Carl Nielsen (1865-1931):

Saul og David

deutsch Saul und David / englisch Saul and David / französisch Saul et David

Allgemeine Angaben zur Oper

Entstehungszeit: 1898-1901
Uraufführung: 28. November 1902 in Kopenhagen (Königliches Theater)
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Erstdruck: Kopenhagen: W. Hansen, 1903
Verlag: Kopenhagen: W. Hansen, 2002
Opus: FS 25

Zur Oper

Art: Oper in vier Akten
Libretto: Einar Christiansen
Sprache: dänisch
englisch von Geoffrey Dunn
Ort: Palästina
Zeit: in biblischer Zeit (König Saul regierte von 1030-1010, König David von 1010-971)

Personen der Handlung

Saul: König von Israel
Jonathan: sein Sohn
Michal: Sauls Tochter
David: Musiker und Waffenträger des Königs
Samuel: der Prophet
Abner: Sauls Feldherr
Abishai: Davids Kompagnon
Witch of Endor: eine Hexe
Weitere: Soldaten, Priester, Volk

Handlung

1. Akt:

1
In der großen Halle im Hause König Sauls zu Gilgal haben sich die Würdenträger des Reiches, unter ihnen sein Sohn Jonathan und der Feldherr Abner, versammelt. Israel schreit in Not, denn die Philister wollen es unterwerfen und drohen mit Waffengewalt. Abner hat für die Passivität seines Königs kein Verständnis, denn die Zeit drängt. Widerwillig muss Saul Rücksicht auf den Propheten Samuel nehmen, der beansprucht, die Opferhandlungen zu eröffnen, um Jehova wohlwollend zu stimmen, damit er den Sieg verleiht. Die Kundschafter haben herausgefunden, das Potential des Feindes sei auf 3000 zweirädrige Streitwagen und sechstausend Mann zu Pferde einzuschätzen - das Fußvolk, unzählig wie der Sand des Ozeans - nicht eingerechnet. Der Prophet hat seine Ankunft vor einer Woche angekündigt, erschienen ist er nicht, obwohl sein Domizil in Ramah nur eine Tagereise entfernt liegt. Jonathan kann dem Vater auch keine Hoffnung machen und fleht, noch eine Stunde zu warten. Abner drängt auf eine Entscheidung, denn das Volk ist schmerzhaft beunruhigt und versteckt sich aus Angst im Dickicht und in Höhlen. Ist er nicht der Gesalbte des Herrn? Wenn der Prophet mit der Ankunft in Verzug ist, sollte es dem König erlaubt sein, Wein und Korn am Altar zu opfern und das Ochsenblut fließen zu lassen. Der Graubart überschätzt seine Geduld, Saul gehört das Zepter. Der König ist Jehovas Stellvertreter auf Erden und nicht Samuels Sklave. Mit Billigung der Priester beginnt der König mit der Zeremonie und alle hoffen zuversichtlich, dass der weiße Rauch senkrecht aufsteigt. Der Frauenchor unterstützt die Opferhandlung mit schmückenden Voraussagen und Gebeten, Jahwe möge die Feinde der Kinder Israels mit fürchterlicher Hand richten. Jonathan fürchtet, dass der Vater ein Sakrileg begeht, wenn er Samuel übergeht und das Opfer selbst zelebriert.

2
Kaum zu glauben: nachdem der König mit der Opferhandlung begonnen hat, löst sich Samuels Gestalt aus der Menge, richtet sich vor dem König auf und beginnt mit Vorwürfen. Gegen den Ungehorsamen wird die Hand des Herrn sich erheben, weil er nicht warten kann. Der König entschuldigt sich damit, dass die Zeit drängt und er deshalb die Zeremonie schon eingeleitet habe. Der Prophet habe den verabredeten Zeitpunkt nicht eingehalten. Samuel kommt, wann Gott es ihm befiehlt, blockt Samuel den Einwand ab. Da der König aber dem Willen Gottes zuwiderhandele und nicht gehorcht habe, müsse er nun die Konsequenzen tragen. Jehova hätte sein Königreich gesegnet und durch seine Hand große Wunder vollbracht. Das wird nun nicht passieren und der Nachbar darf sich das Königreich nehmen. Saul bringt den Einwand der Pflichterfüllung, das Königreich, welches der Herr ihm gegeben hat, schützen zu müssen. Nun, was Gott gibt, kann er auch ganz schnell wieder wegnehmen. Aber der Herr ist doch gar nicht zornig, sondern hat das Opfer akzeptiert. Hören und Gehorchen sei besser, als Ochsenfett und gefüllte Kelche anzubieten. Saul hat es gewagt, das Wort Gottes abzulehnen, und zur Strafe wird ihm sein Königreich entzogen. Der Gemaßregelte ist eingeschüchtert, fällt Samuel zu Füßen und bittet um Vergebung für all seine Sünden. Jonathan und das Volk versuchen, den Erzürnten zu besänftigen. Die Menschen flehen, dass der Prophet nicht von ihnen weichen möge. Der Hochverehrte lässt die Bittenden nicht ohne Trost und sie sollen ohne Furcht sein. Große Dinge werden geschehen, aber nicht durch Saul, denn die Tage seiner Herrschaft sind gezählt. Saul inszeniert Reue und versucht vergeblich, den sich Entfernenden am Mantel festzuhalten. Dieser ruft ihm noch zu, dass der Geist des Herrn sich von ihm entfernen, ein böser Dämon ihm zusetzen und seine Seele in Unruhe versetzen werde.

