Giovanni Battista Sammartini (1701-1775):

Memet

deutsch Mehmet

Allgemeine Angaben zur Oper

Entstehungszeit: 1732
Uraufführung: 1732 in Lodi (Teatro Broletto)
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Spieldauer: ca. 160 Minuten

Zur Oper

Art: Oper in drei Akten
Libretto: Girolamo Frigimelica Roberti auf einen Text von Mariateresa Deliaborra
Sprache: italienisch
Ort: am Bosporus
Zeit: 15. Jahrhundert

Personen der Handlung

Memet: Sultan des Osmanischen Reiches (Tenor)
Irene: eine schöne Sklavin aus Byzanz (Sopran)
Demetrio: König der Griechen (Alt)
Solimano: Vertrauter des Sultans (Sopran)
Zaide: Schwester von Irene (Sopran)

Handlung

1. Akt:

1. Szene:

Der Handlungsfaden setzt ein, als Edirne noch die alte Hauptstadt des Osmanischen Reiches und Byzanz noch nicht erobert war. Sultan Memet II. sitzt in vertrautem Gespräch mit seinem engen Vertrauten Solimano zusammen. Dieser sucht zu erkunden, weshalb der König aller Könige, der Herrscher der Welt, so niedergeschlagen ist. Welche Sorge bedrückt ihn? Nun, wenn er den Grund seines Kummers wissen will: Morgen wird er die Stadt verlassen und er wünscht, dass Irene bei ihm sein wird. Ah, ist das die schöne Sklavin aus Byzanz, die er ursprünglich Demetrio versprochen hatte?

Memet führt aus, dass alle großen Herzen eine Schwäche haben. Cäsar im Harnisch liebte und sogar der triumphgewohnte Alexander; Herkules liebte ebenfalls und Achilles lag schlafend unter dem Schall der Trompeten bei einem schönen Mädchen. „Solimano, Solimano! Morgen werden wir diesen Ort verlassen und ich wünsche, dass Irene bei mir ist!“ Memet deklamiert, dass ein Befehl ein Akt der Macht ist und Liebe erreicht man nicht durch Stärke. Ein König bittet nicht; ein Sieger ist befugt zu manchen Dingen, pariert Solimano.

Am ersten Tag, als sie zitternd vor ihm stand, bewilligte er ihr beides, Leben und den Status des Eheweibes. Zusätzlich gab er ihr seinen Eid. Er selbst, dachte die Liebe sei ein Spiel, welches einen überkommt. Er fühlt den starken Wunsch sie zu besitzen, und er würde eher seinen Glauben, sein Königreich, seine Ehre und sein Leben preisgeben, als Irene zu verlieren.

„Ich liebe sie maßlos, Solimano“, beteuert der Sultan! - Er kennt nun seinen Wunsch, er kennt seinen Schmerz! Morgen wird er die Stadt verlassen und Irene wird bei ihm sein.

Memet triumphiert:

„Guerra, guerra,
voglio guerra e voglio amar.
Mare e terra
schiavi io voglio
del mio soglio,
ma non basta,
vo' deposto l'arco e l'asta
d'un bel core trionfar. -

Ich wünsche Krieg und wünsche Liebe,
Meer und Land.
Ich wünsche Sklaven,
um sie zu beherrschen,
aber das ist nicht genug.
Nachdem ich Bogen und Speer zur Seite lege,
wünsche ich über ein mildes Herz zu triumphieren.“

2. Szene:

Solimano will in der Liebe hinter Memet nicht zurückstehen, aber er weiß, dass er sich bewegen muss. Nur lieben und seufzen reicht nicht. Wenn ihm doch jemand beistehen würde! Arglist ist sein Ding nicht, aber Intelligenz sollte schon walten. Sollten seine Bemühungen von Erfolg gekrönt werden, heißt sein Lohn Zaide. Sie ist die Schwester Irenes.

3. Szene:

Demetrio und Irene freuen sich auf ihre Hochzeit. Demetrio würde den freudvollen Tag, der das Ende seiner Torturen bedeutet, nicht missen wollen und dankt unter einem sternenübersäten Himmel den Göttern im Voraus. Irene ist glücklich. Der Knabe steht für Entlohnung für alles, was sie in ihrem Leben bisher an Zärtlichkeit vermisst hat. Sie lebt nur für ihn und er für sie. Die Liebe wird der Befreiungsschlag für alles sein, was sie durchgemacht hat. Ihm gibt die glückliche Stunde den Start für ein neues Leben. Nun wartet man auf Solimano, der das freudige Ereignis ihrer Hochzeit den Gästen ankündigen soll.

