Antonio Vivaldi (1678-1741):

Motezuma

Allgemeine Angaben zur Oper

Entstehungszeit: spätestens 1733
Uraufführung: 14. November 1733 in Venedig (Teatro di S. Angelo)
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Bemerkung: In Unkenntnis der Partitur (welche erst 2002 wiederentdeckt wurde) hat der Musikwissenschaftler und Dirigent Jean Claude Malgoire ein Arrangement in 42 Szenen aus Vivaldis besten Werken zusammengestellt und das Libretto der Oper Motezuma unterlegt. Neben der Ouvertüre aus "Bajazet", sowie anderen Instrumentaleinlagen und Kantaten wurden von Malgoire nachstehende Opern Vivaldis herangezogen: Griselda, Incoronazione di Dario, Fida Ninfa, Orlando furioso, Catone in Utica, Tito Manlio, Farnace, Dorilla.

Vivaldi nannte die Oper "Motezuma" entgegen der üblichen Schreibweise "Montezuma", weil sie aztekische Sprache anstelle des "n" einen Nasallaut hat, den der Komponist somit aussparte.
Opus: RV 723

Zur Oper

Art: Dramma per musica in drei Akten
Libretto: Girolamo Giusti (oder Alvise [Luigi] Giusti ?)
Sprache: italienisch
Ort: Mexiko
Zeit: 16. Jahrhundert

Personen der Handlung

Motezuma: Herrscher von Mexiko (Bass)
Mitrena: Gemahlin Motezumas (Alt)
Teutile: Tochter der beiden (Sopran)
Fernando Cortez: Spanischer Eroberer (Sopran)
Ramiro: Bruder Fernandos (Sopran)
Asprano: Mexikanischer General (Sopran)
Weitere: spanische und mexikanische Soldaten

Handlung

1. Akt:

Das Heer Motezumas wurde geschlagen. Der Herrscher selbst befindet sich auf der Flucht und sucht Unterschlupf in seinem Palast. Seine Gemahlin Mitrena hofft auf eine Kehrtwende der Situation und versucht, den Gatten zu trösten. Teutile bittet ihren Vater, sich zu verstecken. Motezuma möchte nicht, dass die beiden Frauen lebend in die Hände der Spanier fallen und überreicht Mitrena einen Dolch, um sich und die Tochter bei unmittelbarer Gefahr selbst zu töten.

Teutile, die den Bruder des Fernando Cortez insgeheim liebt, versucht dessen kriegerisches Vorgehen mit der Begründung zu entschuldigen, dass er dem König von Spanien Ergebenheit schulde.

Wie es das Libretto will, stürmt Fernando herein, verhindert im letzten Moment den Suizid Teutiles und verkündet, dass er sie als Geisel mitnehmen will. Motezuma missdeutet aus seinem Versteck heraus die Situation und glaubt, dass es seiner Tochter an Courage mangele, den Suizid zu vollziehen. Er legt den Bogen an, trifft aber unbeabsichtigt den Eroberer, verletzt ihn aber nur geringfügig. Ramiro will seinem Bruder zur Hilfe eilen. Er erhält von diesem Order, den Schuldigen zu finden.

Erfolglos versucht Ramiro sich vor Teutile zu rechtfertigen und klagt um seine verlorene Liebe. Motezuma hat sich als Spanier verkleidet, und mit dem Schwert in der Hand will er seine Tochter töten. Ramiro beschwichtigt, und als Ferdinand plötzlich hereintritt, versteckt er die beiden Azteken vor ihm.

Ramiro soll die Bewegungen des Feindes beobachten, was ihn mit Unbehagen erfüllt, weil er seine Liebe zu Teutile noch nicht aufgegeben hat. Er bietet Mitrena einen Waffenstillstand an, die aber in Verkennung der Situation die Unterstützung ablehnt. Motezuma taucht auf und fuchtelt mit seinem Schwert herum, welches Ramiro ihm abnimmt. Alarmiert von dem Lärm missversteht Fernando die Situation und glaubt, dass Ramiro ihn selbst mit dem Schwert töten will. Motezuma klärt die Situation auf. Fernando lässt Motezuma in Ketten legen, worüber sich Mitrena entrüstet und fordert, dass der Kaiser von Mexiko gemäß seinem Rang gefälligst mit dem nötigen Respekt zu behandeln sei. Fernando entgegnet, zu Gunsten der christlichen Sache sei alles erlaubt.

