Wilhelm Peterson-Berger (1867-1942):

Arnljot

Allgemeine Angaben zur Oper

Entstehungszeit: 1907-09
Uraufführung: 13. April 1910 in Stockholm

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[Details]
Arnljot (Ausz.) (Sterling, ADD, 1973)
Wilhelm Peterson-Berger (1867-1942)

Zur Oper

Art: Oper in 3 Akten
Libretto: vom Komponisten (nach Snorre Sturlasson und Björnstierne Björnsen)
Sprache: schwedisch
Ort: Nordschweden
Zeit: zur Zeit der Christianisierung im elften Jahrhundert

Personen der Handlung

Arnljot: schwedischer Freiheitsheld
Gunhild: Arnljots große Liebe
Waino: Lappländerin, Gefährtin Arnljots
Östmund: Vater Gunhilds
Mutter Gunhilds
Gudfast: Intrigant, Gunhilds Mann
Ubma: Schamane
Tormod: Erster Barde am norwegischen Königshof

Vorbemerkung

Der junge Held ist das bedeutende Mitglied einer aristokratischen Familie in der nördlichen Provinz von Jämtland. Von früher Zeit an war es so vorgesehen, dass er eines Tages Gunhild, die Tochter Östmunds, des Herrn der Frösö-Insel heiraten und die Herrschaft erben würde. Schweden und Norwegen lagen politisch im Streit miteinander um den Besitz des begehrten Landstriches. Die Einheimischen wollten aber ganz frei sein und strebten unter Sigurd Slandrom einen unabhängigen Status an. Arnljot sollte ihr erster König werden. Dieser hatte eine längere Reise unternommen, obwohl ihn zu Hause das Thing erwartete, um über die neuen Grenzen von Jämtland zu beraten. Die Dauer der Reise verzögerte sich um zwei Jahre, und er schickt zwischendurch seinen Gefährten Gudfast in die Heimat mit der Botschaft, dass man auf ihn warten solle. Gudfast spielt ein falsches Spiel und streut Gerüchte aus. Als Arnljot endlich nach Hause kommt, muss er feststellen, dass dieser seine Jugendliebe Gunhild zu seiner Frau gemacht und das Wohlwollen ihres Vaters errungen hat.

Handlung

1. Akt:

Ein kurzes lyrisches Vorspiel schildert die Einzigartigkeit der Landschaft von Jämtland. In einem Dialog zwischen Gunhild und ihrer Mutter erfahren wir von Gudfasts Verrat. Gunhild erwartet die Ankunft des Jugendgeliebten mit Angst in ihrem Herzen. Sie hat ihn nicht vergessen können, trotz allem was inzwischen passiert ist.

Nach langer Abwesenheit sieht der Heimgekehrte das Land seiner Geburt wieder und ist berauscht von seiner wilden Schönheit. Bald tagt die Versammlung, in der über die Zukunft von Jämtland und wahrscheinlich auch über sein eigenes Schicksal entschieden werden soll.

Östmund, der Vater Gunhilds, welcher in der Versammlung den Vorsitz hat, ist bestrebt, selbst König über das freiheitsliebende Volk von Jämtland werden. Es ist jedoch Arnljot, der die Mehrzahl der Stimmen auf sich vereinigt. Östmund und Gudfast wissen, wenn sie Arnljot aus dem Gleichgewicht bringen können und der Angefeindete den Frieden des Gerichts brechen wird, haben sie eine Chance, ihre dunklen Ziele zu erreichen. In böser Absicht bespötteln die beiden den Heimgekehrten bis dieser in gerechtem Zorn dem arglistigen Gudfast den Speer in den Leib rammt. Nun ist der Rächer seiner Ehre ein Ausgestoßener und muss sich in den Wäldern verstecken. Gunhild erwägt, mit ihm in ein fremdes Land zu fliehen.

2. Akt:

Tief in der einsamen Wildnis hat Arnljot sich eine kleine Hütte gebaut, in der er mit dem Lappenmädchen Waino lebt, die seine Sklavin ist. Vom Schamanen Ubma wurde sie gesandt, damit sie ihn versorgen, bespitzeln und herausbekommen soll, wo er seine Schätze - Beute aus Erbschaft oder Plünderung - versteckt hat. Die zauberhafte Umgebung, das Murmeln des Baches, die kleine Hütte und die Einsamkeit der beiden führen dazu, dass Waino ihren neuen Herrn liebt und sich dem Anliegen des Magiers widersetzt.

In den letzten fünf Jahren ist es vorgekommen, dass Trapper oder Ganoven ihn im Forst aufgespürt haben und ihn zu überreden suchten, sich mit ihnen zu verbünden. Man hat auch versucht, ihn zu töten - in der Hoffnung, dass für seinen Kopf ein Lösegeld gezahlt würde.