3
Die Flamme flackert auf dem Altar. Der Chor hat sich nach Samuels Auftritt die Meinung zugelegt, dass Gott über den König die Stirn runzelt. Einmal mehr setzt Jonathan seine diplomatischen Fähigkeiten ein, um die Wogen zu glätten. Der Gott der Väter sei voller Mitgefühl, wenn er um Gnade bäte und weine, werde der Weltenherrscher seinen Kummer erträglich gestalten. Reue über seine Sünden soll ihn erfüllen, dann wird er auch Verzeihung erlangen. Aufklärung oder einen Dialog, was der König besonders Schlimmes getan hat, gibt Jonathan nicht. Saul fragt danach auch nicht, Samuel hat ihn niedergedrückt und erklärt, dass der Herr nie vergeben wird. Sauls Geist wird verwelken wie das Gras und seine Stärke sich in ein schwankendes Schilfrohr verwandeln. Wenn es sein Wille ist, sollen die Feinde getrost über das Land herfallen wie Heuschrecken über den blühenden Obstgarten. Der Herr soll Disteln wachsen lassen und die Bienen keinen Honig mehr produzieren. Der Fluss soll das fruchtbare Land überfluten und Geröll und Schlamm die blühenden Wiesen bedecken.

4
Die Kundschafter haben Neuigkeiten gebracht, doch der König ist nicht in Stimmung, um Abner anzuhören. Er schickt ihn fort und Jonathan begleitet ihn hinaus. Saul ist allein, sitzt unbewegt auf seinem Thron, presst die Fäuste zusammen und schaut zum Himmel. Ein undefinierbarer Hass überkommt ihn und sein Herz rebelliert gegen den König der Könige. Die Schlange wollte sein wie Gott, auch er wird dem Herrn in Augenhöhe begegnen. Er wird es nicht hinnehmen, dass er schlecht gemacht wird, denn für sein Land gibt er seine ganze Kraft. Seinem Fluch wird er sich nicht beugen und er sendet ihn unbeeindruckt zurück. Ärger gegen Ärger, Hass gegen Hass! Doch dann spürt Saul, wie der Engel des Todes über ihm schwebt. Der Tod ist Jehovas Glorie, der Tod ist seine Macht! Die Schlange log, der Mensch kann nicht sein wie Gott!

5
Unbemerkt hat Jonathan die Halle betreten und wird von einem jungen Mann begleitet, der wie ein Schäfer gekleidet ist. Der König ist abgespannt und müde und hält sein Gesicht in den Händen verborgen. Mit seinem Saitenspiel soll der Freund den gesalbten König seinem Volk zurückgeben. Therapie durch Musik könnte hilfreich sein.

Kein bisschen scheu tritt David vor Sauls Thron und stellt sich vor. Er heißt David und kommt aus den Tälern Bethlehems, wo er die Herden des Vaters hütet. Im Frühling ernähren sich die Schafe von Gräsern und Blumen, dazu erklingt der Gesang der Vögel. Mit seinem Spiel verherrlicht er den Tagesanbruch und seinen Zauber, den Regen und den Tau, der sich am Morgen über das Gras gelegt hat. Seine Lieder erzählen von den Sternen, die nachts im Zwielicht am Himmel vorüberziehen.

Saul wird aufmerksam und fordert seinen Besucher auf, Saitenspiel und Gesang erklingen zu lassen. Wenn das Herz mit Kummer belastet ist und keine Ruhe findet, wenn die Nacht mit Weinen verbracht wurde, kehrt der Tag, des Himmels Gabe, zu den Menschen zurück und im sonnenbeschienenen Garten blühen die Rosen. Saul hört aufmerksam zu. Vom Lob Gottes weiß David ebenfalls zu singen. Der Herr ist in Licht gekleidet und wie eine Gardine breitet er den Himmel über die Erde aus. Er wandert auf den Flügeln des Sturms und wirft Manna auf alles, was er geschaffen hat. Die Tiere des Feldes trinken aus den Bächen, die von den Bergen kommen. Wie der Tau in der Wüste erfrischt Davids Stimme die Seele des Königs.

Während David singt, hat Sauls Tochter Michal die Halle betreten und lauscht. Ohne Zweifel – der Knabe hat Talent! Lob allem Lebenden, jede Stimme lebt auf, die den Namen des Herrn ehrt und besingt. Lob dem Landmann, der die Garben bündelt und das Korn einfährt, sowie dem großen König, in dessen Weinbergen die Winzerinnen die Trauben pflücken. Die Männer besitzen Stärke und die Frauen Milde, Preis dem Herrn, der in seiner Freigebigkeit alles bewilligt hat, denn er ist gnädig. Saul spart nicht mit Applaus. Es dünkt ihm, als ob die Berge singen und die Flüsse dazu mit den Händen klatschen würden. Er steht von seinem Thron auf und fragt Jonathan, wen er mitgebracht habe. Die Antwort gibt David, er sei Jonathans Freund in beiderseitigem Abkommen und Gott ist ihre Weisheit.

