Kurt Weill (1900-1950):

Street Scene

deutsch Straßenalltag

Allgemeine Angaben zur Oper

Entstehungszeit: 1946
Uraufführung: 9. Januar 1947 in New York
Besetzung: Solisten und Orchester
Erstdruck: New York: Chappell Music, 1947
Verlag: New York: Chappell Music, ca. 2000

Zur Oper

Art: Amerikanische Oper in zwei Akten
Libretto: Langston Hughes und Elmer Rice
Sprache: englisch

Handlung

Das Stück zeigt einen vom Abend bis zum nächsten Nachmittag reichenden Ausschnitt aus dem Leben der Bewohner einer Mietskaserne in einem New Yorker Slumbezirk. Aus Gesprächen, in drückender Sommerschwüle vor der Haustür geführt, aus Klatsch, Reibereien und ernsthaften Auseinandersetzungen formt sich das Bild einer durch Milieu und Gesellschaftssystem hoffnungslos benachteiligten Bevölkerungsschicht. Zu den schärfer profilierten Typen gehören: der gutmütige, mit einer Deutschen verheiratete italienische Musiklehrer Fiorentino; der alte russische Jude Kaplan, dessen kommunistische Parolen bei den Nachbarn keinen Anklang finden; sein sensibler Sohn Sam, Bücherwurm und angehender Jurastudent; die Familie des mürrischen irischen Bühnenarbeiters Maurrant, der seiner liebebedürftigen Frau mit abwesender Kälte begegnet und sie und seine Tochter Rose ständig zu Zucht und Ordnung ermahnt, und die klatschsüchtige Mrs. Jones, die auf die andern hinabschaut, obwohl ihr Mann ein Säufer, ihr Sohn ein Schläger und ihre Tochter ein leichtes Mädchen ist.

An diesem drückend heißen Sommertag liegt Unheil in der Luft. Ein paar Frauen klatschen über das Verhalten von Anna Maurrant, die eine freudlose Ehe führt und sich in eine Affäre mit dem Milchmann Sankey verstrickt hat. Auch das Baby, das Mrs. Buchanan erwartet und das bald eintreffen muß, ist ihr Thema. Rose, die Tochter von Anna Maurrant, kehrt von der Arbeit heim, wird begleitet von ihrem Chef Harry Easter, der ihr Versprechungen macht und sie mit Anträgen bedrängt. Aufregung entsteht durch Mr. Buchanan, der nach einem Arzt ruft, weil bei seiner Frau die Wehen eingesetzt haben. Rose sorgt für Hilfe und wird vom Sohn ihrer Nachbarn, dem Studenten Sam Kaplan, unterstützt. Er gesteht ihr, daß er sie liebt. Rose bremst ihn in seiner Leidenschaft; es fällt ihr schwer, Ordnung in ihre Gefühle zu bringen. Roses Vater, der mürrische Maurrant, ist ungehalten über den Umgang seiner Tochter mit dem verheirateten Harry Easter. Außerdem ist er ärgerlich über seine Frau und fühlt sich vernachlässigt, weil sich diese um die Geburt des Kindes von Mrs. Buchanan kümmert. Es kommt zum Streit mit Rose, und wütend verläßt der Vater das Haus. Als er von einer Dienstreise in angetrunkenem Zustand vorzeitig zurückkehrt, überrascht er seine Frau Anna mit dem Milchmann in seiner Wohnung. Voller Jähzorn schießt er auf beide, tötet Sankey und verletzt seine Frau so schwer, daß sie bald darauf stirbt. Maurrant flüchtet, wird aber gefaßt. Rose sieht ihren Vater zum letzten Mal, als er abgeführt wird. Sam versucht, sie zu trösten, ist bereit, sein Studium aufzugeben, um sie sofort zu heiraten. Doch das schreckliche Erlebnis läßt Rose vor dem Gedanken an eine Heirat zurückschrecken. Gefaßt übernimmt sie die Sorge für ihren kleinen Bruder, mit dem sie New York verlassen will. Von menschlicher Reife und Einsicht in die Notwendigkeit, aus eigener Kraft den Weg aus den Slums in ein menschenwürdigeres Leben zu finden, zeugt auch ihr letztes Gespräch mit Sam Kaplan, der sie liebt und dem sie klarmacht, daß er ihretwegen sein Studium nicht aufgeben darf.


Letzte Änderung am 3.6.2009