Giuseppe Verdi (1813-1901):

Aida

Allgemeine Angaben zur Oper

Anlass: Auftrag des ägyptischen Vizekönigs Ismael Pascha als Festoper zur Eröffnungsfeier des Suezkanals
Entstehungszeit: 1869-70
Uraufführung: 24. Dezember 1871 in Kairo (Dar Elopera Al Misria)
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Spieldauer: ca. 145 Minuten
Erstdruck: Mailand: Ricordi, 1872 ?
Verlag: Mailand: Ricordi, 2000
Bemerkung: Die Uraufführung war ursprünglich für die Feierlichkeiten zur Eröffnung des Suez-Kanals vorgesehen, wurde aber wegen des deutsch-französischen Krieges auf Ende 1871 verschoben.

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Giuseppe Verdi (1813-1901)

"Grand Prix du Disque"stereoplay 2/1987: "Optimal besetzte, von Riccardo Mutiund explosiv dirigierte Aida. Das Orchester und dieChöre klingen weiträumig. Die Solisten sind sehr weit nachvorn gezogen."

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Aida (CMajor, 2015)
Giuseppe Verdi (1813-1901)

»Am Teatro Regio inszeniert ein Meister der Spannung die neue AIDA: der amerikanische Regisseur William Friedkin, der mit Filmen wie ›French Connection‹ und ›Der Exorzist‹ zu Weltruhm gelangte. Das Teatro Regio feiert mit seiner Neuinszenierung die Wiedereröffnung des Museo Egizio, des Ägyptischen Museums von Turin – eine der ältesten und bedeutendsten Sammlungen ägyptischer Artefakte weltweit«. (The Opera Platform)
»Turin feiert die Neueröffnung seines frisch renovierten und neu gestalteten Museo Egizio, einer der weltweit ältesten und bedeutendsten Sammlungen von Ägyptischer Kunst. Anlässlich dieses Ereignisses startete die Opernsaison des Teatro Regio Torino mit Giuseppe Verdis Aida, nach einer Handlung des Ägyptologen Auguste Mariette. Für die Inszenierung aus dem Jahr 2005 wurde Oscar©-Preisträger William Friedkin (der mit spannungsgeladenen Filmen wie French Connection und Der Exorzist zu Weltruhm gelangte) als Regisseur gewonnen. (Sein Debüt als Opernregisseur gab er übrigens 2006 an der Bayerischen Staatsoper mit einer Neuinszenierung von den beiden Einaktern Salome von Richard Strauss und Das Gehege von Wolfgang Rihm). Überall im Opernhaus treffen die Besucher mehrere altehrwürdige Original-Exponate aus dem Museum an. Ein Zeichen, wie eng die Verantwortlichen beide Ereignisse miteinander verknüpft wollen wissen«. (Opernkritik.de)

Zur Oper

Art: Oper in vier Akten
Libretto: Antonio Ghislanzoni
Sprache: italienisch
Ort: Memphis, Theben und an den Ufern des Nils
Zeit: zur Herrschaft der Pharaonen

Personen der Handlung

Aida: eine äthiopische Sklavin (Sopran)
Radamès: Heerführer der Ägypter und Geliebter der Aida (Tenor)
Amneris: Tochter des Pharaos (Mezzosopran)
Amonasro: Vater der Aida und König von Äthiopien (Bariton)
Ramphis: Oberpriester (Bass)
Pharao: Herrscher über Ägypten (Bass)
Weitere: ein Bote (Tenor), eine Tempelsängerin (Sopran), Priester, Priesterinnen, Minister, Soldaten, Sklaven, Volk

Handlung

1. Akt:

Die Vereinigung „beider Länder“ geht nicht ohne Blutvergießen über die historische Bühne. Radamès, militärisch bereits dekoriert, hätte gern den Oberbefehl über die ägyptischen Truppen, um die aufmüpfigen Äthiopier zur Ordnung zu rufen. Er fragt den Hohepriester, ob die heilige Isis schon ihre Zustimmung gegeben habe. Die Genannte hat keine Einwände und Radamès ist erkoren. Er freut sich über das positive Resultat aus zwei Gründen. Nun kann er endlich losschlagen und seine Ehrenabzeichen ergänzen. Noch wichtiger ist ihm aber, die Gunst der holden Aida zu erlangen - einer äthiopischen Königstochter, die am Pharaonenhof als Geisel frei herumlaufen darf. Mit dem neuen Ehrenamt kann Radamès sich nun vor ihr wichtig machen, obwohl er das gar nicht nötig hätte, denn Aida ist ihm seit langem zugetan. Noch ist es eine heimliche Liebe, von der niemand etwas weiß - bis auf Amneris. Die Pharaonentochter hat ihre Spürnase geschärft und argwöhnt, dass zwischen den beiden etwas läuft. Sie missbilligt die Zuneigung der Äthiopierin, denn sie hat den jungen Feldherrn als Lustobjekt ins Auge gefasst und möchte von seinen starken Armen umfangen werden. Konflikte jeglicher Art sind vorprogrammiert. Rempeleien an der Südgrenze veranlassen den Pharao, den Befehl zum Zuschlagen zu erteilen. Hofstaat und Dienerschaft sind versammelt und wünschen dem frischgebackenen Oberbefehlshaber Glück auf seiner Reise in den Sudan. Aida ist sich nicht schlüssig, ob nun die Liebe oder das Vaterland vorrangig zu behandeln ist. Sie entscheidet sie sich für das Vergnügen und wünscht dem Geliebten trotz vaterländischer Bedenken alles Gute und fröhliches Gelingen seiner Mission.

