Franz Schubert (1797-1828):

Rosamunde, Fürstin von Zypern

englisch Rosamunde, Princess of Cyprus / französisch Rosamunde, princesse de Chypre

Allgemeine Angaben zur Bühnenmusik

Entstehungszeit: 1823
Uraufführung: 20. Dezember 1823 in Wien (Theater an der Wien) mit D 732 als zusätzliche Ouvertüre
Besetzung: Alt, Chor und Orchester
Spieldauer: ca. 52 Minuten
Erstdruck: Wien: Sauer & Leidesdorf, 1824 (nur die Romanze für Alt Nr. 3b)
Leipzig: Alte Gesamtausgabe, 1891 (komplette Bühnenmusik)
Verlag: New York: Silver, Burdett and Co., 1928
Bemerkung: Der viel geschmähten Helmina Chézy schiebt die Nachwelt zu, das Debakel eines Misserfolges von Schuberts Komposition verursacht zu haben. Man vergisst allzu leicht, dass im Zeitalter der Romantik triviale Literatur kein Stein des Anstoßes war. Gierig griffen die Liedkomponisten nach den rührseligen oder schaurigen Texten der Reimeschmiede, um ihre Noten platzieren zu können. Man muss sich damit abfinden, wenn ein Impresario aus welchen Gründen auch immer ein Stück nicht mehr aufführen will, die zugehörige Bühnenmusik sich auch von der Öffentlichkeit verabschiedet. Dem Komponisten bleibt die Möglichkeit, aus den zugkräftigen Nummern eine Suite zusammenzustellen. Dieses positive Schicksal hat die Rosamunde ereilt und zur heutigen Zeit sonnt sie sich in dem Glück im Konzertsaal ein wohlwollendes Publikum zu erfreuen.

Die Musiknummern (als op. 26 wurde nur die Romanze 3b veröffentlicht):

1. Entr'acte nach dem 1. Aufzug: Allegro molto moderato
2. Ballett: Allegro moderato - Andante un poco assai
3a. Entr'acte nach dem 2. Aufzug: Andante
3b. Romanze (Axa) „Der Vollmond strahlt auf Bergeshöh'n“: Andante con moto
4. Geisterchor (TTBB) „In der Tiefe wohnt das Licht“: Adagio
5. Entr'acte nach dem 3. Aufzug: Andantino
6. Hirtenmelodien: Andante
7. Hirtenchor (SATB) „Hier auf den Fluren“: Allegretto
8. Jägerchor (SSAA;TTBB) „Wie lebt sich's so fröhlich im Grünen“: Allegro moderato
9. Ballett: Andantino
Opus: op. 26
D 797

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[Details]
Rosamunde D.797 (DGG, DDD, 1989)
Franz Schubert (1797-1828)

K. Malisch in FonoForum 9/91:"Claudio Abba-do, das ihm ebenso beschwingt wie aufmerk-sam folgende Chamber Orchestra of Europeund der nuancierte, präzise Ernst-Senff-Chorgeben dieser melodienreichen, romantisch-lieblichen Musik das, was sie verlangt. EinKleinod präsentiert Anne-Sofie von Otter."

Zur Bühnenmusik

Art: Romantisches Schauspiel mit Musik in vier Akten
Libretto: Helmina von Chézy (1783-1856)
Sprache: deutsch

Handlung

Ob Rosamunde tatsächlich als Prinzessin geboren wurde, ist für das Publikum bei Beginn des Stückes an ihrer Kleidung nicht auszumachen. Wie es vielen Königskindern ergeht, hat man sie kurz nach der Geburt aus dem Palast geschmuggelt. In Unkenntnis ihrer Identität führt sie ein zufriedenes, aber kein Luxusleben. Rosamunde hatte das Glück von der armen Witwe Axa fern von aller Öffentlichkeit in Tugend und Sittsamkeit erzogen zu werden. Diese hat ihr verheimlicht, dass sie in Wirklichkeit eine Prinzessin ist, rückt aber an ihrem achtzehnten Geburtstag mit der Sprache heraus. Das Hirtenmädchen muss seine edle Abstammung nicht mühsam über ein Muttermal oder ein Amulett beweisen, sondern der königliche Vater hatte ihr vorsorglich eine Geburtsurkunde in die Wiege gelegt, bevor der Meuchelmörder zugestochen hat. Ihre vornehme Abkunft lässt Rosamunde keine Ruhe. Das kostbare Dokument nimmt sie, um bei Hofe vorstellig zu werden. Sie möchte sich mit dem Thronräuber beraten, wie man ihren Lebensstandard ein bisschen anheben könnte. Das Hüten von Schafen soll nicht ihre Lebensaufgabe bleiben.

Auf keinen Fall möchte sich Fulvio von seinem kostbaren Sitzmöbel mit den Armlehnen aus geschnitzten Löwenköpfen und den mit rotem Samt gepolsterten Fußschemel verjagen lassen. Jetzt müssen Intrigen gesponnen werden. Der Schurke hat zu wählen zwischen einem Heiratsantrag und einem Mordanschlag. Der erste Plan schlägt fehl, denn Rosamunde hat sich bereits für Alfons entschieden. Alfons ist ebenfalls königlichen Geblüts, kommt aber nicht aus dem fernen Iberia, wie man vermuten könnte, sondern aus Kreta, wo die Kinder im allgemeinen Costa heißen. Der Prinz eilt der Bedrängten zur Hilfe und kann das Schlimmste verhindern. Dabei muss er sich nicht einmal anstrengen. Blut fließt nicht. Fulvio, der den Thron auf kriminelle Weise in Besitz genommen hat, vertauscht törichterweise die Giftbecher und verendet unter wilden Zuckungen an seiner eigenen Mixtur. Unter dem Applaus von Schäfern und Jägern besteigen Alfons und Rosamunde den Thron.


Letzte Änderung am 15.1.2008
Beitrag von Engelbert Hellen