Sauls Miene erfüllt sich mit Freude, dem Unbekannten öffnet er seine Seele. David, o David, große Dunkelheit sei auf ihn gefallen. Der böse Geist drücke ihn nieder und binde ihn mit Ketten in einem Gefängnis, dessen Tür mit einem Stein abgesperrt ist. Niemand auf der Erde könne ihn wegrollen, keiner außer ihm. Nun ist er gehoben, nachdem er sang. David soll bleiben, zu seiner Seele spielen und in seinem Haus wohnen. Er soll sein Waffenträger sein und an der Seite des Königs sitzen. Jonathan und Michal freuen sich, dass David zustimmt. Gern will er dem Gesalbten des Herrn dienen, im Streit sei er ein Mann von Wert. Den Löwen, welche versuchten, die Herden des Vaters zu reduzieren, habe er die Beute entrissen. Mutig sei des Königs Sohn und lieblich seine Tochter. Saul umarmt David und dankt Gott für den Tag, dass er ihn schickte. Das Feuer des Lebens hat David im König neu entfacht. Gott wird gut zu denen sein, die auf seiner Seite wandeln. Abner ersucht erneut um Audienz, Saul ist nun dialogbereit. Jonathan umarmt David und verlässt mit Abner und dem König die Halle. David und Michal bleiben allein zurück, eine günstige Gelegenheit für den Komponisten, den ersten Akt mit einem Liebesduett zu beschließen.

6
In der Kühle des Abends sah er sie als die Schönste inmitten ihrer Mädchen auf dem Hügel stehen. Der Duft von Gewürzen drang über den Bach zu ihm herüber. Wohlgeruch tropfte von ihrem Schleier und küsste die tausend Blüten ringsumher. Der süße Klang ihrer Stimme wehte zu ihm und seit dieser Zeit sehnte er sich nach ihr. So stark war die Sehsucht, dass er mit seinen Tränen nachts sein Lager wässerte. Michal erinnert sich, dass er die Hand an seine Stirn hielt und nach der sinkenden Sonne schaute. Oder schaute er nach ihr? Der Kopf war ganz in Gold getaucht. Er stand wie eine Zeder, so wie sie nur auf dem Berg Gilead wächst. Was hat er noch gedacht? Sie soll zuerst erzählen! Nun, sie stellt sich vor, sie würden durch den Wald schweifen und an einer Quelle niederknien. Aus dem murmelnden Bach würde er Wasser mit der hohlen Hand schöpfen und ihr zu trinken geben. Dazu würden die Vögel singen und sie würden es ihnen gleichtun und turteln wie die Tauben. Seine Phantasie stellte sich vor, dass ihre Haare im Morgentau erstrahlen und er seine Wange auf ihren kühlen Kopf legt, den er an seiner Brust geborgen hält. Damals träumte er, dass sie ihm ihre Lippen gab. Michal soll es jetzt tun. Sie tropfen wie Honig. Unter seinen Küssen sind die Augen geschlossen und Michal weint vor Glück. Seine Arme halten sie umschlossen, und nur für ihn ist dieses Gartens Blütenpracht bestimmt. Niederlegen wird sie sich in Zufriedenheit und ihr Siegel hat sie auf sein Herz gesetzt. Bei weitem stärker als der Tod ist ihre Liebe. Hingerissen umarmen sich beide und fixieren aus dem Fenster des Palastes die sinkende Sonne.

2. Akt:

7
Saul sitzt auf seinem Thron, David und Michal sind bei ihm. Es ist Musikstunde. David spielt vor dem König auf seiner Harfe. Sauls Türwächter will Abner nicht hinein lassen, obwohl er wichtige Neuigkeiten ankündigt. Wer wagt es, den König zu stören, wenn der Hofmusiker von der Milde der Frauen singt? Zum Singen ist jetzt nicht die Zeit! Die Philister haben oberhalb des Tals ihr Feldlager aufgeschlagen. Das Volk zittert in Furcht. Führer des Militärs drängen in den Saal. Der König möge sich aus seiner Gelassenheit erheben. War der Herr nicht auf Jonathans Seite und hat die Feinde zerstreut? Nun, in größerer Zahl sind sie wiedergekommen, etwa zehnmal stärker. Angeführt werden sie von einem Riesen, der sich Goliath nennt. Seine Arme sind wie Eisen, und zielsicher wirft er den Speer mit einer Klinge scharf wie ein Schwert. Goliath, Goliath! Er provoziert die Kinder Israels am Morgen, am Mittag und am Abend. Mit lautstarker Stimme fordert er sie auf, einen Mann auszuwählen, der bereit ist, gegen ihn zu Kämpfen. Dem Sieger soll das Land des Besiegten gehören. Man schämt sich, weil sich keiner traut, das Großmaul zu stopfen. Schande über Israel! Der König selbst soll das Schwert ziehen und den Herausforderer bestrafen. Doch Saul sitzt in Düsternis und Niedergeschlagenheit auf seinem Thron. Gott hat ihn verlassen, sein Geist ist gegangen und kampfunfähig das Schwert in seiner Hand. Wer soll das Volk schützen, wenn der König nicht bereit ist?

