Oscar Straus (1870-1954):

Die Perlen der Cleopatra

englisch The Pearls of Cleopatra / französisch Les Perles de Cléopâtre

Allgemeine Angaben zur Operette

Uraufführung: 17. November 1923 in Wien (Theater an der Wien)
Solisten: Fritzy Massary, Richard Tauber und Max Pallenberg
Besetzung: Solisten, Chor und Orchester
Spieldauer: ca. 76 Minuten
Bemerkung: Das Risiko einer Aufführung dieser Operette besteht darin, eine Primadonna zu finden, welche die erforderlichen stimmlichen Reize und das erotischen Charisma aufweisen kann, die für die Partie der Cleopatra unabdingbar sind. Die Musik ist hinreißend, und die frivolen Dialoge sollten geschickt vorgetragen werden, damit das Stück nicht abrutscht. An der Partitur wird ständig gekürzt, erweitert oder umgestellt, so dass es keine allgemein gültige Version gibt.

Verzeichnis der Gesangsnummern:

- Die Königin ist erwacht
- Meine kleine Liebesflöte
- Mir fehlt nichts, als ein kleiner ägyptischer Flirt
- Die Liebe ist doch nur ein süßer Schwindel
- Ich bring’ mein Herz dir zärtlich entgegen
- Du bist stark und wohl gebaut
- Hier im gelobten Land
- Immer einsam und allein

- O Land der Pharaonen
- Für euch allein muss es geschehen
- Ja hier am Nil und bei den Pyramiden
- Ja so ein Frauenherz
- Zu meinen Füßen will ich sie nur einmal sehen
- So wahr ich bin Cleopatra
- Nun ist’s genug

- Erhab'ner Stern des Ostens
- Ich bring mein Herz dir zärtlich entgegen.
- Ach Anton steck’ den Degen ein
- Immer einsam und allein (Finale)

Zur Operette

Art: Operette in drei Akten
Libretto: Julius Brammer und Alfred Grünwald
Ort: Alexandria in Ägypten
Zeit: kurz vor unserer Zeitrechnung

Personen der Handlung

Cleopatra: Königin von Ägypten
Beladonis: Prinz von Syrien
Victorian Silvius: Römischer Offizier
Pampylos: Erster Minister
Charmian: Erste Hofdame
Kophra: Terrorist
Marcus Antonius: Triumphator

Handlung

1. Akt:

Die Sonne geht über dem Nil auf, und der Chor besingt den anbrechenden Morgen. Die erste Hofdame verkündet, dass die Königin soeben erwacht sei. Das Protokoll verlangt, den Hofstaat zu informieren, wenn Cleopatra ihre Nachtruhe als beendet ansieht. Damit der Respekt vor der Herrscherin nicht nachlässt, verweist der Chor auf die Gepflogenheit der Palastjustiz: „Cleo-, Cleo-, Cleopatra, die kennt kein Federlesen, sie macht ganz einfach tralala und schon bist du gewesen.“

Besuch aus Syrien ist eingetroffen, angeblich in politischer Mission. Prinz Beladonis sieht seine Aufgabe darin, die Hofdamen mit seiner kleinen Liebesflöte zu unterhalten. Von der Melodie können Thais und Lais nicht genug bekommen. Aber einmal muss auch Schluss sein. Der Minister Pampylos erteilt dem Syrer Instruktionen, wie man sich bei Hofe zu benehmen hat.

Cleopatra ist missmutig. Ihr fehlt angeblich nichts anderes als ein kleiner ägyptischer Flirt. Sie denkt aber in Wirklichkeit an ein gesundmachendes aufwühlendes Erlebnis. Pampy rät der Anspruchsvollen, es doch mit dem syrischen Prinzen einmal zu versuchen.

Damit Zeit nicht unnütz vergeudet wird, lässt Cleopatra sich von ihrem Minister, der in Doppelfunktion auch als Astrologe tätig ist, das Horoskop deuten. Der Palastbeamte weiß natürlich ganz genau, was die Königin gern hören möchte.

Die Verwicklungen beginnen. Sylvius kommt aus Rom mit einer unliebsamen Botschaft von Cäsar. Sylvi ist der Geliebte der Hofdame Charmian, die ihn aber nicht sonderlich ernst nimmt. Die Kapriziöse behauptet, die Liebe sei doch nur ein süßer Schwindel. Sylvi bemüht sich, ihr das Gegenteil beweisen.