4. Szene:

Solimano kommt. „O glücklicher Demetrio! Der große Souverän ehrt Dich mit seiner Gnade.“ Der Angesprochene erwartet natürlich, dass seine Hochzeit bewilligt wurde. Nein, er darf mit noch größerem Nutzen rechnen. Es gibt keinen größeren Nutzen für ihn als seine Irene. Solimano sieht als bessere Möglichkeit, Irene dem großen Souverän als Geschenk anzubieten. Was soll das bedeuten? Der siegreiche König ist in das Mädchen vernarrt. „Ah, Irene? O Himmel, was höre ich - Oh Dio che sento!“ Der Sultan hat die Macht über die Welt; es ist ein hoher Akt von Gnade, wenn er um Deine Verlobte nachsucht. Ah, mit der Beleidigung meiner Gattin beleidigt Memet ganz Griechenland! Solimano stellt es in Abrede und meint - im Gegenteil - er glorifiziere ganz Griechenland.

Demetrio, um Himmelswillen, ich bitte Dich bei unserer Freundschaft. Eben um ihrer Freundschaft Willen verspricht er, dem großen Sultan nichts zu erzählen, aber Demetrio solle seine Ansichten korrigieren. Und was kann er tun? Er selbst kann Irene vorbereiten! Solimano rät, an seinen Nachfolger zu denken. Ein verliebter König akzeptiert weder verlegene Ablehnungen noch unverschuldete Verspätung. Vergeblich kämpft das Herz! Es ist des Königs Wille. Du weißt es, und das sei genug!

Was soll Demetrio Irene erzählen: „Du bist nicht länger mein! Ein anderer Liebhaber erwartet Dich?“ O nein, lieber wird er sterben! Was wird aus ihr werden? Ihm wird es das Ende seines Leidens bringen.„Kommt ihr Furien und schafft mich fort!“ Demetrio durchleidet alle Qualen des Tantalus.

5. Szene:

Zaide und Solimano müssen sich erst noch finden. Wann, grausame Frau, willst Du aus diesem treuen Liebhaber einen glücklichen Gatten machen? Zaide braucht noch ein wenig Abstand, um seine Leidenschaft zu prüfen. Hatte sie denn nicht Zeit genug, seine Beständigkeit laufend zu testen? Wenn du die Liebe genießt, hat es mit der Hochzeit keine Eile! Liebe ist weniger süß, wenn sie zur Pflicht wird. Wenn die Flamme zweier Herzen am Brennen bleiben soll, muss Liebe frei sein und sich in Frieden entfalten können. Irene wird dem König folgen und Du begleitest sie. Zaide rügt ihn: je mehr er ihr erzählt, um so weniger glaubt sie es. Da ist der große Souverän, der es befiehlt. Eher verlässt sie ihre Seele, als Irene ihren Demetrio.

Solimano argwöhnt, den Rivalen des Königs umarme der Tod. Zaide gibt dem Dialog eine Wende: „Höre, Solimano, ich weiß, wie hoch in der Gunst Du stehst. Nun wünsche ich den Beweis der großen Leidenschaft, von der Du immer prahlst!“ Sie soll ihn fragen, wenn seine Taten es belegt haben!

Wegen der Hochzeit soll er seinen Meister bitte beeinträchtigen und Demetrio retten, sein Leben ist offenbar in Gefahr. In diese Richtung führt der Weg, wenn ihre Güte ihm willkommen ist. Er soll keine Fragen stellen, und das tun, was sie wünscht, und sich nicht weigern.

Ihr Wunsch ist ihm Befehl, aber was kann er dafür erhoffen? Die Hoffnung kann er aufrecht halten, aber er soll keine Belohnung aushandeln, Zaide schachert nicht mit ihrer Liebe! Wenn sie ihm helfen möchte, soll sie seine Erwartung in seinem Herzen lebendig halten. Wenn sie ihm alles abschlägt, wird seine Liebe sterben.

