Edvard Fliflet Bræin (1924-1976):

Anne Pedersdotter

Allgemeine Angaben zur Oper

Entstehungszeit: 1971
Uraufführung: 1971 in Oslo (Norwegische Nationaloper)
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Spieldauer: ca. 120 Minuten
Bemerkung: Unter den norwegischen Komponisten gibt es eigentlich nur drei Namen, die mit ihren Opern überregionale Aufmerksamkeit erregten. Am bekanntesten wurde Christian Sindings Werk „Der heilige Berg“, nicht zuletzt, weil das Werk in deutscher Sprache geschrieben wurde. Auf zwölf Opern insgesamt kommt Gerhard Schjelderup, der sich mit seinem Drama „Frühlingsnacht“ dem deutschen Kulturkreis zuwandte. Der große Wurf gelang aber schließlich Edvard Fiflet Bræin mit dem Meisterwerk „Anne Pedersdotter“, welches vom Format und Thema her den Charakter einer Nationaloper trägt.
Opus: op. 18

Zur Oper

Art: Oper in vier Akten
Libretto: Hans Kristiansen nach dem Drama von Hans Wiers-Jensen
Sprache: norwegisch
Ort: in der norwegischen Stadt Bergen
Zeit: um 1590

Personen der Handlung

Anne Pedersdotter: ein junge Norwegerin (Sopran)
Martin Beyer: ein junger Theologiestudent (Tenor)
Absalon Pedersøn-Beyer: der Gemeindepfarrer (Bass)
Merete Beyer: Annes Schwiegermutter (Mezzosopran)
Herlofs-Marte: der Hexerei verdächtigt (Alt)
Master Johannes: Pfarrer auf Besuch, ein Trunkenbold (Bariton)
Master Laurentius: Pfarrer auf Besuch, ein Fanatiker (Bass)
Master Olaus: Pfarrer auf Besuch, hexengläubig (Tenor)
Jens Schelderup: der Bischof (Bass)
Bente: die Dienstmagd (Mezzosopran)
Weitere: David, ein Informant (Tenor)
Jørund, ein Knabe (Tenor)
Anführer (Sprechrolle)
sowie Bürger und Bürgerinnen, Dienstboten

Handlung

1. Akt:

1. Szene:

Im Hause des Pfarrers Absalon Beyer diskutieren drei Frauen bei der Hausarbeit missmutig über Jugend und Liebe. Anne, die junge Frau des Pfarrers, möchte einen kleinen Spaziergang machen, was die alte Merete missbilligt. Bente ist ebenfalls der Ansicht, dass die Frühlingsluft negative Auswirkungen auf die Gesundheit eines jungen Menschen haben kann, weil sie das Blut unnötig in Wallung bringt und überhaupt gegen den Kopfschmerz, über den Anne klagt, untauglich sei. Für eine Frau, die Sehnsucht empfindet, sei die Jugend nicht leicht zu ertragen!

Mutter Merete sieht eine Anspielung auf den enormen Altersunterschied zwischen ihrem Sohn und der Schwiegertochter und bittet die Magd mit ihrem unnützen Geplapper aufzuhören. Doch Bente bleibt taktlos. Kann sich Merete eigentlich vorstellen, wonach Anne sich heimlich sehnt, wenn das Mädchen 22 und der Gatte 60 Jahre alt ist. Die alte Jungfer will nun ihre Geschichte noch fortspinnen und mit Annes Mutter beginnen. Doch Merete fordert die Magd auf, keine Lügen zu erzählen und zu bedenken, dass die Genannte im Grab liegt und die Tote ihren Frieden haben will.

Von draußen dringt das Geschrei einer Volksmenge ins Haus. Merete denkt, dass es Betrunkene sind, die grölen. Doch Anne glaubt, dass von einem Feuer die Rede ist und die Rufe nicht vom Hafen, sondern vom Markt her kommen.

2. Szene:

David, ein junger Bursche aus der Gegend klopft an und erkundigt sich, ob Meister Absalon zu Hause sei. Draußen sei die Hölle los, aber die Frauen sollen keine Angst haben, Herlofs-Marte und Satan seien bald gefangen. Der Mob dringt gerade in ihr Haus ein. Was sie getan hat, will Merete wissen! Anne erinnert sich, dass Herlofs-Marte und ihre Mutter sich kannten und sie in ihrer Kindheit zeitweise bei ihr gewohnt haben.

In Verfolgung ihres Opfers stürmt die Menge heran. Herlofs-Marte wird als Hexe beschuldigt und ihr werden die üblichen Schandtaten nachgerufen. Vom Vieh des Stadtschreibers wird Blut gemolken und Schwangere gebären verunstaltete Kinder oder gar Fledermäuse. Mit dem Satan habe sie intimen Verkehr gehabt!

Doch Anne weiß nur Gutes von ihr zu berichten und verteidigt sie. David läuft wieder zurück, weil er dabei sein will, wenn man der Hexe das Haus anzündet. Die alte Merete möchte auch zuschauen und nimmt den kleinen Jørund an die Hand, um David zu folgen. Anne bleibt zurück und bewacht das Haus. Vor ihren Verfolgern hat Herlofs-Marte einen Vorsprung gewonnen. „Den Flammentod der Hexe!“ hört man die Meute grölen.