Das Volk von Jämtland, welches ihn nach wie vor liebt, würde es gern sehen, wenn er am Hof von König Olaf Einfluss nehmen könnte. Aber der Freiheitsliebende hat bisher davon abgesehen, weil es ihm nicht gefällt, einem anderen zu dienen. Er fühlt einen bitteren Stich in seinem Herzen, wenn er an sein Heimatland denkt und mit seiner Kraft niemandem nützen kann.

Eines Tages kommen plötzlich Gunhild mit ihrem kleinen Sohn quer durch den Wald. Nach seiner Hütte hatten sie gezielt gesucht. Gunhild hat sich zum Christentum bekehren lassen und ist ihrem Volk fremd geworden. Als Arnljot sie wiedersieht, ist sein Herz einmal mehr mit Liebe gefüllt. Gunhild soll sich entscheiden, ob sie ein freies Leben mit ihm in der Wildnis führen will. Gedankenverloren schaut er auf Gunilds kleinen Sohn, und er fühlt die Bedrückung seiner Isolation mehr denn je. Gunhild hat ihm von der christlichen Lehre erzählt beschließt aber doch, ihn zu verlassen. Er gibt ihr sein kostbares Schwert mit, damit sie es König Olaf, zu dem sie gehen will, als Geschenk überreicht.

Versunken in seine Meditation wird er plötzlich durch Ubma gestört, der ihn mit Hilfe seiner Hexenkunst in Schlaf versetzt. Er denkt, unter Hypnose wird er ihm das Versteck seiner Schätze enthüllen. Arnljot hat jedoch eine Vision und sieht sich als Gast christlicher Ritter in der Tafelrunde von König Olaf. Seinen eigenen Bruder Vikar findet er unter ihnen, der durch die Eroberung des christlichen Glaubens neue Prinzipien für sein Leben gefunden hat. Eine weitere Vision zeigt ihm, wie er selbst für diesen Glauben auf dem Schlachtfeld den Tod finden wird. Ubma weiß nun genug und will ihn töten, jedoch wirft sich Waino dazwischen und verhindert die Tat. Sie redet auch auf den Verzweifelten ein, als er versucht sich selbst das Leben zu nehmen. Obwohl es ihr schwer fällt, rät nun auch sie, die Hütte zu verlassen, um sich König Olaf anzuschließen.

3. Akt:

Arnljot trifft auf König Olaf in Stiklestad in Erwartung der Schlacht am Morgen des fatalen Tages vom 29. Juli 1030. Diese endete mit einem großartigen Sieg zu Gunsten der christlichen Wahrheit, aber König Olaf
verlor in der Schlacht sein Leben. Der erste unter den Barden des Hofes, Tormod Kolbrunarskald, besingt König Olafs Taten und seinen Ruhm.

Arnljot hatte dem König seine Hilfe angeboten und einen Dialog mit ihm geführt und realisiert, wie viel der christlichen Wahrheit bereits in ihm eingeschlossen war. Im Beisein von Gunhild wurde er Christ und lässt sich vor der Schlacht taufen.

Boten aus Jämtland kommen an und bringen die Nachricht von Östmunds Tod. Arnljot ist nicht länger Outlaw, aber er hat dem König sein Wort gegeben und die Landsleute sollen mit einer negativen Antwort zurückkehren. Die Boten zögern und wollen abwarten bis die Schlacht zuende ist. Doch es kommt alles ganz anders. Seine Traumvision bewahrheitet sich. In der Schlacht lässt er sein Leben. Tödlich verwundet stirbt er in den Armen Gunhilds, aber mit seinem Schicksal versöhnt.

Beschreibung

Wilhelm Peterson-Berger schrieb das Libretto zu seinem Dramatischen Gedicht „Arnljot“ in den Jahren 1902-1904 und setzte es in Musik zwischen 1907 und 1909. Der Komponist erhielt seine Idee für das Sujet aus den alten Geschichten von Snorre Sturlasson. Beeinflusst wurde das Libretto von dem Gedichtzyklus „Arnljot Gälline“ von Björnstierne Björnsen. Die Novelle gleichen Namens von Christer Swan mag der Komponist auch gekannt und zur Schaffung seines Werkes herangezogen haben.

Was ist so einzigartig in diesem Drama? Der Komponist befand sich auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft, als er die „Schwedische Nationaloper“ schuf. Es ist die Verbindung zwischen der wilden Landschaft Jämtlands und den Menschen, die dort leben. Er selbst suchte die kreative Isolation und zog sich in späten Jahren ganz dorthin zurück.


Letzte Änderung am 14.12.2005
Beitrag von Engelbert Hellen