8
David nähert sich dem Thron. Die Herausforderung soll den König nicht erschrecken. David wird sich zum Kampf stellen. Michal ist tödlich erschrocken. David, liebster David! Saul äußerst seine Bedenken, Goliath sei ein Krieger von Kindheit an und David gerade dem Knabenalter entwachsen. Um die Herde seines Vaters zu schützen, wendet der Angesprochene ein, hat er den Löwen beim Bart genommen, ihn hingeschmissen und das Zicklein seinem Maul entrissen. Er vertraut auf den lebendigen Gott, dass er mit ihm sein und seinen Arm lenken werde, wenn er Goliath gegenübersteht. Die Krieger haben Vertrauen und rufen: David! David! Michal wirft sich dem König zu Füßen, Sauls Seele ist betrübt, doch Israel braucht solch einen Mann. In Gottes Namen soll er gehen und ihm das Haupt des Riesen bringen. Als Belohnung wird er seine Tochter zur Frau erhalten. Wenn das keine Verlockung ist! David beugt das Knie vor dem König, und Michal stellt sich wieder auf ihre Füße. Der König will dem Kampfbereiten Waffen und Rüstung ausleihen und ihm den Helm auf den Kopf setzen, doch das Metall hat zu viel Gewicht und würden dem Hirten die Bewegungsfreiheit einengen. Mit der Schleuder in seiner Hand kann er Saul niederstrecken. Zuvor wird David zum Fluss gehen und ein paar Steine auswählen, welche mit spitzer Kante die Luft durchschneiden. Michal fürchtet, dass Goliath ihm seinen Speer in die Seite stoßen wird. Doch der König wird nun mutig und fordert seinen Feldherrn auf, vor dem feindlichen Lager zu proklamieren, dass David fertig sei, mit dem Herausforderer zu kämpfen. Gott habe ihn auserwählt.

9
David soll sein Herz in die Hand nehmen, damit er nicht versagt. Noch einmal schlingt Michal ihre Arme um Davids Nacken. Ihres Lebens Entzücken möge ihn nicht verlassen. Durch den Schleier ihrer Tränen sieht sie den lieben Mann scheiden. Ihre Mädchen versuchen, ihr den Abschied leicht zu machen. Gesegnet sei sie unter den Frauen, einen solch mutigen Helden ihr eigen zu nennen, und beschreiben blumig seine positiven Eigenschaften. Doch Michal entgegnet traurig, dass die Nacht gesegnet war, als er das erste Mal zu ihr kam und er an ihrer Brust ruhte. Doch wenn sie nun in dieser Nacht kommen und seinen blutenden Körper auf ihr Lager legen, würde sie ebenfalls vom Leben Abschied nehmen, den See des Todes aufsuchen, über den kein Vogel fliegt.

10
Michal starrt stumm vor sich hin. Sie kann es sich nicht vorstellen, dass David lediglich mit einer Schleuder bewaffnet gegen den Riesen ankommt. In ihrer Vorstellung sieht sie, wie Goliath den Speer in der erhobenen Hand balanciert und dieser gleich dem Schnabel eines Adler von der Spitze des Berges herabstürzt und den Liebsten zu Tode trifft. Michal fällt hin. Doch die Mädchen bemühen sich um die Verzweifelte. Sie soll doch warten, bis der Bote Gewissheit bringt.

11
Kein Reiter würde sein Pferd zur Eile treiben, wenn er eine schlechte Nachricht zu überbringen hätte. Michal erkennt ihren Bruder Jonathan, der durch das Tal geritten kommt und mit einem Palmzweig winkt. Ach, es ist die Freude, die dem Pferd Flügel verleiht. Die Staubwolke zu seinen Füßen tanzt vor Seligkeit. Gesegnet sei Israel und Davids Hand. Ermordet ist der Riese. Jonathan berichtet, dass Goliath vor Beginn des Kampfes zornig ausrief, dass er Davids Leiche den Tieren des Feldes und dem Geflügel des Himmels zum Fraß vorwerfen will. Doch David antwortete, dass Gott ihn schütze, entnahm gelassen einen Stein seiner Hirtentasche, legte ihn behutsam in die Schleuder und holte aus zum Wurf. Mächtig traf der spitze Stein den Herausforderer an die Stirn, so dass er mit dem Gesicht zur Erde hinfiel. David rückte vor, nahm des Feindes Schwert und schlug dem Kampfunfähigen den Kopf vom Rumpf. Halleluja!

12
Unter Jubel und Lobpreis drängen Krieger und Einwohner in die Halle. Saul begleitet den Sieger, gefolgt von einer gewaltigen Prozession fröhlicher Menschen. Michal rennt auf David zu und umhalst ihn. Harfen und Zimbeln ertönen, um die Liebenden zu vereinen. Für immer sind sie füreinander bestimmt, wie Saul es versprochen hat. Man erinnert sich an die Partnerschaften von Isaak und Rebecca sowie Jacob und Rachel. Ein doppeltes Fest wird an diesem Tag zelebriert: den Triumph über den Feind und die Freude über das liebende Paar. Blüten werden gebracht und mit Palmzweigen wird gewedelt. Grüne Ranken schlingt man um die Säulen. Die Menschen jubeln: Saul hat tausend erschlagen, aber David zehntausend.