Zaide kalkuliert, dass Irene sich gezwungenermaßen sich in Memets Arme begeben wird. Demetrio, in den Zaide rasend verliebt ist, wird dann frei für Zaide. Solimano gilt es hinzuhalten. Die arme Irene, wird sie Demetrio verlieren? Aber warum hat sie Mitleid mit den beiden? Zaide liebt Demetrio und er würde immer bei ihr bleiben. Es gibt keine schlimmere Pein in der Liebe, als das geliebte Wesen in der Macht eines Rivalen zu sehen.

2. Akt:

1. und 2. Szene:

Der Schauplatz wechselt in einen zauberhaften Garten, welcher den Emotionen zweier Liebender angemessen ist. Die Liebe hat Irene eingeholt und sie himmelt ihren Demetrio an. Er ist der einzige Herr ihrer Seele. Das Herz klopft im Busen, befreit von Furcht und einem teuflischen Schicksal. „Ach Irene, ach Irene!“ „O mein Demetrio, beginnen gute Nachrichten mit einem Seufzer?“ Er soll sagen, was geschehen ist. Weshalb ist er beunruhigt? Sie soll einem abgekämpften Mann den milden Wutausbruch vergeben, bevor er diese Welt verlässt! Er soll sprechen und sie nicht so auf die Folter spannen! Sie soll ihm gut zuhören und erschrocken sein: Sein Schicksal habe für sie einen anderen Liebhaber und ein anderes Bett ausersehen! In Anbetracht seine große Liebe ist das ein grimmiges Stück Neuigkeit! Will er sie etwa aufgeben, dass er es geschehen lässt?

Der stolze Memet verlässt die Stadt morgen und er hat gesagt, nicht ohne Irene! Er nimmt sie von ihm, aber er gibt sie nicht auf! Und er hat eingewilligt? An seinem Schweigen erkennt Irene, das er sie nicht mehr haben will, denn er überantwortet sie dem grauenvollen König. Er wünscht sie in Memets Armen, weil seine Liebe erloschen ist. Irenes Eifersucht und Schmerz sind unermesslich.

3. Szene:

Der große Souverän ist ungeduldig. Solimano kreuzt mit ihm auf. Weiß sie schon, dass sie die Ehre hat, ihm zu gefallen? Demetrio hat ihr bereits von dem freundlichen Glück erzählt, welches sie befallen hat. Der sich ein wenig Abseits Aufhaltende wirft schnell ein, dass sie gehorchen und sich dem Willen des Herrschers beugen wird. Von Emotion überwältigt, greift er sich ans Herz: „Ahi che dolor!“ „Oh traditor” - O Verräter““ zischelt ihm Irene zu. Memet hat das Bedürfnis, Demetrio einen Ersatz anbieten zu müssen. Als Belohnung für seine Abtretung und seine Weisheit gewährt er ihm Zaide zur Frau. Jetzt ist Solimano an der Reihe, einen Seufzer abzulassen.

Memet wünscht von der edlen Maid zu wissen, ob die Zustimmung ihrem vorauseilenden Gehorsam entspringt. Oder hat sie sein Herz oder seine Königswürde entzückt? Sie sagt nichts, sondern wird ganz blass. Er möge bitte die Ruhe und ihre Blässe in ihrem Glück interpretieren. Er solle ihrem konfusen Geist ein wenig Zeit lassen, sich an den abrupten Wechsel zu gewöhnen. Gut, er wird den Moment des Behagens für ein paar Stunden vorschieben und dann die Argumente ihrer Liebe vernehmen.

4. und 5. Szene:

Demetrio bittet Solimano, Mitgefühl mit ihren Sorgen zu haben, damit ihm Zaide nicht entgeht. Solimano bedauert, dass er wenig tun kann, es sei ein Missgeschick für jeden ihrer Gruppe. Seine Favoritenstellung habe keinen Einfluss auf das Begehren des Herrschers. Er entfernt sich.

Irene und Demetrio geraten sich nun in die Haare: Bevor er über sie verfügt, hätte er besser daran getan, sie zu töten, ohne dass sie von seiner Treulosigkeit erfährt. Demetrio wirft ihr ebenfalls vor, dass sie unfähig sei, Ausdauer zu beweisen, denn wahre Liebe kann den Kurs nicht so plötzlich wechseln. Irene zürnt: Wenn seine Liebe ernst gemeint ist, könne er das geliebte Wesen nicht gedankenlos an einen anderen weiterreichen. Er habe nur das kleinere Übel gewählt, versucht Demetrio sich herauszureden. Der undankbare Mann soll sagen, ob er wirklich so grausam sein kann, sie zu verlassen. Er erwidert, dann wäre er treulos, aber sie soll unbesorgt sein, er wird schon den richtigen Weg einschlagen.

