Eduard Künneke (1885-1953):

Die lockende Flamme

englisch The Alluring Flame

Allgemeine Angaben zur Operette

Entstehungszeit: 1933
Uraufführung: 25. Dezember 1933 in Berlin (Theater des Westens)
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Erstdruck: Hamburg: Allegro Theaterverlag, 1934
Opus: op. 32

Zur Operette

Art: Romantisches Singspiel in acht Bildern
Libretto: Paul Knepler und Ignaz Michael Welleminsky
Sprache: deutsch
Ort: Berlin
Zeit: 1817

Personen der Handlung

E.T.A. Hoffmann: deutscher Dichter und Musiker (Bariton)
Ludwig Devrient: Schauspieler (Sprechstimme)
Dolores: eine spanische Tänzerin (Sopran)
Jarifa: ihre Dienerin (Sprechstimme)
Jacinto: ihr Tanzpartner (Tenor)
Lisbeth: Nichte des Gastwirts Lutter (Sopran)
Magister Tinte: Sekretär Hoffmanns (Tenor)
Friedrich de la Motte Fouqué: deutscher Dichter (Sprechrolle)
Lutter: Gastwirt (Sprechrolle)

Handlung

Im Weinkeller „Lutter und Wegner“ in Berlin - in der Nähe des Gendarmenmarktes - trifft sich jeden Abend eine Gruppe von Dichtern, Schauspielern und Musikern, um gesellig bei einem oder zwei Gläschen Wein zusammenzusitzen. Markanteste Person dieser Runde ist Ernst Theodor August Hoffmann, auch Gespenster-Hoffmann genannt. Die andere wichtige Persönlichkeit in der Gesellschaft ist sein Freund, der Schauspieler Ludwig Devrient. Zwei Dichter, etwas weniger berühmt, sitzen ebenfalls am Tisch. Es sind Friedrich de la Motte Fouqué (bekannt durch sein Märchen „Undine“, welches Hoffmann vertonte) und Ludwig Tieck. Man zecht miteinander und trinkt sich ein Räuschchen an. Der Lebensstil ist im Verhältnis zum Einkommen ein bisschen zu aufwändig und geht über ihre Verhältnisse, doch Lisbeth, die Nichte des Wirts, hat ein gutes Herz. Sie kassiert nicht kleinlich alle Schuldzettelchen ab, weil sie menschliche Wesen mit Bildung und Verstand gut leiden kann. Lisbeth verspürt nämlich eine heimliche und tiefe menschliche Zuneigung zum großem Schauspieler Devrient. Nicht zuletzt seinetwegen drückt sie ein Auge zu, wenn es um das Begleichen zeitlich zurückliegender Rechnungen für Getränke und Verzehr geht. Der Sekretär von Herrn Hoffmann ist Magister Tinte. Der Ärmste ist hoffnungslos in Lisbeth verliebt, obwohl das Mädchen ihm angedeutet hat, dass ihr für eine dauerhafte Verbindung etwas Höheres vorschwebt.

Der Dichter Hoffmann versteht etwas von Zauberspuk. Gemäß seiner Vorstellung bildet sich schon im zweiten Bühnenbild aus der Flamme, die im Kamin auflodert, ein Phantom, welches die Ähnlichkeit einer rassigen Frau annimmt. Das ist die „Lockende Flamme“, die Gespenster-Hoffmann den beschwipsten Zechkumpanen als geheimnisvolle weibliche Erscheinung offeriert.

Während man sich mit benebeltem Kopf mit der lockenden Flamme auseinandersetzt, geht plötzlich die Tür auf und eine rassige Zigeunerin verjagt jede Spur von einer Einbildung und wird als Realität aus Fleisch und Blut wahrgenommen. Die exotische Schöne kommt nicht allein - ihren Tanzpartner Jacinto hat sie gleich mitgebracht und dann setzt sie zum Monolog an: „In meiner Heimat in Andalusien...“, die den Betrachter in ihren Bann schlägt und sich wie eine Flamme in sein Bewusstsein einfräst. Die Begeisterung gerät zum Ensemble-Szene.

E.T.A. Hoffmann ist dafür bekannt, sich in alle möglichen und unmöglichen Damen sofort zu verlieben, wird aber in seiner Leidenschaft fast nie bestätigt. Im Moment hat er es besonders schwer, denn sein lieber Freund Devrient ist ihm zum Rivalen geworden. Auch er liebt die schöne Tänzerin vom ersten Augenblick an und ist von ihr wie behext.

Aber ist nicht ganz Berlin von der bezaubernden Dame, deren Heimat Andalusien ist, eingenommen? Es wird sich zeigen, denn Dolores, wie die Fremde heißt, hat bizarre Wünsche. Sie möchte nur ein einziges Mal zusammen mit dem berühmten Schauspieler Devrient auf der Bühne stehen, damit sie später erzählen kann, mit welcher Berühmtheit sie Theater gespielt hat. Der Intendant einer kleinen Bühne lässt sich bewegen und die Gesellschaft zieht los.

Doch dann erlaubt sich die Exotin eine Unverfrorenheit ohnegleichen: Nachdem sie ihren Wunsch erfüllt bekommt hat, hakt sie sich nicht bei Herrn Devrient ein und auch nicht bei Herrn Hoffmann, sondern ihrem Tanzpartner Jacinto wirft sie verliebte Blick zu. Damit hatte der Landsmann nicht gerechnet! Völlig verstört singt er die Arie: „Ich träume mit offenen Augen - ich träume.“ Lisbeth, die sich die Zuneigung von Herrn Devrient ausgemalt hatte, gewinnt ihre Fassung als Erste zurück. Auf dem Boden der Wirklichkeit wieder angekommen, gibt ihr die Vernunft ein, den Magister Tinte in ihre Arme zu schließen. Dafür muss er aber das Versprechen abgeben, nach der Hochzeit mit ihr jeden Tag ins Theater zu gehen.


Letzte Änderung am 15.4.2011
Beitrag von Engelbert Hellen