SZENENWECHSEL

Man schreitet zum Heiligtum des Kriegsgottes, der zufällig Vulcan heißt, was auf die Eruptionen hindeutet, die bei militärischen Auseinandersetzungen unvermeidlich sind. Während Radamès das heilige Schwert anvertraut wird, ertönen die liturgischen Gesänge der Sacerdotessa, die sich im Hintergrund hält.

2. Akt:

Es hat sich bereits im Palast herumgesprochen: Radamès hat den Blitzkrieg gewonnen. Amneris wartet voller Sehnsucht auf die Heimkehr des Helden und verleiht ihren Empfindungen Ausdruck: „Ah vieni amore mio!“ Die Sklavinnen putzen die Pharaonentochter heraus, die schön sein will für den Geliebten. Der Lorbeer für den Sieger liegt bereit: es ist die Liebe der Herrin, jubeln die Dienerinnen. Die Gefeierte hat eine Vorliebe für Palmenschnaps, man hört nichts anderes von ihr als: „Komm Geliebter, mach' mich trunken.“

Aida nähert sich und die Stimmung der Pharaonentochter wird düster. Die Argwöhnische heuchelt Anteilnahme am Schicksal der Besiegten und signalisiert, dass Radamès auf dem Schlachtfeld der Todesstoß gegeben wurde. Aida glaubt die Lüge und ist tief getroffen. So entlockt Amneris der Verstörten das Geheimnis ihrer Liebe und sieht ihre Befürchtungen bestätigt. Die schöne Äthiopierin, als Königstochter gleichrangig neben der Pharaonentochter! Die Palastanlagen und auch die Wohnungseinrichtung sind vielleicht ein bisschen bescheidener - vielleicht wohnt die Erstgenannte auch in einem Kral - nun stehen sie sich als Rivalinnen gegenüber. Aus ihrer Sicht fühlt sich die Mächtigere getäuscht und hintergangen. „Erzittere, erbärmliche Sklavin! Diese Liebe kann den Tod dir bringen“ schüchtert sie die Unterwürfige ein. Diese bittet die Götter, ihr in ihrer Pein beizustehen.

SZENENWECHSEL

Am Stadttor von Theben wird dem heimkehrenden Sieger aufgewartet. Was Rang und Namen hat ist erschienen. Der König sitzt unter einem Baldachin, vermutlich verwitwet, denn den Platz an seiner Seite belegt seine Tochter Amneris. Der Pöbelchor jubelt, das Erplünderte wird vorgeführt, das Ballett tanzt und die Hofkapelle bläst den Triumphmarsch. „Tritt näher! Meine Tochter soll dir den Siegeskranz überreichen, und jetzt bekommst du als Lohn für deine Taten das, was du dir schon immer gewünscht hast“. Die königliche Bescherung für den Sieger ist die strahlende Thronfolgerin. Radamès ist ein wenig betreten. Er kann das kostbare Angebot unmöglich ablehnen und lenkt zunächst vom Thema ab.

Die Gefangenen sollen vorgeführt werden! Wichtig ist es im Moment nicht. Aida erkennt ihren Vater und hat nichts Eiligeres zu tun, als ihn vorzustellen. Geistesgegenwärtig, kann dieser vertuschen, als äthiopischer König herumgereicht zu werden, indem er behauptet, er habe diesen auf dem Schlachtfeld von Lanzen durchbohrt herumliegen sehen.

Zwischen beiden Völkern gab es diplomatische Beziehungen und der Pharaonenhof wird wissen, wie der äthiopische König tatsächlich aussieht. Somit kann Amonasro sein angebliches Königtum nur umgangssprachlich gemeint haben und ist in Wirklichkeit nur Bürgermeister, bestenfalls Kleinkönig einer Grenzstadt. Ist Amonasro ein Hochstapler?