Demetrio schickt sich an, die Gefilde zu wechseln. Er soll warten und ihr sagen, was er im Sinn hat. Er will den Tyrannen herausfordern und hinausschreien, dass er gegen seine Pläne ist und sich weigert, dabei mitzuwirken. Irene schlägt den Freitod vor und bittet sich die Vergünstigung aus, vor ihm zu sterben. Nun sieht er, dass sie ihn liebt, hat aber auch keine Idee, wie sie sich vor der auftretenden Gefahr schützen könnten. Beide fürchten um ihre Sicherheit. Demetrio beteuert, dass er ohne Irene überhaupt nicht glücklich leben könne. Ohne ihn könnte Irene auch nicht auf ein bisschen Glück hoffen. Ihre Klagen über ihren Schmerz werden das Schicksal nicht vereinfachen. Entweder gehört Irene zu Demetrio oder der Tod wird nach ihr greifen. Sie wollen ihre Liebe zueinander verdoppeln, bis der grausame Usurpator nach ihnen greift.

„Wenn zwei Herzen in Liebe treu verbunden sind
können sie der Sorge getrost ins Auge blicken.
Dem teuflischen Zorn des Schicksals wollen sie gering schätzen
und ihre Liebe abschirmen, so gut es geht.“

6. Szene:

Am Strand von Konstantinopel steigt Memet mit seinen Begleitern von seinem Flaggschiff herunter und schreitet wie durch einen Triumphbogen durch die Menge. Solimano stellt fest, dass die Trompeten schmettern, so dass Erde, Himmel und Meer davon widerhallen. Hier ist der strahlende Krieger aus Griechenland - bereit über ein anderes Imperium zu triumphieren. Memet ist großzügig und verteilt Gold an seine Soldaten. Er wendet sich an Irene und weist sie auf seine Herrlichkeit hin. Er verspricht ihr, dass sie zukünftig seine Siege mit ihm teilen werde.

Zweifelt sie etwa an ihm? Nein, sie vertraut auf sein Ehrenwort, und dass er ihr den versprochenen Ehemann gewährt. Dieser hat sie losgelassen und zu seinen Gunsten freigegeben. Nein, das kann nicht sein, widerspricht Irene. Er greift ihre Ehre nicht an, wenn sie ihren Bund akzeptiert. In ihrem Land habe kein Mann mehr als nur eine Frau. Von anderem Blut und von ihrer Abstammung war seine Mutter. Inmitten anderer königlicher Frauen lebte sie im Glück und betrachtete sich selbst als Königin. Irene ehrt das Vorbild, imitiert es aber nicht. Memet ist nun des Widerspruchs überdrüssig. Er fordert Solimano kurzerhand auf, dass er dieses widerspenstige Herz für ihn gewinnen soll. Er liebt sie so sehr, dass er fasst vergisst zu kommandieren.

7. Szene:

Solimano redet auf Irene ein: Weiß sie nicht, was der Ärger oder die Gunst Memets ihr antun kann? Sie reflektiert auf keine Bevorzugung. Hält er sein Wort, ist sie glücklich, bricht er es, so hat sie keine Angst. „Der Sieger befiehlt, du bist in seiner Macht“, ist die Ansicht Solimanos. Irene ist nicht zu belehren. Nur ihr Leben unterliegt seiner Macht, nicht aber ihr Herz. Aber Demetrio hat auch Macht über ihr Herz. „Ah, Solimano, liebst Du nicht Zaide?“ Nur Weil er sie liebt, lebt Demetrio noch. Denke und entscheide! Bevor Du nicht des Königs geliebtes Weib bist, wartet auf Demetrio eine lange Sorge. „Das sagt Du mir und verlässt mich“, empört sich Irene.

8. Szene:

Zaide hat Demetrio ihre Liebe offenbart. Solche Leidenschaft für ihn? Wo soll er sie verstecken? Während sie sich gegen ihre Schwester schuldig fühlte, bestrafte sie ihre Flamme ebenfalls, indem sie sie versteckte. Nun ist sie entbunden, weil sie sich eine gewisse Hoffnung auf eine Verbindung mir ihm macht. Wenn es dem Sultan gelingt, Irene zu gewinnen, ist er verwaist. Sie bittet ihn nun um den süßen Preis von Ruhe und Liebe.