3. Szene:

Herlofs-Marte taucht auf und bittet Anne, ihr zu helfen. Die Verängstigte appelliert, sie nicht sterben zu lassen. Sie soll hören, wie die Menge schreit. Sie fürchtet die Folter noch mehr als das Feuer. Doch Anne sieht keine Möglichkeit, ihr beizustehen. Als des Pfarrers Frau wage sie auch nicht, rettend einzugreifen.

Gern kann sie beim Wort Gottes und seinen heiligen Geboten beschwören, dass sie keine Hexe sei. Doch zu Annes Überraschung kann Herlofs-Marte Letzteres mit Sicherheit nicht bestätigen, denn Annes Mutter sei ihre Freundin gewesen. Doch Pastor Absalon habe sie ihretwegen laufen lassen, weil er die schöne Tochter zur Frau begehrte „Gott behütet uns alle!“

Sie weiß nicht, was die Zukunft bringt und was Satan mit ihr im Sinn hat. Vielleicht wird Anne in tiefer Not sich ihrer erinnern. Der Pfarrer fand die Tochter begehrlich und hat die Mutter geschont. Der Teufel war ihr nahe. Ein letzter Hilferuf und Anne wird weich. Schnell hinauf auf den Dachboden – dort sei es dunkel!

4. Szene:

Martin hat in Kopenhagen Theologie studiert und macht seiner Heimatstadt einen Besuch. Anne kennt er noch nicht, aber sie heißt ihn im Haus seines Vaters herzlich willkommen. Sie stellt sich vor und berichtet, dass sie schon seit fünf Jahren die Gattin Absalons sei. Der alte Herr hatte ihm die Neuigkeit geschrieben und nun freut Martin sich, sie persönlich kennenzulernen. Er bestätigt, nun mit Vergnügen ihr Stiefsohn zu sein. Er soll ihr von seiner Reise erzählen. Stattdessen trägt er eine Ballade vor, die viel Seemannsgarn enthält. Beide bestätigen sich gegenseitig, dass sie ein junges Herz haben. Martin entsinnt sich, dass er sie aus der Kinderzeit noch kennt.

5. Szene:

Absalon kehrt von einem theologisch bedingten Besuch nach Hause zurück. Er ist erfreut, dass sein Sohn zu einem stattlichen jungen Mann herangewachsen ist, den das Studium und der Ernst des Lebens bereit geprägt haben. Nun befindet er sich zu Hause, und er soll mit ihm zur Begrüßung im Keller ein selbst gebrautes Bier trinken. Absalon erinnert sich wehmütig an seine Studienreise, die er einst nach Deutschland unternahm.

„Mit Frühlingsrauschen und milder Luft,
wenn Vögel singen auf grünem Hügel,
ich spüre im Herzen den Drang nach Flucht.
Mein Geist fliegt nach Süden auf breiten Flügeln.
Da treffe ich ein,
da koste ich wieder edlen Wein.
Mit gelehrten Doktoren – ich spreche Latein,
in Wittenberg.

Bin ich jetzt in Bergen zu Haus',
und nichts gibt es hier, um den Geist zu erregen.
Ich sehe nur Wolken, schaue ich aus.
Die Dummheit der Priester macht einen verlegen.
Doch sehe ich ein:
ich bleibe in Bergen und träume allein
von den Freunden, mit denen ich spreche Latein,
in Wittenberg.

Bin ich zufrieden, gelassen und froh,
und habe im Leben gar nichts zu bereuen.
Mein Gott war mit gnädig, er wollte es so.
Ich habe mein Weib und mein Amt zu betreuen.
Gebunden der Mensch,
Gedanken sind frei. Und so muss es sein,
denn das Herz braucht die Sehnsucht nach gutem Latein,
in Wittenberg.“

Im Haus ertönt Lärm. Fast hätte Anne vergessen, ihrem Mann zu erzählen, dass man Herlofs-Marte überall sucht. Der Rat hat es befohlen! Absalon erregt sich: Wann werden die Herren des Rates endlich verstehen, dass in Hexen-Fragen nur die Kirche zu entscheiden hat? Seinen Sohn klärt er auf, dass Satan zurzeit umhergeht, schlimmer als früher, denn er erstrebt das Ende von Luthers Lehre und operiert mit Zauberern und Hexen. Doch Herlofs-Marte sei gewiss gefährlich.

6. Szene:

Man hat Herlofs-Marte im Haus ausfindig gemacht, denn sie hat Spuren und auf der Türklinke einen Blutfleck auf dem Boden hinterlassen. Absalon protestiert, ob das das Volk etwa glaubt, dass er in seinem Haus Hexen verstecke. Doch die Beweislage ist erdrückend. Sie finden Fetzen von Herlofs-Martes Rock, auf der Treppe sei sie gestanden und im Sand seien deutlich Fußspuren zu sehen. Anne befragt, erklärt diese ihrem Mann, dass sie von nichts weiß, weil sie mit Arbeit beschäftigt gewesen sei.