Radamès und Ramphis stehen sich uneinig gegenüber, ob der Wunsch der Gefangenen nach Freilassung erfüllt werden soll oder nicht. Der König zeigt sich gnädig, bestimmt aber, dass Aida und ihr Vater bei Hofe bleiben. Die Pharaonentochter hat Radamès und Aida beim Austausch liebevoller Blicke beobachtet!

3. Akt:

Amneris möchte für ihr zukünftiges Eheglück das Wohlwollen der heiligen Isis erlangen und betritt mit kleinem Gefolge die Loretto-Kapelle an den Ufern des Nils. Der Hohepriester Ramphis ist zugegen, um die Zeremonie zu leiten. Die Königstochter ahnt nicht, dass dieser Palmenhain auch von Liebenspärchen frequentiert wird, die sich zu geheimen Stelldicheins treffen.

Aida ist schon da. Wo bleibt Radamès? Was wird er sagen? Um die Wartezeit zu überbrücken, singt Aida die Nil-Arie. Es raschelt im Wüstensand, aber wer da kommt ist nicht der erwartete Geliebte, sondern der Herr Papa. Um die Tochter für seine Pläne geschmeidig zu machen, weckt er Heimatgefühle in ihr, erzählt ihr von den duftenden Wäldern und der Tempel Gold. Aida soll sich patriotisch verhalten und aus dem Heerführer herausbekommen, wo das nächste Gemetzel stattfinden wird. Der Vater setzt sie psychologisch unter Druck und Aida verspricht eine gehorsame Tochter zu sein. Radamès trifft mit Verzögerung ein und freut sich, seine holde Aida wiederzusehen. Amonasro hat sich im Gebüsch versteckt, um dem Dialog zu lauschen. Der Ankömmling versucht, Aidas Eifersucht zu beschwichtigen, und das Mädchen schlägt vor, der rachsüchtigen Pharaonentochter den Rücken zu kehren. Folgen soll er ihr in die Heimat und offeriert dem Erwartungsvollen ihre grenzenlose Liebe. Radamès sieht darin tatsächlich eine Verlockung und schlägt als Fluchtweg die Passage durch die Höhlen von Napata vor. Amonasro in seiner Naivität meint nun, den Ort gehört zu haben, an dem das Schlachtgetümmel geplant ist, kommt aus dem Gebüsch und stellt sich endlich ordentlich als König von Äthiopien vor.

Amneris ist mit ihrer Andacht ein wenig früher fertig geworden und kommt mit dem Gefolge aus dem Isistempelchen. Die Überraschung ist auf beiden Seiten perfekt. „Allmächtiger Ptah! Was geht hier vor?“ In der Nacht vor ihrer Hochzeit die verhasste Rivalin an der Seite ihres Geliebten? Verrat! Amonasro versucht, Amneris zu erdolchen, wird aber von den Leibwächtern daran gehindert. Aida und ihr Vater fliehen, Radamès lässt sich festnehmen.

4. Akt:

„Entflohen ist die Rivalin, die verhasste!“ Amneris stellt es mit Genugtuung fest. Die Niederlage, welche Radamès ihr zugefügt hat, verzeiht sie großzügig und setzt ihren Einfluss ein, die Verurteilung durch das Priestergericht zu verhindern. Er ist des Landesverrats angeklagt! Wenig umsichtig stößt er den Klerus vor den Kopf, indem er zu berechtigten Vorwürfen hochmütig schweigt, obwohl die Beweislage erdrückend ist. Amneris gibt nicht auf und hält an ihrer Illusion fest. Sie will dem Treulosen Schutz gewähren, wenn er Aida entsagt. Radamès bleibt störrisch und entschuldigt sich nicht einmal für sein Fehlverhalten. Die Prinzessin richtet ihren Zorn gegen die Richter, die den Landesverräter zum Tode verurteilen, so wie es das ägyptische Gesetz vorsieht.

SZENENWECHSEL

„Radamès, dein Schicksal ist besiegelt. Den Tod der Schändlichen wirst du sterben. Unter dem Tempel des zürnenden Gottes gehst du in dein Grab.“ hatte der Urteilsspruch gelautet. So ist es beschlossen, so wird es geschehen. Aida hat die Situation erahnt. Zum Zugang der unterirdischen Gewölbe hat sich die Schlaue rechtzeitig einen Nachschlüssel anfertigen lassen und ist nun zum grandiosen Schlussduett pünktlich zur Stelle. Radamès wird eingeliefert und der Stein vor den Eingang gewälzt. Wegschieben misslingt und so singen beide „Lebe wohl, o Erde, Tal der Tränen“ und nehmen Abschied von einem Leben, in dem Vernunft und Augenmaß eine untergeordnete Rolle spielten „Isis ist besänftigt“ bestätigt Amneris. „Friede sei beschieden!“ Ein paar Fledermäuse flattern auf und der Vorhang schließt sich.


Letzte Änderung am 21.8.2008
Beitrag von Engelbert Hellen