13
Saul wird unruhig und murmelt zu sich selbst den vernommenen Spruch. Kann es angehen, dass ein Schäfer größer sein soll als der König? Er beargwöhnt die leuchtenden Augen der Frauen und Kinder. Seine Stirn ist zerknittert im Zorn: 1000 Mücken für ihn und zehntausend Löwen für David. Die jubelnde Menge wird dem Emporkömmling den Rückhalt geben, Sauls Königreich an sich zu reißen – alles eine Frage der Zeit. Jonathan bemerkt den Unmut des Königs als erster. Seinen Jähzorn fürchtend, hören die Tänzer auf, sich zu drehen. Der Chor stellt fest: Saul fühlt sich nicht wohl. Jonathan wendet sich an David. Das alte Leiden plagt den König. Er soll seine Harfe nehmen und singen, um ihn zu beruhigen. Ja, man soll ihn Musik hören lassen. Aber er soll mit Fertigkeit spielen und nicht die Wunde in seinem Inneren berühren. Leid würde es dem Sänger tun, wenn Saul Blut an seinen Händen gewahrt. Besessenheit hat ihn im Griff, kann Jonathan seinem Freund noch warnend zuflüstern.

14-15
David nimmt seine Harfe auf, steht vor Saul und trägt in Ruhe seine Verse vor: Herr ich betrete deinen geheiligten Hof mit gesenkten Augen und mit ruhigem Lob. Kein Neid oder Stolz regt sich in den Gedanken. Von meinem Herzen geht keine Eitelkeit aus, die mich blendet. Meine brennende Seele habe ich ruhig gestellt und geläutert. Alles, o Gott, tat dein Diener zu vollenden, dass du, o König, geehrt und gesegnet bist. Alles tat dein Diener zu vollenden...

Saul springt auf im Zorn. Der Schwindler, der Lügner. Er preist Jehova und meint dich selbst. Falschheit wohnt in seiner Brust und Lüge kommt aus seinem Mund. Schaum quillt von des Königs Lippen und Feuer leuchtet aus seinen Augen. Saul ist wütend, stellen der Chor und David fest. Der Verschwörer gefährde sein Leben. Stolz und Triumph, der allein dem König gehört, beansprucht er für sich. Michal wirft sich dem Vater zu Füßen. Nie wird er seiner Tochter Anmut in sein Haus und sein Bett geben. Sofort soll David sein Haus verlassen. Saul ergreift seinen Speer und in seiner Leidenschaft und Besessenheit sendet er ihn zu David, der flink zur Seite springt. Der Chor drückt seine Besorgnis aus. Davids letzte Worte sind, dass Gott sein Urteil fällen und man sich wieder treffen wird. Stolz schreitet der Hinausgeworfene aus der Halle. Der Tobsuchtsanfall hat den König erschöpft, und im Angesicht des Volkes bricht er vor seinem Thron zusammen.

3. Akt:

16
Saul hat sich entschlossen, mit seiner Streitmacht nach dem Ausreißer zu suchen und ihn einzufangen. Noch nie in der Geschichte der Musik wurde einem Hofmusiker so viel Aufmerksamkeit zuteil. Seine Heerscharen lagern zu Füßen des Hachilah-Hügels. Saul und seine Krieger schlafen. Michal und ihr Bruder Jonathan sind beeindruckt von dem Naturschauspiel einer mondbeschienenen Frühlingsnacht. Prächtig sind die Sterne, und die Palmen werfen einen Schatten. Die Hallen des Himmels sind geschmückt wie zu einem Fest. Jeder, der kommen möchte, ist eingeladen. Menschen voller Sehnsucht kommen zuerst und bleiben bis zuletzt, meint Michal. Menschen in Traurigkeit, die vor sich selbst fliehen, offenbart die Nacht ihr schimmerndes Geheimnis, und sie zittern in Hoffnung. Träumend wie wir werden Generationen kommen und in eine Nacht starren wie diese. Sie werden erfüllt sein mit Wünschen für ein Ziel, welches sie nie erreichen können. Michal denkt an David: Wo weilt der Geliebte heute Nacht? Wo steht der Baum, an den sein Pferd angebunden ist? Wo befindet sich das Feld, auf dem er sich verbirgt, um die Nacht zu verbringen? Er atmet die gleiche Luft, doch das Echo seiner Stimme dringt nicht zu ihnen. Verschluckt wird sie wie Regen in der Wüste. Jonathan nimmt Michals Hand. Der geliebte David schaut zu den gleichen Sternen auf wie wir.

17
David und sein Gefährte Abishai erscheinen auf der Spitze des Hügels, um Sauls Feldlager zu überblicken. Die vielen Menschen wirken auf sie wie eine belebte Insel in der endlosen Wüste. David schickt sich an, den Hang hinab zu steigen und sein Begleiter fragt ihn, was er zu tun gedenke. Dem König will er einen kleinen Besuch abstatten. Er will nach ihm sehen und ihm zeigen, dass er keine Furcht vor ihm hat. Ungeachtet von allem, was geschehen ist, will er ihm sagen, dass er ihn vor allem lieb hat. Der Junge gibt zu bedenken, dass Saul ihn umbringen wird. Wenn Abishai Furcht hat, muss er nicht mitkommen! Behutsam stehlen sie sich durch das Camp und finden Saul schlafend inmitten seiner Krieger. Wirr murmelt er Unverständliches, offenbar suchen Träume ihn heim, seine Fäuste hält er geballt. Abishai schlägt vor, ihn mit dem Speer einfach zu erstechen. David hält den Unbesonnenen am Arm fest. Selbst wenn es tausendmal in seiner Macht stünde, wird der Gesalbte des Herrn vor seiner Hand geschützt sein. Aber den Speer könnte man von seiner Seite bewegen und auch die Feldflasche mit Trinkwasser wegnehmen. Wie geheißen, schleicht Abishai sich heran und bewegt die Gegenstände von Sauls Seite. Schnell verlassen die beiden Eindringlinge das Lager und klettern zurück auf den Hügel.