Herlofs-Marte wird hervorgezogen. Meister Absalon wird angefleht, sie zu retten und Anne möge für sie beten. Herlofs-Marte fleht intensiv um Mitleid; sie wird alles gestehen, aber man soll ihr die Folter ersparen. Zudem sei sie nicht die einzige Hexe. Anne Pedersdotter sei die andere.

Der Mob greift sich Herlofs-Marte und schleppt sie aus dem Haus. „Du wirst brennen! Du wirst brennen! Du musst bekennen, Du musst bekennen! Entzündet das Feuer, tötet die Hexe! Halleluja dem Herrn!“

2. Akt:

1. Szene:

Meister Absalon hat Besuch von drei befreundeten Pastoren, die sich für das ausgiebige Abendessen bedanken. Der Fisch war wirklich prima. Man lobt Frau Merete, die selbst gekocht hat. Johannes meint, dass die Gattin vielleicht für die Kochkunst noch zu jung sei, aber sie hat bestimmt noch etwas Schöneres zu bieten. Sein anzügliches Gelächter verrät die Gedanken des nicht ganz zurechnungsfähigen Pfarrers. Absalon überhört es und verweist auf den Besuch seines Sohnes Martin, der nach Jahren der Abwesenheit zu Besuch gekommen ist. Merete avisiert, dass sie und Anne nun zu Bett gehen wollen.

Der geistliche Trunkenbold ist mit seinen Gedanken weiterhin mit Anne beschäftigt.

„Das liebe Kind, die schöne Jugend!
Die zarte Haut, die feine Tugend!
Euch sag ich nochmals Dank
fürs Essen und für guten Schank!
Gut' Nacht, Anne Pedersdotter,
Anne! Die schöne Jugend, die schöne Jugend!
Gewiss, Johannes ist ein Schwein.
Er redet Unsinn! Er ist toll!
Er säuft zu viel vom guten Wein.
Jetzt ist er voll!“

Meister Laurentius erklärt, dass Johannes sich wie die Pest benimmt.

Olaus, der dritte geistliche Besucher, kommt auf das Thema zu sprechen, welches die Anwesenden bewegt. Eine Hexe wurde gefasst und verbrannt. Böse hat sie zum Schluss noch getobt, aber ihr Tod gibt der Seele Ruhe und Frieden. Magister Laurentius meint, man hätte die Folter besser nützen müssen, um auch noch die Namen anderer Hexen zu erfahren. Absalon versichert, die Folterbank habe man gar nicht nötig gehabt. Sie schwieg ziemlich lange, dann hat sie ein Geständnis abgelegt. Sie sah des Henkers heiße Zange und dann habe sie verraten, dass sie Verkehr mit dem Satan gehabt habe.

Aber es gibt noch andere Hexen, meint Laurentius. Doch Absalon entgegnet, er kenne nur die eine. Das ist doch gelogen! Was glaubt Meister Martin? Dieser antwortet ehrlich, dass es eine Niederlage für den Satan war und ein Sieg für den Herrn. Aber ihm sei die Freude vergangen, durch das was er sah, und das was geschah. Er habe gezittert und gebebt und war verloren vor Angst. Es tanzten die Flammen und er hört es knistern. Der Rauch war quälend und er hörte ihr Schreien.

Meister Martin schwebe in höchster Gefahr, weil Satan ihn offenbar in Versuchung führe, denn er stelle sich auf die Seite der Hexe. Laurentius rät Martin, zu beten, denn jetzt brauche er dringend die Hilfe Gottes. Schließlich legt sich Laurentius mit Absalon an, weil er gegen Herlofs-Marte seiner Ansicht gemäß zu nachsichtig war. Absalon ersucht den Streithahn, seine Zunge zu hüten, denn er tue immer seine Pflicht. Johannes, Olaus und Martin stellen sich auf die Seite des Hausherrn.

Doch Laurentius gibt keine Ruhe: „Die Schafe hat der Hirte verlassen. Die Hexe schonte er auf Satans Gebot!“ Johannes kontert: „Jetzt halte den Mund, sonst schlage ich Dich tot!“ Laurentius schimpft ihn einen simplen Saufbold und verlässt wütend das Haus. Absalon versucht noch zu glätten und zu beschwichtigen, damit der Abend in angenehmer Erinnerung bleibt.

2. Szene:

Martin versteht nicht, weshalb der Vater edlen Wein aus deutschem Lande an Leute verschwendet, die den Wert des Getränks nicht zu schätzen wissen. Doch Martin sieht ein, dass der Vater es schwer hat, wenn er immerzu sät, aber die Saat nur auf Stein fällt. Absalon dankt für die tröstenden Worte, macht aber eine Andeutung, dass Laurentius mit seinen Ausführungen nicht ganz Unrecht hatte. Denkt er an Herlofs-Marte? Hat sie andere Hexen verraten? Keine lebende, aber seine Ruhe ist hin. Der Vater redet so seltsam. Es läge eine Sünde auf seinem Gewissen, behauptet Absalon und seine Seele tut weh. Martin solle Anne rufen, denn seine Ausführungen beträfe auch sie.