Während Mitrena über das Los ihres Mannes lamentiert, kommt der mexikanische General Asprano herein und prahlt, mit dem Rest seiner Streitmacht die Feinde zurückdrängen zu wollen.

2. Akt:

Teutile ängstigt sich, dass die militärische Kapazität nicht ausreichen könnte, um die Stadt zurückzugewinnen, während der General meint, dass sich mit etwas Glück ein Wandel vollziehen könnte. Ramiro versucht, Motezuma zur Vernunft zu bringen und rät ihm aufzugeben. Teutile ärgert sich über Fernando, weil sie wegen ihrer Liebe zu Ramiro von ihm ausgelacht wird.

Mitrena bekommt einen Energieanfall, hält Fernando die Schändlichkeit seiner Expansionsgelüste vor und ersucht ihn, ihren Mann freizugeben und Mexiko gutwillig zu verlassen. Die Kontrahenten liefern sich erhitzte Wortgefechte, während die beiden Heerlager sich auf die Schlacht vorbereiten. Die Mexikaner verlieren das Scharmützel.

Teutile, besorgt um Ramiro, rät diesem die Stadt zu verlassen. Der Feldherr fühlt sich genervt und versucht die Ratgeberin fortzuschicken. Diese kann ihr Temperament nicht beruhigen und muss von ihrer Mutter beschwichtigt werden.

Man befragt das Orakel des Uccilibos und erhält zur Antwort, dass ein Spanier geopfert werden soll und Teutile das Reich schützen wird. Mitrena deutet das Orakel so, dass mit dem Spanier Fernando gemeint sei und die Motezuma-Tochter ihn töten soll.

Das Libretto unterstellt, dass Fernando in einem Turm gefangen sitzt, der nun von Asprano belagert werden soll.

3. Akt:

Ramiro hilft seinen Bruder, durch eine geheime Tür den Turm zu verlassen. Beide beschließen nun ihrerseits, mit einer Eskorte den Tempel des Uccilibos zu stürmen. Nachdem er den Bruder gerettet hat, eilt Ramiro nun Teutile zur Hilfe.

Motezuma denkt, er werde Fernando im Turm finden und will ihm einen Besuch abstatten. Von den Spaniern überlistet, wird er nun selbst eingeschlossen. Der bösartige Asparano weiß von dem Gefangenenwechsel nichts, lässt den Turm niederbrennen und avisiert der Herrscherin den Feuertod des Spaniers. Inzwischen erreicht Ramiro den Tempel und drängt Teutile zu fliehen, um ihr Leben zu retten. Asprano ist ihnen gefolgt.

Die Herrscherin ist völlig verzweifelt. Sie glaubt Mann und Tochter verloren zu haben und will sich töten. In diesem Moment erscheint Motezuma, der den Geheimgang auch kannte, und verhindert die Tat. Sie beratschlagen nunmehr, sich gemeinsam zu töten, aber vorher soll Ramiro dran glauben. Dazu kommt es nicht mehr.

Fernando hält eine flammende Rede und setzt sich die mexikanische Federkrone auf den Kopf. Auf dem Thron des Azteken sitzend, erklärt er die alten Götter für abgesetzt und den Sieg des Christentums.

Die Familie ist sich uneins, ob man sich nun umbringen soll oder abwarten. Cortez zeigt Mitgefühl und bekommt plötzlich einen Rappel. Dann geht alles sehr schnell. Die mexikanische Krone will der erfolgreiche Eroberer gar nicht mehr haben. Die Hochzeit zwischen Ramiro und Teutile wird festgesetzt. Das Orakel hat sich geirrt und die Begriffe "Sacrifice" und "Sakrament" durcheinander gebracht. Motezuma ist über den plötzlichen Sinneswandel des Siegers gerührt, weil er nun einen spanischen Schwiegersohn bekommen soll. Der Chor stimmt einen Freudengesang an und die Oper ist zu Ende.


Letzte Änderung am 25.1.2008
Beitrag von Engelbert Hellen