18
Nun spielt David dem Abner völlig unverdient einen bitterbösen Streich. Der Morgen ist erwacht und mit lauter Stimme ruft er ins Tal: Abner, wo bist du? Wach auf und erhebe dich von deinen Füßen. Wie bewachst du deinen König? Blind bist du für die Gefahr! Beginne dich zu bewegen! Es kommt Leben ins Lager. Der Opernchor stellt fest, dass auf dem Hügel ein Mann steht. Aber wer ist er? Sauls Speer ist verschwunden und seine Wasserflasche ebenfalls. Jemand hat den König missachtet, aber man hat keinen Laut gehört. Der Mann soll herunterkommen und erklären, was seine Anwesenheit zu bedeuten habe. Saul meint, der Stimme nach könnte es der gesuchte David sein. Er ist es tatsächlich! David, mein Liebster, ruft Michal erfreut aus – David, mein Bruder, lässt Jonathan sich vernehmen. Nun wendet David sich direkt an den König. Sein Speer trieb ihn fort von seinem Haus und seinen Hass setzte er wie einen Jagdhund auf seine Fährte. Tatsächlich war sein Leben in der Nacht in seiner Hand und David tat ihm nichts zuleide. Saul ist gerührt, David sein lieber Sohn soll von der Spitze des Hügels herunterkommen. David beteuert: Gott sei sein Richter. Niemals war Falschheit in seinem Herzen, nicht ein Gedanke an Rache, keine Bosheit, kein Groll. Saul soll ihm sagen, weshalb er verbannt wurde. Er gab den Befehl. Schau, hier ist der Speer. Er war mit Blut bedeckt, aber diese Nacht habe David ihn gewaschen. Er soll einen von seinen Leuten hochschicken, um ihn abzuholen. Gott segne seinen Gesalbten. Leb' wohl! Michal fasst Saul am Arm. Der Vater soll ihn bitten, nicht wieder zu gehen. Jonathan ruft, Saul habe ihn seinen Sohn genannt, die Unstimmigkeit tut ihm leid. Jonathan eilt den Hügel hinauf, nimmt David bei der Hand und führt ihn ins Lager. Michal eilt den beiden entgegen und schließt ihren Liebsten in die Arme. Mit ausgestrecktem Arm kommt Saul David entgegen: Mein Sohn, du bist besser als ich. Schlimm habe ich gegen dich gehandelt. Du belohntest Jähzorn mit Güte! Nun hat er zurückgefunden!. An diesem wundervollen Tag soll David nicht taub sein für seine Reue. Gott ist seine Weisheit. Keinen treueren Diener hat der König in seinem Haus, bekennt David. Der Chor preist den Aufgang der Sonne, und die Solisten stimmen ein.

19
Abishai war auf der Hügelspitze zurückgeblieben. Er ruft hinunter, dass aus der Wildnis eine Gruppe sich langsamen Schrittes auf das Lager zubewege. Sie seien weiß gekleidet und auf einer Liege transportieren sie einen Mann in schäbiger Kleidung. Der alte Mann wirke bleich und eingefallen und sähe aus als ob er tot sei. Mit einer Stimme ruft ahnungsvoll der Chor den Namen Samuel. Saul ist über den Besuch nicht glücklich. Gewiss ist er gekommen, um ihn anzugreifen und mit Flüchen zu belegen. Wird Gott ewig über ihn zu Gericht sitzen? Doch der Chor ist anderer Ansicht: Gott setzte ihn als Licht für alle. Das Volk gibt den Weg respektvoll frei, und die Liege wird vor Saul zu Boden gesetzt. Samuel ist krank und dem Tode nahe. Von Abner lässt er sich erklären, wohin man ihn getragen hat. Dann erkundigt Samuel sich, ob David von Bethlehem, der letzte vom Stamme Jesse, anwesend sei. David tritt vor, und der Prophet erklärt seinen Besuch. In seinem Haus in Ramah lag er im Sterben, als er neben seinem Bett die Stimme des Herrn wahrnahm. Der Gott der Väter wies ihn an, das Horn mit Öl zu füllen und sich auf den Weg nach Süden zu machen. Wenn die Sonne aufgeht über dem Hachilah-Hügel, werde er ihm den Mann zeigen, den er als Herrscher über Israel erwählt habe. Es ist David von Bethlehem. Saul macht einen Einwand geltend und zweifelt die Botschaft des Herrn an. Hat Israel nicht schon einen Herrscher? Kann der Prophet nicht einer Sinnestäuschung erlegen sein. Nicht die Stimme des Herrn habe er gehört, sondern seine eigene. Der todbereite Samuel lässt sich nicht beirren, er kann noch wettern. Lange Zeit habe der Herr Geduld und sei missmutig gewesen mit ihm. Deshalb geht seine Regierungszeit jetzt zu Ende. Jetzt ist es an Saul, in Wut zu geraten. Der Spötter soll sterben, er mache sich lustig über Gottes Pakt mit dem wahren Gesalbten. Mit einiger Anstrengung kann Samuel sich vom Lager aufrichten. Die Kiefer der Erde werden sich öffnen und jeden verschlingen, der gegen den Herrn murrt. Wie stellt der Prophet sich das vor? Soll Saul geduldig stehen und der Unehre, die ihm widerfährt, zusehen? Gottes rechte Hand wir ihn fassen und seine Knie niederbeugen. Das Volk kniet nieder, und voller Qual schaut Saul zu, wie David vor Samuel niederkniet und dieser ihn zum König von Israel salbt. Der Greis spricht die Worte, dass er nun der Führer seines Volkes sei, auf seinen Lippen lägen alle Kommandos. Die Hand des Herrn wird ihn führen und in seinem Namen wird er das Volk aufrichten. Israels Hoffnung ruht in Gott - heute und immer.