3. Szene:

Was möchte der Gatte von ihr? Anne ist seiner Bitte, zu erscheinen, gefolgt. Sie um Verzeihung bitten, sagt er, denn gegen sie habe er gesündigt! Seinetwegen leide ihre Mutter jetzt die Qualen der Hölle! Was hat sie verbrochen? Sie war eine Hexe, schlimmer noch als Herlofs-Marte! Sie hat es selbst erzählt.

Vom Bischof hatte er den Auftrag mit allen Mitteln den Hintergrund des Gerüchts zu ermitteln. Zwei Witwen waren beschuldigt worden, mit dem Satan im Bunde zu stehen: Ihre Mutter und Herlofs-Marte. Durch allerhand Fragen und strenges Verhör gelang es Absalon, dass beide ihre Schandtaten bekannten. Verstoß gegen Gott gemäß der Lehre von Luther und Buhlschaft mit dem Satan, hätte die Anklage lauten müssen.

Weshalb hat er sie nicht verraten? Nun, Anne selbst sei die Ursache gewesen, und seine Begierde habe ihm gesagt, dass er sie um jeden Preis bekommen müsse. Er verspürte eine unstillbare Lust nach ihrem Körper, und deshalb habe er geschwindelt und behauptet, dass die Beschuldigungen und die Gerüchte unbegründet seien. Der Bischof hat ihm geglaubt und er ließ beide Frauen laufen. Anne hatte eine Hexe zur Mutter? Welch ein Jammer, stöhnt Martin.

Die Logik der damaligen Zeit war, dass die Seele einer Hexe gerettet ist, wenn ihr Körper vorher verbrannt wird. Herlofs-Martes Seele ist somit erlöst, während Annes Mutter, die eines natürlichen Todes starb, der Hölle zum Opfer fiel. Absalon sieht seine Schuld nun in der Tatsache, dass er ihre Verurteilung verhindert hat, weil er die Tochter einer Hexe nicht hätte ehelichen können. Martin möge ihm ein Wort des Trosts gönnen. Doch der Sohn weiß nicht, was er zur Antwort geben soll. Diese Gedankengänge sind ihm zu kraus und der junge Priester begibt sich zu Bett.

4. Szene:

Absalon gesteht seiner Frau, dass er zu Beginn der Beziehung von ihrer Jugend besessen war. Doch Annes Gedanken weilen im Moment bei der Mutter. Absalon beschuldigt sich, dass sie durch seine Schuld für das Himmelreich verloren ist, weil er von einer Verurteilung als Hexe Abstand genommen hat. Um Verzeihung angefleht, fällt Anne über den Priester kein Urteil, sondern möchte nur gern wissen, wie gefährlich ihre Mutter tatsächlich war. Sie war die gefährlichste von allen Hexen, die ihm jemals begegnet seien, behauptet Absalon. Die Männer tanzten alle nach ihrer Pfeife. Jeden brachte sie durch Hexerei in ihre Gewalt und er musste ihr gehorchen, sobald sie ihn rief. Niemand war stärker als sie!

Ist es denkbar, dass die Tochter als Erbe die gleiche Kraft bekommen hat? Anne ist wissbegierig! Absalon rät ihr, sich vor Satan zu hüten, damit er sie nicht in Versuchung bringe. Sie habe die gleiche Glut in ihren Blick. Doch Anne lässt nicht locker. Er soll ihr sagen, ob er glaubt, dass ihre Leidenschaft und ihr sinnliches Blut ein Erbe der Mutter sei? Die gleiche Frage wollte er an sie richten. Sie habe das Bett mit ihm geteilt und sei in seinen Armen gelegen. Erst nach der Hochzeit fand er seine Ruhe wieder.

Seine Ruhe gefällt ihr überhaupt nicht! Zu jung und zu heißblütig ist sie, so dass ihr nach Passivität nicht der Sinn steht. Sie ist seine Frau und er soll sie einmal wieder fest in seine Arme nehmen, damit sie sich als Frau fühlen kann. Doch Absalon sieht sich außerstande, ihrer Sinnlichkeit mit 60 noch zu begegnen und zieht sich erschrocken zurück. „Die Flamme im Leib ist gefährlich für das Weib“ mahnt Anne. Absalon geht nun in sein Zimmer, um im Gebet seine Ruhe zu finden „Gute Nacht liebe Anne!“ Gute Nacht mein Gatte!“

5. und 6. Szene:

Anne probiert nun aus, ob die Männer auch kommen, wenn sie ihre Stimme erschallen lässt. Sie ruft „Martin!“ und schon steht er vor ihr. Er kann nur hervorbringen, dass Gott zwei armen Sündern gnädig sein möge.