Demetrio bedankt sich für ihre Liebe und bewundert ihren Glauben. Er hat aber nicht zwei Herzen, sondern nur eins - und das gehört allein Irene. Wenn er von ihrem lange Leiden wüsste und von ihrer gegenwärtigen Sorge, wäre er nicht so kaltschnäuzig. In Ruhe zu leiden ist ihr Schicksal. Das generelle Mitgefühl, welches er hat, benötigt er für sich selbst. Er kann nicht mit Zaide herumspaßen und Irene anbeten. Sein Herz wird sich nicht ändern. Aber was sieht er? Irene kommt gerade.

9. Szene:

Irene erklärt Zaide, dass Memet sie mit seinen Annäherungsversuchen in Furcht und Schrecken versetzt. Sie klagt, wenn Demetrio sie treu lieben würde, wünschte er sie lieber tot, als die Braut eines anderen zu werden. Demetrio sei bereit, seinem Leben selbst ein Ende zu setzen, um das Hindernis seiner Präsenz beiseite zu räumen, damit sie Königin sein kann. Irene will sich ebenfalls opfern und zieht einen Dolch, welches Zaide mit Schrecken erfüllt. Sie verhindert das Schlimmste. Gut, wenn Demetrio es wünscht, wird sie leben. Dann soll sie aber auch das Messer weglegen. Er wird versuchen, sie der frechen Hand des Tyrannen zu entreißen.

Die weitere Handlung wird von Liebe, Eifersucht und Opferbereitschaft dominiert. Emotionen und Unvernunft geben sich die Hand. Zaide gesteht, dass sie Demetrio ebenfalls liebt, aber grausam zu sich selbst sein und zu Gunsten der Schwester Verzicht üben wird. Da Solimano anstrebt sie zu heiraten, wird sie sich ihm zuwenden und ihm ihre Liebe schenken.

„Ich werde treu sein zu Dir
und will mich nicht terrorisieren lassen
von einem schlimmen Schicksal. -

Vivrò per te fedele,
né mi farà terrore
del fato l'empietà.“

10. Szene:

Solimano ist über sein plötzliches Glück überrascht. Zaide ermuntert ihn: Jeder Liebhaber hat seinen Moment und wenn er ihn nicht nutzt, ist er selber schuld. Solimano bedankt sich für ihre Liebe. Im Wechsel erhält sie sein Herz und seine Treue.

Zaide schlägt vor, dass Irene und Demetrio noch heute heiraten sollen. Wenn sie die gleiche Prozedur in die Wege leiten, gibt es eine Doppelhochzeit. Ah, sie will ihm zu einer unmöglichen Kondition seinen Willen aufzwingen, was er ablehnt. Gewiss denkt er, mit ihr eine leichte Eroberung gemacht zu haben? Wenn er das Risiko fürchtet, soll er verschwinden! Nein, er sträubt sich nicht, aber er will auch nicht für ein bisschen Vergnügen die Gnade des Sultans riskieren. Irene soll ihn fragen, ob er einverstanden ist, dass sie sein einzig geliebtes Weib wird.

Solimano kennt sich mit den Rechtsverhältnissen gut aus. Dem Sultan verbietet das Gesetz, selbst eine Ehefrau und Königin zu haben. Das hat die Ursache darin, dass im Falle einer feindlichen Aggression ihr keine Unehre angetan werden kann, weil es sie überhaupt nicht gibt. Wenn Memet dabei ertappt wird, dass er das Gebot übertritt, verliert er vor seinen Untertanen seine Glaubwürdigkeit und verspielt als Sultan seinen Vertrauensbonus. Wenn dies Argument versagt, werden alle anderen Tricks vergeblich sein und Irene ist das Opfer. So sieht Solimano die Situation.

Zaide wünscht sich von ihm, dass sie nie an ihm zweifeln muss, denn Ehrlichkeit ist die Voraussetzung zu einer wahren Liebe.

3. Akt:

1. und 2. Szene:

Memet stellt Solimano zur Rede und fragt ihn direkt, ob er erstaunt ist, dass er zwecks Befriedigung seiner Wünsche Irene zur Königin machen will. Ziemlich kühn bringt er seinem König in Erinnerung, dass das Gesetz denjenigen bestraft, welcher es bricht, denn er vermutet, dass er solches im Sinn habe. Gesetze schafft der König, wenn es seinem Zweck dient, entgegnet Memet unwirsch.