Samuel hebt seine Hand zum Himmel. So ist es nun getan, seine Aufgabe ist beendet und der Kampf gekämpft. Der Gott Israels soll ihn zu sich nehmen. Befreit sein soll seine Seele von diesem krümmelnden schimmeligen Lehm. In Frieden wird er gehen mit seinem heiligen Namen auf den Lippen. Er fällt zurück in die Kissen und der Chor erklärt, sein Geist sei nun bei Gott.

20
David schließt Samuels Augenlider. Hasserfüllt lässt Saul sich vernehmen: Nie wieder wird der Dahingeschiedene seinen Mund öffnen, um seine Verachtung über Jehovas Gesalbten auszugießen. Ihm, Saul, gehört die Macht, und an ihm ist es zu herrschen. Seine Leibwache soll nun seinen ungetreuen Diener in Gewahrsam nehmen. David war es, der es wagte, ihn in seiner Gegenwart des Königtums zu berauben und ihn von seinem ehrenhaften Namen zu befreien. Er ist ein Verräter. Die Krieger bilden einen Kreis um David. Doch Michal stellt sich an seine Seite. Niemand soll es wagen, den als neuen König Erwählten anzurühren. Heilig ist Davids Person. Saul befiehlt, seine Tochter zu ergreifen. Doch diese ist rhetorisch gewandt. Aus seinem leblosen Körper beobachte Samuel alles, was geschieht. Er hat den Willen Gottes gebracht und in die Tat umgesetzt. Die Krieger fallen zurück und Michal ergreift Davids Hand. Sie wird ihrer Liebe folgen, wenn er gejagt wird, will sie verbannt sein mit ihm. Saul gibt erneut Befehl, beide niederzureißen, findet aber kein Gehör. Auch David verteidigt sich. Er hat den König um nichts gebracht, weder um seinen Namen noch um seine Tochter. Den Titel und die Braut, beides hat er von Gott erhalten. Saul kniet nieder in Furcht und Jonathan ist von Verzweiflung ergriffen. Das Volk gibt den Weg frei für David und Michal, die unbehelligt über den Hügel entkommen.

4. Akt:

21
Die Philister haben ihre Kräfte gesammelt und planen einen Angriff auf Israel. Saul greift in seiner Verzweiflung zu einem ungewöhnlichen Mittel, um Information zu erhalten. Zusammen mit Abner sucht er die Hexe von Endor auf. Die Nacht ist wild und stürmisch, als sie an ihre Hütte klopfen und rüde Einlass begehren. Die Hexe erklärt, dass ihre Wohnung kein Gasthaus für müde Wanderer sei. Die beiden drohen, sie seien kräftige Männer und würden die Tür einbrechen, wenn sie nicht aufmache, worauf die Verängstigte sich bequemt und mit einer Lampe leuchtet. Was ihnen einfalle, mitten in der Nacht eine einsame Frau zu erschrecken? Abner fragt, ob sie die Person ist, die in der Lage sei, Geister zu beschwören, die Zukunft zu deuten und Tote aus ihren Gräbern aufzuscheuchen. Wissen die beiden nicht, dass der König in diesem Land alle Hexer und Wahrsager ausgerottet hat? Auch sie spürt die Schlinge um ihren Hals. Saul schwört, dass sie für diesen Dienst nicht bestraft wird. Die Magierin erkennt den König und ist erschrocken. Er soll beim Königreich des Todes schwören, dass man ihr nichts zuleide tun wird, dann wird sie seinen Wunsch erfüllen. Wen soll sie vorführen? Samuel sei der einzige, den sie zu bringen hat. Die Hexe fürchtet um ihre Wohnung; wenn der Gewünschte kommt, wird die Bruchbude sich schütteln und er die Dachbalken zum Biegen bringen. Saul beschwichtigt sie mit einem Beutel Gold für möglicherweise anfallende Reparaturarbeiten.

