Umberto Giordano (1867-1948):

Siberia

deutsch Sibirien

Allgemeine Angaben zur Oper

Entstehungszeit: 1901-03, rev. 1927
Uraufführung: 19. Dezember 1903 in Mailand (Teatro alla Scala)
5. Dezember 1927 in Mailand (Teatro alla Scala) - revidierte Fassung
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Spieldauer: ca. 100 Minuten
Erstdruck: Mailand: Casa Musicale Sonzogno, 1903
Verlag: Mailand: Casa Musicale Sonzogno, 1981

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[Details]
Siberia (Bongiovanni, ADD, 1973)
Umberto Giordano (1867-1948)

Zur Oper

Art: Oper in drei Akten
Libretto: Luigi Illica
Sprache: italienisch
Ort: Russland
Zeit: 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts

Personen der Handlung

Stephana: eine Hetäre (Sopran)
Wassili: ein Leutnant (Tenor)
Gléby: ein Kuppler (Bariton)
Nikona: eine Gouvernante (Mezzosopran)
Alexis: ein Fürst (Tenor)
Walinoff: ein Gouverneur (Bass)
Miskinski: ein Bankier (Bariton)
Iwan: ein Haushofmeister (Tenor)
Weitere: der Kreisrichter - Tenor
ein Hauptmann am Grenzort - Bass
ein Invalide - Bariton
Adlige, Offiziere, Soldaten, Wachen, Männer und Frauen

Handlung

1. Akt:

Fürst Alexis hat seiner Geliebten Stephana die Villa geschenkt, in welcher sie gemeinsam ihre schönen Stunden verbringen. Daran ist die Erwartung geknüpft, dass die „schöne Orientalin“ ihm ein gewisses Maß an Treue entgegenbringt. Weit gefehlt, denn manchmal bleibt sie über Nacht einfach fort, auch am frühen Morgen des Alexander-Festes wartet man vergeblich auf sie. Die Katze lässt das Mausen nicht, denn im vergangenen Lebensabschnitt war Stephana eine Edelprostituierte.

Die Anwesenheit ihres früherer Zuhälters Gléby im Hause des Fürsten wird von diesem seltsamerweise toleriert. Als Gegenleistung für das Zugeständnis muss der geheime Buhle diskret bleiben, sich extrem unterwürfig verhalten und das Dauerlächeln üben.

Zumute ist Gléby danach nicht, denn er fühlt sich durch Stephanas bedenkenloses Freiheitsverständnis genauso gekränkt wie Alexis und wird aufbrausend. Ihre mütterliche Freundin Nikona deckt Stephanas Behauptungen wie gewohnt, dass sie unschuldig in ihrem Bett gelegen sei. Geduldig wartet der Fürst im Rauchsalon und spielt inzwischen mit den anderen Anwesenden Karten.

Schließlich erscheint die Schöne, als Alexis in der Uniform der kaiserlichen Wache im Kreise anderer Offiziere und bedeutender Persönlichkeiten ihr seine Aufwartung macht und ihr ein prachtvolles Armband schenkt. Taktvoll zieht Gléby sich zurück, denn der Fürst hebt an zu verkünden, der schönen Frau zu allem Überfluss auch noch einen Heiratsantrag zu machen.

Unerwartet bekommt Nikona den Besuch ihres Patenkindes Wassili - ein Infanterieoffizier, der im Begriff ist, gegen die Türken zu ziehen. Er erkennt in Stephana seine Geliebte, die sich ihm als „arme und ehrliche Stickerin“ vorgestellt hatte. Die Überraschung ist schmerzlich, trotzdem erklärt Wassili ihr erneut seine Liebe. Alexis kommt unerwartet hinzu und liest aus beider Augen ihre Gefühle füreinander. Eifersucht bemächtigt sich seiner und er stürzt sich mit seinem Säbel auf Wassili. Es kommt zwangsläufig zum Duell - und der Fürst wird empfindlich verletzt. Nikonas Geschrei ruft die Gäste herbei, die sich um die Kampfhähne scharen und so aussagen, wie es dem Fürsten dient. Schicksalsergeben wirft Wassili seinen Säbel weg.

2. Akt:

Um zu den Bergwerken zu gelangen, wird von den nach Sibirien deportieren Gegangenen die Straße von Wladimirka auf halbem Wege als Haltepunkt benutzt. Die Zwangsarbeiter, die in den Bergwerken beschäftigt werden sollen, bilden eine lange lebende Kette. Der nach Sibirien verdammte Wassili befindet sich auch unter den Verurteilten. In ihm hat Stephana endlich ihre wahre Liebe gefunden, und da sie für immer an seiner Seite bleiben möchte, hat sie bei den Behörden die Erlaubnis erwirkt, den Zug der Gefangenen begleiten zu dürfen.

Warm angezogen steigt sie aus der von ukrainischen Pferden gezogenen Troika, sobald die Haltestelle erreicht ist. Ihre Villa hat sie an den Fürsten zurückgegeben und ihren beweglichen Besitz zu Rubeln gemacht, um sie an die Armen zu verschenken. Ihr Herzenswunsch ist es nun, mit Gottes Hilfe zu dem Verurteilten Nummer 107 zu gelangen. Trotz der vielen Schwierigkeiten, die sie voraussichtlich erwarten, verspricht sie Wassili, an seiner Seite zu bleiben.

Das schreckliche Sibirien soll die Strafe für ihr Lotterleben sein und mit Gottes Hilfe der Preis für ihre Erlösung. Hoffnungsvoll, aneinandergeschmiegt und sich gegenseitig stützend, brechen Wassili und Stephana - in die lebende Kette eingebunden - zu den Bergwerken auf.

3. Akt:

Eine schwache Frühlingssonne erwärmt die Luft. In den Bergwerken Transbaikaliens wird der Besuch des Gouverneurs erwartet. Die Zwangsarbeiter sind fleißig und zeigen Arbeitslaune.

Unter dem Vorwand, eine Nationalflagge nähen zu wollen, macht ein alter hinkender Invalide sich an Stephana heran und fragt nach einen Fetzen Textil. Doch das ist es nur ein Vorwand, um eine Botschaft loszuwerden, dass der Gefangene Nummer 98 sie noch vor dem Abend sprechen möchte.

Es ist Gléby, dem es keine Ruhe gelassen hat, Stephana aus den Augen verloren zu haben. Wegen Betruges und anderer Delikte ist er ebenfalls verurteilt worden und hat sich aus dem nahen Dorf Jakal zu den Bergwerken versetzen lassen. Einen Fluchtweg durch einen geheimen Gang hat er ausgekundschaftet. Er führt durch eine austrocknete Wasserader mitten durch die Heide. Doch Stephana - charakterlich gefestigt und tugendhaft geworden - weist eine Flucht an seiner Seite zurück. Sie liebt Wassili und schätzt Sibirien, ein Land welches sie die Liebe wieder entdecken ließ.

Der enttäuschte Gléby reagiert bösartig und erzählt allen im Gefangenenlager von ihrer Vergangenheit. Um den Auswirkungen der üblen Nachrede zu entgehen, plant Stephana nun den Fluchtweg mit Wassili zu nutzen, ohne das fragwürdige Unternehmen abschätzen zu können. Gléby hat Witterung aufgenommen und schlägt Alarm. Um die beiden an der Flucht zu hindern, schießen die Wachposten und treffen Stephana tödlich. Das Opernpublikum ist zufrieden, dass wenigstens Wassili am Leben bleibt, um seine Geliebte noch einmal umarmen zu können.


Letzte Änderung am 11.1.2015
Beitrag von Engelbert Hellen