3. Akt:

1. und 2. Szene:

Der Herbst ist ins Land gezogen und kommt mit seinen Stürmen. Vorsorglich hat Bente das Tor verriegelt und auch alle Fenster dicht gemacht. Merete erkundigt sich bei Anne, wann Absalon nach Hause komme. Es wird spät werden, hat er gesagt. Er mache einen Besuch bei einer sterbenden Seele. Den Teufel bekämpft er mit Wort und Gebet und erwirkt Gottes Gnade für ihn alle Zeit. Martin wollte sich bei dem Unwetter aufmachen, aber der Vater hatte es nicht erlaubt. Merete ängstigt sich zudem, dass ihrem Sohn etwas passieren könnte. Anne sagt, ihr sei dieser Gedanke fern und Merete glaubt es ihr gern. Doch Martin macht sich ebenfalls Sorgen, dass dem Betagten der weite Weg zu viel werden könnte.

„Stürmische Wasser! Weiße Wogen! Alles geht unter in taumelnden Wellen! Bäume brechen und stürzen zur Erde.“ Ein unseliges Wetter! Martin erwägt, seinem Vater entgegenzulaufen. In der Dunkelheit würde der Sohn ihn kaum finden, wendet Anne ein. Sie will den Jungen gern zu Hause behalten, weil sie ihn ganz für sich haben will, entgegnet Merete spitz. Anne protestiert und Martin gibt ihr Recht, dass er bei dem Wetter den Vater gewiss verfehlen dürfte. Ein warmes Bier wartet auf ihn. Es wird ihm gut tun, wenn er heimkommt.

3. Szene:

Nachdem Anne sich zur Ruhe begeben hat, nimmt sich die Großmutter den Enkel vor. Sie drängt ihn, dass er ans Heiraten denken soll, bevor der Teufel ihn noch in Versuchung führt und er sich auf einen falschen Weg begibt. Martin soll eine Frau finden, denn er habe jetzt das richtige Alter und es sei schlecht für ihn, immer allein zu leben. Ein Mädchen soll er ehelichen, welches treu und gut ist und ihm Kinder gebärt. Doch Martin habe genug damit zu tun, seine Gemeinde zu betreuen und Gott erspare ihm einstweilen noch die feste Bindung, sagt er. Aber der Teufel wird ihm gar nichts ersparen und plötzlich sei er seine Beute. Er soll überlegen, wie es seinem Vater ergangen ist. Anne Pedersdotter habe sich Tisch und Bett erschlichen. Was hält die Großmutter eigentlich von der jungen Frau? will Martin wissen. Sie habe sie niemals gekränkt, weder durch Worte noch durch Taten, beteuert sie. Aber in ihren Gedanken attackiert sie das Mädchen ständig – er weiß es!

Nun bricht aus Merete hervor, was sie für Anne in Wahrheit empfindet. Ja, sie hasst Anne aus tiefstem Herzen, denn sie hat seinen Vater verführt und listig bezaubert. Er war verloren und ganz in ihrem Bann geraten. Der Glanz in ihren Augen verhext alle Männer. Diese Eigenschaft hat sie von ihrer Mutter geerbt, von der jeder sagt, dass sie eine Hexe gewesen sei - wie Herlofs-Marte.

Martin empört sich! Kein einziges Wort sei wahr und die Großmutter sollte solche Gedanken nicht äußern. Sie denke, was sie will, bekräftigt sie, doch Martin bereite ihr Sorgen. Er soll sich vor dieser Frau in Acht nehmen. Nun wird Martin heftig und er verbietet ihr, solche Gerüchte zu verbreiten. Sie muss lachen, denn sie hält nichts von Annes Unschuld. Sie spottet, dass Martin offenbar ein guter Priester sein will und versichert ihm aber, dass die Großmutter ihn trotzdem mehr liebe, als er denke. Sie begibt sich zur Ruhe, aber Martin will noch auf seinen Vater warten.

4. Szene:

Anne kommt zurück und merkt, dass Martin etwas quält. Gehässig seien die anderen zu ihr und verderben ihren Ruf. Es kümmert sie nicht, solange er sie liebt. Er soll sie in seinen Arm nehmen und festhalten. Er sei ihr Mann und sie sein Weib. Er soll sie küssen und ihr gut sein. Zwischen beiden kommt es zum Liebesduett: Es schreit nach ihm ihr junges Blut! Den Brand soll er stillen, der durch sie entstand. Bei ihm vergeht all ihre Qual. Von seiner Wärme betört, hat sie ihn lieb und vergessen, wer sie ist. Er wiederum liebt ihren Mund und ihre Haare und sie sei sein Leben für alle Zeit!

Bereut sie nicht die Sünde, die sie begehen. Doch, manchmal ist sie ängstlich und hegt schwere Gedanken. Sie denke an den Tod des Gatten und an ein neues Leben für sie beide. Wünscht sie etwa den Tod des Vaters? Nein, sie wünscht es nicht, aber sie hat nur gedacht, wie schön es wäre, wenn er nicht mehr leben würde. Dann wäre Martin auch lieber tot!