22
Die Hexe gibt nun Weisung, dass die Besucher sich zur Wand drehen und sich zur Erde beugen sollen. Keineswegs dürfen sie die Erscheinung erblicken oder ihr gar ins Gesicht schauen, weil jeder Geist befürchtet, einen optisch unvorteilhaften Eindruck zu hinterlassen. Die mächtige Sheol, die Herrscherin über das Totenreich, sei ihre Freundin. Diese fordert sie nun auf, Samuels Seele eingehüllt in Düsterheit und Laken aus ihrem Land nach oben zu schicken. Als Lebenden soll sie Samuel erscheinen und mit seinem Mund Worte sprechen lassen. Hilfsweise soll sie ihm Flügel ausleihen, damit er in Frieden wieder verschwinden kann. „Samuel, Samuel, komm“ lautet die unmissverständliche Aufforderung. Unter Getöse tut sich ein Lichtschacht auf und beleuchtet die Hütte. Saul will wissen, was die Hexe sieht. In der Flut von Licht erscheint ein alter Mann, eingewickelt in seine Grabkleidung. Es ist tatsächlich Samuel, der furchtbar schimpft, dass man die Schnur um sein Leichentuch zerrissen hat. Er ist der Welt überdrüssig und flucht, dass man seinen ewigen Schlummer störte. Saul entschuldigt sich und bittet um Mitleid. Die Anwesenheit der Feinde in seinem Lande sei an Zahl unverhältnismäßig stark angewachsen und beunruhige ihn schmerzhaft. Gott habe sich von ihm entfernt und er ruft vergeblich nach ihm. Der Herr will nicht antworten, weder durch Propheten, noch durch Träume, noch durch Visionen. Was soll er tun, wo kann er Hilfe finden? Warum fragt er? Alles ist ihm bereits gesagt worden und ermahnt wurde er auch. Gott ist im Ärger von ihm gegangen und Hilfe wird er nicht finden. Die Philister werden im Morgengrauen angreifen und seine Leute zerstreuen. Seine Söhne werden im Kampf fallen und David sein Königreich erben. Sprechzeit zu Ende, Samuel verschwindet im Schacht! Furcht und Schrecken zeigt sich in den Gesichtern der Fragenden.

SZENENWECHSEL

23
Wie Samuel vorausgesagt hat, greifen die Philister am Morgen an und können das Glück der Schlacht auf ihre Seite bringen. Die Krieger Israels fliehen und Abner kann sie nicht motivieren, weiter zu kämpfen. Das Schlachtfeld ist mit Leichen übersät. Alle Hoffnung ist verloren. Jonathan hat es erwischt. Tödlich verletzt liegt er am Boden, Abner ist bei ihm. Sein letzter Gruß gilt seinem Freund David.

König Saul hat seinen Helm eingebüßt. Erschöpft und verzweifelt irrt er über das Schlachtfeld. Der Lebensmut ist erloschen. Der König sinkt in Verzweiflung nieder. Abner soll herkommen und ihn mit seinem Schwert töten, doch sein Feldherr weigert sich. Saul richtet das Schwert gegen den Himmel, hadert mit seinem Schöpfer und gibt sich dann selbst den Tod. Abner kniet vor dem toten König und stürzt sich in sein Schwert.

24
David und Michal kommen vom Hügel herunter. Tot ist der König, tot ist Jonathan. Michal trauert um den Vater, David um seinen treuen Freund Jonathan. Seine Zuneigung zu ihm war wundervoll. Liebe leuchtet in seiner Seele. David formuliert die Totenklage. Die Tochter Israels soll weinen um ihren König. Sein unbesiegbares Schwert erfocht viele Triumphe. Um Jonathan, den Helden, soll sie weinen. Vielen Feinden brachte er den Tod. Stärker als Löwen und schneller als der Adler bleiben sie im Gedächtnis des Volkes.

Wird es David sein, der Gottes Königreich auf Erden verspricht? In David liegt Israels Hoffnung.

Beschreibung

Zu Unrecht steht seine Oper „Saul og David“ in der Publikumsgunst ein bisschen neben seinem symphonischen Schaffen. Es mag daran liegen, dass der dänische Text an internationalen großen Bühnen eine prägnante Aufführung verhindert. Immerhin hat die Nachwelt das Vergnügen, die Oper in der englischen Nachdichtung mit Boris Christoph als Saul in einer Tonaufzeichnung von 1972 erleben zu können. Das Libretto lehnt sich eng an die Zeilen des ersten Buches Samuel an, strafft aber aus dramaturgischen Erwägungen die Zeitabläufe, reduziert den Personenaufwand und setzt die Akzente auch ein wenig anders. Die pastorale Stimmung der Passagen Davids ist sehr schön eingefangen und steht im Kontrast zu der unheimlichen Szene in der Hütte der Hexe von Endor. Mit vier Orchestervorspielen und einem aufreibenden Schlachtengemälde im vierten Akt wird den symphonischen Passagen mehr Aufmerksamkeit zugeteilt, als den Bravourarien. Ein herausragender Bass für die Partie des Saul ist in jedem Fall vonnöten.

Festzuhalten ist, dass die erste Aufführung außerhalb Dänemarks erst im Jahre 1928 in Göteborg in Szene ging. Die Partie der Michal sang Kirsten Flagstad.


Letzte Änderung am 15.1.2009
Beitrag von Engelbert Hellen