudiges Lied. Doch vor den Toren des Schlosses ruft Argea böse Kräfte an, um ihrer Rache genüge zu tun. Hexen helfen ihr dabei, die Verwünschungen und Zaubersprüche auszusprechen. Ihr düsterer Gesang wechselt sich mit dem der das Schloss verlassenden Soldaten ab.

Der ehemalige Troubadour Blondello ist ebenfalls in Ismalia verliebt und ringt in einem Duett Ulrico, Ismalias Vater, das Versprechen ab, er dürfe Ismalia heiraten, falls Oscar etwas passieren sollte. In einem Nebenzimmer sinnt die nervöse und unsichere Ismalia darüber nach, warum Oscar immer zögert, wenn sie ihn fragt, ob er sie liebe. Und der Sturm der letzten Nacht könnte auch ein böses Omen sein. Kaum hat Ismalia ihre Unsicherheit zum Ausdruck gebracht, kommt Ulrico herein und berichtet, dass fast alles für die Hochzeit vorbereitet sei. Ihre Traurigkeit veranlasst Ulrico, sie von der aufrichtigen Liebe Oscars zu überzeugen. Er geht, um Oscar zu suchen.

Ulrico findet Orcar und spricht mit ihm über die bevorstehende Hochzeit. Doch auch Ulrico kann Oscar nicht dazu bewegen, seine Liebe zu Ismalia auszusprechen. Eine geheime, dunkle Kraft hindert Oscar daran, es zu sagen. Das Duett zwischen Oscar und Ulrico wird durch den Gesang der Soldaten unterbrochen, der die Ankunft des Königs ankündigt. Oscar schöpft neuen Mut, dass sich alles bald zum Besseren wendet.

Im Garten des Schlosses feiern die Bewohner des nahen Dorfes die anstehende Vermählung mit Blumengirlanden und Liedern. Dort trifft Ismalia auch auf Argea, die Wahrsagerin. Diese offenbart Ismalia, dass Oscar einst eine andere Frau geliebt und verlassen hat. Sie verschweigt dabei natürlich, dass sie, Argea, selbst gemeint ist, denn ihr richtiger Name ist Azila. Plötzlich taucht Oscar auf, um Ismalia zur Hochzeit abzuholen. Ismalia erkennt, dass Argea die frühere Geliebte Oscars ist und ringt ihm das Gelüdbe seiner Liebe ab. Damit hat Oscar seinen Schwur gebrochen, seine Liebe zu Ismalia nicht auszusprechen.

Argeas Triumph ist nahe. Ob des gebrochenen Schwurs bricht Oscar tot zusammen; eine alte Wunde, die er sich bei einem Kreuzzig ins Heilige Land zugezogen hat, öffnet sich wieder und lässt ihn verbluten. Die Ritter, Blondello und Ulrico stürmen herbei und finden Oscar in einer Blutlache liegend und daneben die verzweifelte Ismalia. Auch Ismalia bricht schließlich bewusstlos zusammen.

2. Akt:

Im Garten des Schlosses San Pari steht nun Oscars Mausoleum. Es ist Nacht, und eine Gruppe von Dorfbewohnern legt Blumenkränze an das Grab des Unglücklichen. Sie glauben, dass Oscar des Nachts seinem Grab entsteigt und in Schloss und Garten herumwandert.

Auch Ismalia und Blondello treten ans Grab und lassen ihrer Trauer freien Lauf. Dabei wirbt Blondello um Ismalias Gunst und möchte sie Oscar vergessen lassen. Doch Blondello hat keinen Erfolg: Ismalias große Liebe liegt im Grabe. Allein gelassen steht sie nun vor dem Grab und fleht darum, Oscar möge mit ihr sprechen. Und plötzlich hört sie Oscars Stimme. Oscar versichert Ismalia seiner Liebe, doch ihr Gespräch wird jäh von der hinterhältigen Argea unterbrochen. Sie überzeugt beide davon, sich in das Kloster von Gissor zu begeben. Dort könnte ihre Liebe auch über das Grab hinaus gestärkt werden. Was Ismalia und Orcar nicht wissen, ist, dass Gissor das Terrain der mit Argea verbündeten Hexen ist.

Im Schloss bewaffnen sich derweil Ulrico und seine Soldaten. Sie haben die Bestätigung erhalten, dass Argea eigentlich Azila heißt und die frühere Geliebte Oscars ist. Und auch die Kunde eines fürchterlichen Missgeschicks, welches Ismalia Argeas Prophezeihungen zufolge ereilen soll, hat Ulrico erreicht.

Trotz Ismalias Widerwillen möchte Ulrico, dass seine Tochter Blondello heiratet. Von den Soldaten, Ulrico und Blondello unter Druck gesetzt, bittet sie um eine letzte Nacht Aufschub - die Nacht, in der sie das Kloster Gissor aufsuchen wird, um eine schwarze Zeremonie durchführen zu lassen.

Im Kloster bereiten derweil Argea und ihre Hexen die Rachetat vor. Als die Hexen fertig sind und weggehen, kommt Ismalia herein, um die Zeremonie zu beginnen. Sie ruft Oscar, und beide bitten darum, auf ewig vereint zu werden. Dichter Nebel zieht auf, und ein Stein verwandelt sich in einen Altar, als Oscar seiner Ismalia den Ring ansteckt, mit dem er sie nun heiraten möchte. Himmlische Geister antworten und lassen beide in dem Glauben, dass sie nun vereint wären. Doch die himmlichen Geister sind Argeas verborgene Hexen, die sich nun ihrer Rache sicher sind. Argea und die Hexen lassen einen Sturm losbrechen, um die zwei Feinde zu vernichten.

Doch eine göttliche Intervention beschützt Ismalia und Oscar durch einen undurchdringlichen Schild - Argea kann ihre Rache nicht vollenden. Die Ritter, Ulrico und Blondello stürzen herein. Der Nebel verschwindet und gibt freie Sicht auf die Szene: Oscar ist verschwunden, und Ismalia liegt leblos am Boden. Argea stürzt sich von einer Klippe, weil Ismalia nun mit Oscar doch vereint ist.


Letzte Änderung am 19.11.2005
Beitrag von Markus Hillenbrand