5. Szene:

Absalon kommt von seinem Gang zurück und ist erstaunt, dass die beiden noch auf sind. Er freut sich, sie wiederzusehen. Das macht ihn ruhig. Anne holt ihm ein Bier aus dem Keller. Ist die Seele des Stadtrats erlöst? Ja, kurz nach neun war er tot. Die trauernde Witwe hat er noch getröstet.

Der Heimweg war weit - und schwermütig seine Gedanken. Er dachte an die Menschen in ihrer Not und des Lebens Erbärmlichkeit. An Schande, Laster, Lüge und Betrug; an käufliche Freude, Reue und Hass und an seinen Tod. Ist der Vater etwa krank? Dem Körper fehle nichts und trotzdem seien seine Gedanken schwer wie Blei in dieser Nacht.

Die Blätter wirbelten und der Regen peitscht seine Wange. Er war allein auf dem Weg, so einsam, alt und bange. Ein Taumeln der Welt, ein schwaches Bildnis, er blickte auf der Wolken Wildnis. Dann spürte er die Botschaft Gottes an ihn, als wäre er schon verurteilt. Absalon ahnt seinen Tod! Martin beschwichtigt, doch tiefsinnig wendet er ein, dass alle sterben müssen und er Gott dankbar und vorher gewarnt worden sei. Man wünscht sich gegenseitig gute Nacht.

6. Szene:

Der Körper, der einst vergänglich war, wird erstehen in Herrlichkeit. Ein schönes Wort! Hat Martin es auch gelesen? Anne rät Absalon, nicht immerzu an den Tod zu denken, denn das schaffe Gedanken der Angst. Das mag sei, aber die Vorstellung bleibt. Hat Anne ihm nie den Tod gewünscht? Seit dem Tag, als er ihr von ihrer Mutter erzählte, hat er diese wüsten Gedanken.

Absalon fühlt Gewissensbisse: Er tat ihr grausames Unrecht. Er nahm sie und fragte sie nie. Er kaufte sie einfach und nahm sie. Wie der alte David, nahm er sich ein junges Weib in sein Bett. In ihrer Ehe habe er sich ungeschickt verhalten. Die Mutter habe alles gelenkt. Anne versucht ihn zu beruhigen, indem sie behauptet, dass dies sie nicht kränken konnte.

Doch Absalon fährt in seinen Selbstvorwürfen fort und spürt nicht, wie er seine junge Frau damit belastet. Die Jugend habe er ihr genommen, das habe er erkannt, als sein Sohn zu ihnen zog. An einem Sommer-Abend sah er sie im Garten und hörte sie lachen. Annes Lachen hatte er zuvor nie gehört. Sie fand wahrscheinlich keine Freude an ihm. Deshalb fragte er, ob sie lieber will, dass er tot sei. Er kennt seine Schuld an und muss sie um Verzeihung bitten. Nun verliert Anne die Geduld und es sprudelt aus ihr hervor:

„Aber glaubst Du, dass ich Dir jetzt verzeihe?
Ja, Du hast Recht. Es ist jedes Wort wahr.
Du nahmst mir meine Jugend.
Wolltest Deine alten Knochen wärmen.
Du nahmst mir meine Freude – ich habe sie nie erlebt.
Wenn Du wüsstest, wie leidenschaftlich ich brenne!
Sehne mich nach der Liebe!
Ach, hätt' ich nur ein kleines Kind!
Das hast Du auch mir verweigert!
Trocknen! Verwelken!
Vom Feuer im eigenen Blut verzehrt!
Vom Brand in meinem Blut! Von den Flammen!
Das ist die Jugend, die ich von Dir bekam!
Ja, Meister Absalon!
Ich wünsche, Du wärst schon tot! Tot und begraben!
Wünschte den Tod Dir, als Du mich umarmtest!
Wünschte den Tod Dir, als Du fort warst!
Der Wunsch war aber nie zuvor so stark,
als seit dem Tag, wo Martin hier im Haus lebt!
Jetzt weißt Du es!
Die Liebe habe ich Deinem Sohn geschenkt!“

Absalon bekommt einen Herzkollaps und scheidet aus dem Leben.

7. Szene:

„Was ist es?“
„Ist er tot?“
„Gott im Himmel?“

„Du hast ihn umgebracht, Anne Pedersdotter, Hexe Du“
trifft Merete ihr Urteil. „Du und er, Ihr zusammen! Jesus Maria!“

4. Akt:

1. Szene:

Martin meidet Anne, doch sie möchte ihn unbedingt sprechen, denn sie hält sein Schweigen nicht länger aus. Martin geht es auch so, aber er hat Angst vor jedem Wort, welches sie zu ihm sagt. Er bittet zu Gott, dass er ihn von seiner Sünde erlösen möge. Von dem Toten haben sie nichts zu befürchten, nur von den Lebenden, quittiert sie sein ängstliches Verhalten. Denkt sie dabei an Merete? Ja, an Merete Beyer, denkt sie. Er soll sich ins Gedächtnis zurückrufen, was sie an jenem Abend gesagt und später wiederholt hat. Sie kocht vor Hass und befasst sich mit Rachegedanken. Nur er kann sie vor ihr schützen, denn als ihrem Sohn, könnte sie ihm nie etwas antun.