Irene fragt er, ob sie gekommen sei, um ihren herrlichen Kopf mit dem Diadem des Siegers gekrönt zu sehen. Dieser Wunsch gehöre eher bestraft als belohnt. Er wäre ein Schuft, wenn er eine solche kühne Frau, die er bis zum Wahnsinn liebt, bestrafen würde. Dafür würde er sogar die Gesetze brechen, wenn er mit einer doppelten Krone ihre Stirn schmücken dürfte. Du gibst keine Antwort? Sie fühlt sich nicht geehrt, sondern verwundet, wenn er sich herablässt, eine Sklavin zu einer Gesetzesübertretung zu verleiten. Das wäre Dein Anteil, bezahlt mit dem Herzen. Aus dem Hintergrund ertönt Demetrios Stimme, die darüber klagt, warum er noch nicht stirbt. Irene sagt, dass sie auf ihre Ehre bedacht sein muss und das Gesetz intakt hält. Sie wünscht also, sein Gesetz zu retten und nicht sein Herz! Sie ist seine Sklavin und wünscht sich tot zu sein. „Du wirst meine Königin sein“ „O Gott“ lässt Demetrio sich wieder vernehmen. Memet befiehlt Solimano, hinab auf das Feld zu gehen und das Volk auf ein Schauspiel vorzubereiten mit dem hübschen Gesicht einer Sklavenkönigin und einem verliebten Sultan.

3. bis 5. Szene:

Liebesschmerzen, Todessehnsucht, Missverständnisse und Eifersucht sind die Bausteine der folgenden Szenen in ständiger Wiederholung. Memet will es trotz eifriger Bemühungen nicht gelingen, das Herz Irenes zu erobern.

6. Szene:

Vor einem prächtig ausgestatteten Kriegszelt, neben dem die osmanische Armee sich formiert, hält Memet eine Ansprache: „Bei meiner Tugend: Der großen osmanische Welt, welche den Orient dominiert, habe ich heute eine wichtige Mitteilung zu machen. Für alle zu sehen, setze ich diese imperiale Krone, die ich gewonnen habe, auf die edelste Stirn, über welche die Natur verfügt, damit das Universum glücklich ist. Als Sieg über die lebendige Liebe soll es die Trophäe sein für die vom Glück begünstigte Irene. Der Himmel machte sie zu meiner Sklavin und das Schicksal bestimmte sie zu dienen. Meine Liebe machte sie zur Königin und nun, liebe Irene, bist Du des Königs Braut.“

Irene muss sich erst einmal fassen und formuliert dann eine Antwort: „Von Deiner Gnade bin ich nun Braut und Königin, aber jetzt ist nicht die Zeit zum Spaßen. Eine andere Frau hält ein dankbareres Herz bereit, als ich es anbieten kann. Folgendes habe ich aus Gehorsam und nicht aus Liebe zu sagen: Ich kam nicht her, um die Krone anzunehmen, sondern um sie zu verweigern!“

Demetrio und Zaide schauen sich fassungslos an: „Ahimè che disse!“ - „Oh ciel che sento!“

Damit hatte Memet nicht gerechnet und empört sich: Vor solch großer Ehre behandelt sie ihn undankbar und unwürdig! Irene kennt ihre Sünde, aber sie kann nichts anderes tun, um ihr Herz zu bezwingen. Die Verräterin verspricht und gleichzeitig strebt sie an, ihn zu täuschen. Irene beteuert, dass sie vermieden habe, Klartext zu reden, um ihnen beiden unnötiges Leiden zu ersparen. Ihren verdammten Kopf, der die Krone verweigert, wird sie nun dem Henker beugen, befindet Memet. Auf Bett und Krone möchte sie verzichten. Es sei für ihn besser, auf ihren Vorschlag einzugehen. Wir werden sehen, ob Irene seine Strafe als Vorteil wertet!