Cleopatra wurde von Charmian gesalbt und in Eselsmilch gebadet. Eigentlich ist sie auf Beladonis eingestimmt, aber die Audienz für den gutaussehenden Römer wird nun vorgezogen. Dieser beabsichtigt, die Einwilligung zur Hochzeit mit Charmian zu erwirken, aber Cleopatra legt sich mit ihren Verführungskünsten mächtig ins Zeug und bewirkt einen Sinneswandel. Als Königin und Frau ist Cleopatra sehr einsam – sagt sie. Damit dieser Zustand ein Ende findet, macht sie Sylvius zum Chef ihrer Palastwache. Stark und gut gebaut, hat er nun in Zukunft auf Zuruf zu reagieren. Die Königin trägt ihm ihr Herz zärtlich entgegen.

Charmian weint! Ihren Schatz ist sie los, wird aber von Pampy und Beladonis sogleich getröstet. Seine kleine Liebesflöte hat der Mann vom Libanon immer dabei. Ist man Kammerzöfchen in Ägypten, hat man nicht viel zu melden. Wirklich, die Rivalin kennt die verrücktesten Tricks. Eine Ihrer begehrten Liebesperlen hat sie in Rotwein aufgelöst und das Getränk Sylvi als Aphrodisiaka zu trinken gegeben. Oscar Straus findet diesen Vorgang bedeutend, und hat für seine Operette einen Titel, indem er sich auf das Muschelprodukt bezieht. Der Königin in Leidenschaft verfallen, wird Silvi nicht mehr nach Rom zurückkehren. Sollte er es versuchen, wird sie eine weitere Perle an ihren Gardekapitän verfüttern. Cleopatra ist Königin am Nil, aber manchmal treibt sie wirklich ein grausames Spiel.

2. Akt:

Der Nil ist ausgetrocknet, und der Chor beklagt den unerträglichen Zustand. Pampylos beruhigt die Bevölkerung, Cleopatra habe sich zum Gott Ptah begeben und seinen hübschen jungen Priester reichlich mit Opferküssen bedacht. Die Wasser des Nils steigen an, und die Markierungen an den Messlatten beweisen das positive Resultat. Die Königin hat dem Land Rettung gebracht.

Was fällt dem Pampy ein, den Sylvius aufzuhetzen und ihm kundzutun, dass er nicht das einzige Lustobjekt seiner Gebieterin sei? Zudem wartet Beladonis immer noch auf seinen Termin bei der Herrscherin. Der Minister verschafft dem Wartenden mit seiner kleinen Liebesflöte Zutritt zum Liebeskonservatorium von Memphis. Liebesspiele mit mehrfach berührten Mädchen verkürzen ihm die Wartezeit.

Sylvius ist eifersüchtig, denn Cleopatra ist mit seiner Potenz nicht zufrieden. Gibt es jemanden, der besser ist als er? Durchaus habe er die Chance, als Liebessklave ihr Herz zu besiegen, lenkt die Königin ein. Das Frauenherz sei eine goldene Laute. Er habe noch viel zu lernen, bevor er es auf diesem Instrument zur Meisterschaft bringt. Was meint die Königin? Soll das etwa heißen, das ein Römer von Frauenherzen nichts versteht? War es etwa nicht schön mit ihm? Der Anführer einer Gruppe Terroristen, die Ptolemäus wieder auf den Thron bringen wollen, machen sich die Eifersucht des Gekränkten zunutze. Sylvius möchte der Königin von Ägypten die Krone vom Haupt reißen und sie zu seiner Sklavin machen. Als schwaches Weib soll sie ihn um Gnade anflehen. Es kommt alles ein bisschen anders. Der Putsch misslingt. Die Rädelsführer werden verhaftet und Sylvius in Ketten gelegt. Beladonis, wieder ins Gespräch gebracht, kommt mit seiner kleinen Liebesflöte ganz gut zurecht. Der Rotwein mit der aufgelösten Perle war eigentlich überflüssig.

3. Akt:

Pampylos kündigt an, dass die Flotte von Marcus Antonius im Hafen eingelaufen sei. Sylvius wird schleunigst begnadigt. Ihm wird beigebracht, dass Ägypten auf ihn verzichten kann. Markus Antonius weiß, dass die Königin schon mit Cäsar geturtelt hat. Er hat recherchiert und kommt zu folgendem Resultat: „Sie schlägt die Sklaven braun und blau, doch Cleopatra ist eine ehrenwerte Frau.“ In einer Ansprache erklärt Marcus Antonius Ägypten zur römischen Provinz. Ach, Anton steck’ den Degen ein!

Zur Audienz eingeladen, kredenzt Cleopatra ihm einen Becher Rotwein, in dem sie eine Liebesperle aufgelöst hat.


Letzte Änderung am 13.8.2009
Beitrag von Engelbert Hellen