Doch sie habe seinen Tod gewünscht, wirft Martin Anne vor. Sie liebte den Mann an ihrer Seite nie, denn er stand ihr im Wege. Ihr Wunsch war wie ein Befehl, so dass er keine andere Wahl hatte, als zu sterben, argwöhnt Martin. Sie soll ihm bestätigen, dass sie die Macht hatte, seinen Tod zu veranlassen, fordert Martin. Hat seine Mutter ihm das eingeredet?

Möglicherweise waren sie zu dritt an der Tat beteiligt: sie, er und Satan! Letzterer habe mit der Sache nichts zu tun, korrigiert Anne. Nur, sie beide waren unbewusst, der Vater des Gedankens. Aber er liebt sie doch und nun soll er ihr helfen, sie vor den Flammen zu retten. Das ist richtig: Er liebte sie und seine Liebe war seine Sünde.

Anne soll nun an der Bahre ihres Gatten beteuern, dass sie zum Teufel keine Beziehung habe. Sie will schwören bei Gott und der Bibel und ihre Hand an die Bahre legen, dass sie nicht lügt und er muss ihr glauben, dass sie die Wahrheit sagt, auch wenn die Leute das Gegenteil denken. Martin soll nicht verzweifeln! Es kommen wieder bessere Zeiten. Der Tote wird ihnen ebenfalls verzeihen, wenn er sieht, wie sehr sie leiden. Martin wünscht sich, dass er an Stelle des Vaters auf der Bahre läge. Anne bittet Martin inständig, dass er sie nicht verraten möge, wenn die Kirche sich mit Leuten füllt! Verriet er sie, verriete er sich selbst, bekennt der Verzweifelte. Gott möge ihnen helfen, die Prüfung durchzustehen. Martin verlässt die Kirche und lässt Anne an der Bahre zurück.

2. und 3. Szene:

In der Domkirche kommt es am Sarg Absalons zum Zwiegespräch, in welchem Anne ihre Haltung rechtfertigt und den Gatten für seinen Tod selbst verantwortlich macht.

„Absalon, Absalon, mein Herr und Gatte!
Wenn Du mich hören kannst:
Verzeih mir meine Schuld, wenn ich jemals schuldig war!
Du liebtest mich und Du nahmst mich.
Als ich selbst der Liebe begegnete,
nahm ich mich selbst zurück.
Du warst immer gerechtfertigt.
Du wirst auch jenseits des Todes gerechtfertigt sein!
Wenn ich Dir Unrecht getan habe, sei bitte barmherzig!
Denn ich bin jung,
und Du nahmst mir fünf Jahre meiner Jugend.
Du sollst nicht Rache suchen!
Ich habe den Teufel nicht gerufen!
Nein, das nicht! Das nicht!
Ich kenne Satans Künste nicht!
Du bist selbst an allem Schuld.“

Ach rette mich, Herr Jesus! Ich will nicht sterben!

ZWISCHENSPIEL

4. und 5. Szene:

Der Chor kündet, dass der Leib unter Tränen in die Erde gesenkt wird, damit die Seele im Himmel glücklich werde. Nur Gott kann die Seele erheben; ein Jammer ist das irdische Leben.

Martin und Merete kommen. Die Kirche füllt sich. Als geistlicher Familienangehöriger ist Martin erkoren, das Laudatio zu sprechen. Nachdem er den Erzbischof als ehrwürdigen Diener der Kirche begrüßt hat, dankt er auch im Namen der Witwe und der Mutter allen, die gekommen sind, um den Verstorbenen zur letzten Ruhestätte zu begleiten. Durch den Verlust, den er als Sohn erleidet, ist sein Herz krank und voller Qual. Er tat Dinge, die nicht geeignet waren, dem Toten zu behagen. Doch den Rest seines Lebens wird er nun damit verbringen, dem Verstorbenen nachzueifern. Seine Seele ruft ihn, als wäre er noch unter den Lebenden.

Bischof Schelderup versteht, dass der Verlust groß ist für ihn, wie auch für das Land und für die Kirche. Er soll hingehen und die Mutter und die Frau trösten, während er den Segen der Kirche über den Toten spricht. Martin ist seinen Seelenkummer noch nicht ganz los und er bittet den hochehrwürdigen Bischof, ihn anzuhören:

Die Wege des Herrn sind manchmal schwer zu verstehen, und wenn je ein Mensch einen friedlichen Tod als allerletzte Gnade verdient hat, dann kann es nur derjenige sein, den sie heute begraben. So werden alle Menschen denken. Doch Gott hat es anders gewollt. Sein Tod war schnell und sein Fortgang plötzlich. Er starb ohne Bekenntnis und ohne Sakrament. Die Angehörigen können das nur bedauern, denn kein Mensch kann Gottes Weg ergründen. Doch damit nicht Verleumdung zum Teil seines Endes wird, verkündet Martin gemäß alter Sitte den Amtsbrüdern und der Gemeinde, dass sein hastiger Tod nie und nimmer einem Menschen zur Last gelegt werden kann.