Der Sultan fordert einen Soldaten auf, ihm sie Sehne von seinem Bogen zu bringen. Demetrio soll nun damit hantieren und in seinem Beisein Irene strangulieren und töten. Demetrio schaut Memet ungläubig an. „Io signore?“ - „Tu, tu con la tua mano, immantinente. - Du, mit eigener Hand, sofort!“ Tausendmal würde er eher vorher sterben, weigert sich der junge Mann. Memet sagt, dass er seine Ränke verstehe und fordert einen Soldaten auf, ihn an Irenes Stelle zu packen und mit der Prozedur zu beginnen. Irene lenkt ein und bedeutet Memet, dass Demetrio seinen Befehl ausführen wird, obwohl er sie liebt. Demetrio möge sein eigenes Leben sparen und ihres nehmen. Sie stellt ihren Kopf und ihren Hals zur Verfügung. Er soll ihr den Tod geben. Demetrio fordert Irene auf, zu leben und zu regieren. Er ist entzückt, ihrer Sache dienen zu können. Er quillt über vor Opferbereitschaft und fordert den Sultan auf, nur ihn allein zu bestrafen und Irene für sich selbst zu nehmen. Wagt Demetrio es, zuerst ihn zu beleidigen und dann auch noch seine Strafe? Ihn erwartet eine noch schlimmere Bestrafung, aber im Moment wird er die Sanktion aufschieben. Er sieht, dass der Tod beiden willkommen ist, aber im Augenblick verspürt er keine Rachegefühle. Die Prozedur soll aufgeschoben und die Delinquenten einstweilen in Ketten gelegt werden. Zaide fragt, was ihr Verbrechen sei und Demetrio will wissen, welcher Missetat er beschuldigt werde. Irene bekennt, dass sie keine Furcht kennt und das verrückte Urteil ihr weder die Ruhe raubt, noch ihre Ehre befleckt. Ihre Gesinnung ist intakt und ihr Herz rein. Memet soll tun, was ihm beliebt, doch lieben wird sie ihn niemals. Die beiden sollen aus seinem Blick verschwinden. Rhetorisch wurde die Schlacht gewonnen und ein tiefer Seufzer der Erleichterung entringt sich ihnen.

7. Szene:

Memet sieht sich gerächt, aber von seiner Rache zeichnet sich für sein Herz kein Vergnügen ab. Ihre Pein würde seinem Herzen keine Zufriedenheit für seine Wut bringen. Solimano sieht, dass seinen Gebieter Depressionen plagen und er Diskussionsbedarf hat. Er möchte aber frei sprechen können und die Garantie haben, dass, wenn sein treuer Eifer mit ihm durchgeht und er seine Freiheit für das Recht wagt, ihm kein persönlicher Schaden entsteht. Memet signalisiert ihm, dass er sprechen kann und er seinen Ausführungen lauschen wird.

Er bewege sich zu riskanten Abenteuern unter anderen Himmeln und verlässt dabei die Achtsamkeit vor abgesteckten Herrschaftsbereichen. Griechenland sei auf ungewohnte Angriffe noch nicht eingestellt und kann seine verletzte Ehre allein mit Tränen abwaschen. Er soll bedenken, welche Kränkung er anbietet. Irene ist ein geliebtes Kind Griechenlands und Demetrio der Sohn eines nahen Prinzen, unser Verbündeter. Ihrer Befindlichkeit hat er keine Beachtung geschenkt und deshalb haben sie sich gerieben. Ist ein gebrochener Monarch etwa geeignet zur Bestrafung für ein launisches Herz? Memet soll es wegstecken, sich als moralisch überlegener Herrscher zeigen und sich nicht durch Leidenschaften blind machen lassen.

8. und letzte Szene:

Zaide redet ebenfalls auf Memet ein. Er möge sich damit abfinden, dass Irene ihn nicht liebt, denn sie hat sich anderweitig entschieden. Memet wird noch zeigen, dass seine Rache verschmähte Liebe noch einholen wird. Von welchen Verbrechen spricht er, weil er Rache üben will? Ist es, weil Irene ihn nicht liebt? Demetrio, der ihn gering schätzt, sei die Ursache. Zaide macht ihm seine Situation klar. Hat Memet etwa nicht die Macht, ausreichend Liebe zu gewinnen, anstatt Furcht zu ernten?

Seine zukünftigen Siege werden ihn wieder fröhlich stimmen. Das Quintett der Akteure stimmt an:

„Krieg, Krieg, Krieg,
Destruktion, Ruin, Terror.
Das Wichtigste meiner Herrlichkeit
ist das Meer und das Land zu erobern.
Alle Siege werden überschattet
von einem von Sieg über ein Herz.“


Letzte Änderung am 8.11.2015
Beitrag von Engelbert Hellen