Jacques Offenbach (1819-1880):

Orphée aux Enfers

deutsch Orpheus in der Unterwelt

Allgemeine Angaben zur Operette

Entstehungszeit: 1858, rev. 1874
Uraufführung: 21. Oktober 1858 in Paris (1. Fassung)
7. Februar 1874 in Paris (2. Fassung)
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Spieldauer: ca. 180 Minuten
Bemerkung: Mit Orpheus in der Unterwelt erfand Offenbach 1858 eine neue Gattung: die Operette. Er griff dabei auf den Orpheus-Mythos zurück, der bereits in Monteverdis Bearbeitung den Beginn der Operngeschichte markierte und mit dem Gluck im 18. Jahrhundert seine wegweisende Opernreform einleitete. In Offenbachs Opéra-bouffon wird allerdings die antike Mythologie auf den Kopf gestellt: Der Wundersänger und Mustergatte Orpheus ist nicht nur ein zweitklassiger Violinvirtuose, sondern auch ein Gattenmörder. Genauso sind die Götter weniger erhaben als infantil und dekadent. Im antiken Gewand verpackte Offenbach seine bissige Kritik an einer vergnügungssüchtigen Gesellschaft. Tabus kannte er dabei nicht: So lässt er zum Finale die Götter in der "Unterwelt", dem damaligen Pariser Hurenviertel, Cancan tanzen. Dieser Kaschemmentanz wurde erst durch Offenbach tatsächlich gesellschaftsfähig.

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[Details]
Orphee aux Enfers (Warner, DDD, 1997)
Jacques Offenbach (1819-1880)

G. Persche in FonoForum 4/99: "Marc Minkowski ist einMatador der Alten Musik, der bei Offenbach mit leichterHand beweist, wie ernst man das Heitere nehmen muß.Mit den Musikern aus Lyon und Grenoble vermag er dieLebendigkeit der bereits legendären Bühnenaufführungenaus den genannten Städten (zuzüglich Genfs) umzusetzen."

Zur Operette

Art: Opéra-bouffon in 2 Akten und 4 Szenen
Libretto: Hector Crémieux nach einem deutschen Schauspiel von Karl Cramer
Sprache: französisch

Handlung

Der Violinvirtuose Orpheus und seine Frau Eurydike gelten für alle Welt als Musterpaar treuester Gattenliebe. Tatsächlich führen sie alles andere als eine vorbildliche Ehe. Als Eurydike eine Affäre mit dem Schäfer Aristeus beginnt, der in Wirklichkeit der Unterweltgott Pluto ist, setzt Orpheus eine Schlange aus. Eurydike wird gebissen und folgt – endlich befreit von ihrem Mann – Pluto freudig ins Totenreich. Die öffentliche Meinung zwingt den frohlockenden Orpheus allerdings, jenes Beispiel ehelicher Treue abzulegen, von dem die Mythologie berichtet. So steigt er auf zum Olymp, um Jupiter zu bitten, ihm seine Gattin zurückzugeben. Der von Jupiter herbeizitierte Pluto leugnet allerdings, Eurydike je gesehen zu haben. Um der Sache auf den Grund zu gehen, begibt sich die gesammte Göttergesellschaft in die verrufene Unterwelt. Hier langweilt sich die eingesperrte Eurydike zu Tode, unaufhörlich bedrängt von ihrem Wächter Hans Styx, dem der Trunkensucht verfallenen König von Arkadien. Eine willkommene Abwechslung bietet ihr eine lüsterne Fliege, in die sich Jupiter verwandelt hat, um Eurydike aufzuspüren. Als Jupiter versucht, im Gedränge des Höllenballs Eurydike zu entführen, wird er von Pluto gestellt. Das Göttertribunal bestimmt, dass Eurydike getreu der Sage unter den bekannten Bedingungen an Orpheus zurückgegeben werden müsse. Jupiter sorgt dafür, dass Orpheus sich umdreht und Eurydike somit endgültig verliert. Eurydike, von Himmel und Hölle gleichsam enttäuscht, wirft sich zuletzt dem lustvollen Gott Bacchus in die Arme.


Letzte Änderung am 17.8.2009