In Anwesenheit seiner Gattin und Witwe, Anne Pedersdotter, gab er seinen Geist auf, nachdem Gott seinem Herzen befohlen hatte, das Schlagen einzustellen. Als seine Augen brachen, waren auch seine Mutter Merete Beyer und ich bei ihm. Erneut schwöre Martin, dass sein Vater die Welt der Menschen friedlich verlassen habe und nun Gottes Seligkeit genieße.

Nun meldet sich Merete zu Wort „Nei! Nei! Biskop Jens“ - So sei das nicht gewesen. Wenn der Sohn nicht die volle Wahrheit sagt, müsse sie als Mutter reden. Vor Gott und den Menschen sei alles, was Martin gesagt habe, gelogen. Unwahr sei es, dass der Tote in Frieden seine letzte Stunde beendet habe. Tot liegt er in seinem Sarg, ermordet durch Hexenkunst. „Min sønn ble myrdet ved trolldom!“

Was sagt Merete? Herr Absalon sei durch Zauber ermordet worden? „Ermordet hat ihn seine Gattin, Anne Pedersdotter!“ Merete fordert gemäß alt-testamentarischem Ritus Leben für Leben, Blut für Blut! Tod und Flammen für die Zauberin! Der Bischof ersucht um Ruhe vor Gott.

Martin appelliert, nicht auf die Stimme Meretes zu hören, denn er bürge für Anne. Die männlichen Einwohner stellen sich auf die Seite von Anne und die Personen weiblichen Geschlechts halten zu Frau Merete und verlangen den Tod Annes. Sie sei nicht schuldig, befinden die Männer von Jugend und Schönheit gerührt, aber die Frauen sehen Anne als Hexe, die den Absalon umgebracht hat.

Der Bischof tadelt Merete Beyer. Was hat sie getan. Hass und Neid haben sie verleitet und ihren Sinn verführt. Sie befinde sich in Gottes Haus und vor einer Bahre soll man nicht lügen. „Ich spreche die Wahrheit, Bischof Jens! Gott strafe mich hier und jetzt, wenn ich lüge.“ Martins Einwand, dass die Leute bedenken sollen, dass er nicht auf seine Rache verzichten würde, damit die Stiefmutter ungeschoren davon käme, wenn er sie für schuldig hielte!

Doch, das würde er, widersetzt sich Merete, denn auch Martin sei im Bann der Hexe gestanden, deshalb habe er für sie gebürgt und falsches Zeugnis gegeben. Gelockt hat sie ihn durch Zauber. Sie bleibt dabei. Anne Pedersdotter klage sie der Hexerei wegen Mordes an ihrem Gatten an und mit dem Sohn habe er Ehebruch begangen. Sie solle es leugnen, wenn sie kann!

Martin wird in seiner Haltung unsicher und der Bischof will von Anne Pedersdotter die Wahrheit wissen. Der Fall ist ungewöhnlich und fragwürdig. Deshalb soll an der Bahre des Toten ein Gottesurteil angerufen werden. Der Chor spricht sich dafür aus, damit die Wahrheit offenbar wird. Ist etwa jemand im Dom, der die Prüfung für überflüssig hält? Anne Pedersdotter, Witwe des verstorbenen Absalon! Bist Du willig und im Stande, Deine Schuld oder Unschuld prüfen zu lassen?

Anne legt die Blutprobe ab und das Blut stockt. Martin läuft aus der Kirche.

Psychologisch massiv unter Druck gesetzt, verliert Anne den Verstand und bekennt, dass sie ihren Gatten durch Zauber ermordet und den Sohn mittels „Troll Dom“ zu sich gelockt habe. Jetzt weiß der Tote es und hat seine Rache!

„Es wachtet über uns des Herrn Barmherzigkeit
und seine Wahrheit bleibt in alle Ewigkeit
Halleluja dem Herrn!“

Hintergrundinformation

Auch in Norwegen, dem Land der Trolle, gab es Hexenverfolgungen. Das Schicksal der jungen Pastorenfrau Anne Pedersdotter verankerte sich im kollektiven Gedächtnis der Zeit. Bereits im Jahre 1908 schuf Hans Wiers-Jensen das Schauspiel, welches Edvard Fiflet Bræin in knapper präziser Form brillant in Musik setzte. Die Historie besserte er ein bisschen auf, indem er als Nebenfiguren Martin und Merete Beyer einsetzte, die in der Wirklichkeit nicht vorkamen. Vielmehr ging es in der Realität vermutlich um einen Bilderstreit zwischen weltlicher Macht und Klerus. Im Allgemeinen hatten Frauen, die als Hexe verurteilt wurden, nur einen geringen sozialen Status. Absalon Beyer war aber ein berühmter Theologe und Gelehrter seiner Zeit. Der Altersunterschied zwischen den Eheleuten soll noch größer gewesen sein als die Oper glaubhaft macht. Es wäre auch ein Wunder gewesen, wenn der Teufel dabei nicht die Hände im Spiel gehabt hätte.


Letzte Änderung am 22.9.2012
Beitrag von Engelbert Hellen