Antônio Francisco Braga (1868-1945):

Jupira

deutsch Jupyra

Allgemeine Angaben zur Oper

Anlass: Vierhundertjahrfeier der Entdeckung Brasiliens
Entstehungszeit: 1899
Uraufführung: 7. Oktober 1900 in Rio de Janeiro
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Spieldauer: ca. 70 Minuten

Zur Oper

Art: Oper in einem Akt
Libretto: Luiz Gastão de Escragnolle Doria nach einer Erzählung von Bernardo Guimarães
Sprache: portugiesisch
italienisch von A. Menotti-Buja
Ort: n der brasilianischen Provinz Minas Gerais
Zeit: 19. Jahrhundert

Personen der Handlung

Jupira
Rosalia
Carlito
Quirino

Handlung

Die Liebe sei unbeständig, sie komme und gehe wie der Mond und der Wind, behauptet der einleitende Chor, hat aber nicht grundsätzlich recht. Nicht alle Paare sind wankelmütig, denn viele bleiben ganz einfach zusammen, weil sie zu träge sind, nach etwas anderem Ausschau zu halten. Der Chorsatz von etwas mehr als einer Minute will auch keine fundamentalen Weisheiten verkünden, sondern lediglich darauf einstimmen, was den Opernbesucher erwartet und worauf er sich vorbereiten soll.

Jupira ist ein einfaches Indiomädchen und hat sich hoffnungslos in einen Jungen verliebt, der eine Nummer zu groß für sie ist. Die Gesetze, nach denen die Liebe funktioniert, hat Jupira noch nicht studiert; und unbekümmert wie sie ist, denkt sie, dass der Erwählte genau so empfindet wie sie selbst. Carlito gibt sich freundlich, aber gefunkt hat es bei ihm eben nicht. Dafür hat aber Quirino ein Auge auf das Indiomädchen geworfen, findet aber keinen Anklang bei ihr, obwohl er ihr einen Heiratsantrag macht. Den wirtschaftlichen Vorteil, welcher diese Verbindung bringen könnte, registriert sie nicht, sondern denkt, im Leben gehe alles nach Befinden. Und ihre Gefühle hat sie nun einmal bei Carlito investiert. Dem eingebildeten Jungen sind das Anhimmeln und die besitzergreifende Art lästig geworden, und wenn sie ihm immerzu die gleiche Frage stellt, ob er sie noch liebe, bekommt sie die läppische Antwort, sie soll doch seine Freunde fragen und deren Beobachtung für bare Münze nehmen.

Carlito hat die wunderschöne Rosalia für sich erobern können. Die gegenseitigen Schwüre ewiger Liebe bestätigen den Gleichklang ihrer Herzen. Mit seiner neuen Flamme hat eifersüchtige Jupira den Abtrünnigen aus ihrem heraus Versteck belauscht und den Austausch ihrer Zärtlichkeiten mit wundem Herzen zur Kenntnis genommen. Sie erfährt nun, dass der geliebte Carlito abfällig über sie redet. Das kleine Indiomädchen sei längst ausgemustert, erklärt er, und sei nur eine vorübergehende Belustigung für ihn gewesen. Jupira kann unmöglich akzeptieren, dass sie nur benutzt wurde und fühlt sich verraten und verkauft. Rache ist süß und der Geliebte soll zu spüren bekommen, was es heißt, eine Einheimische zu verschmähen. Eine lautstarke Auseinandersetzung mit Rosalia bringt kein Resultat, denn diese schiebt die Nebenbuhlerin einfach weg.

Jupira kocht vor Wut und Hass umnebelt ihren Verstand. Zu einem unliebsamen Opfer bereit, versucht sie nun ihren Anbeter Quirino zu umgarnen und macht ihm klar, dass der Weg zu ihr nur über die Leiche des Verräters frei wird. Sie überreicht dem Einfältigen einen stattlichen Dolch, damit er es dem undankbaren Verräter in die Brust stoße.

Carlito verabschiedet sich von Rosalia mit heißen Küssen, denn er beabsichtigt im Busch nach Erdferkeln zu suchen, damit rosiges Fleisch auf den Tisch des Hauses kommt. Doch Rosalia hat Angst um den Geliebten, denn sie beunruhigte ein schrecklicher Traum. Dunkle Wolken zogen am Firmament auf und kündeten großes Unheil. Quirino folgt Carlito ins Unterholz und kehrt kurze Zeit später mit verstörtem Gesichtsausdruck zurück. Der blutbefleckte Dolch in seinen Händen zeigt der Unglücklichen an, dass der von ihr beauftragte Quirino reinen Tisch gemacht hat. Rosalia kommt hinzu, reimt sich zusammen, was passiert ist und verflucht den Mörder. Jupira eilt, um zu sehen, ob der Geliebte noch zu retten ist. Doch als sie auf der Brücke steht und ins Wasser schaut, kommt seine Leiche gerade über Stock und Stein herangeschwommen. Der Drang, dem Geliebten in sein nasses Element zu folgen, ist unwiderstehlich.


Letzte Änderung am 4.3.2010
Beitrag von Engelbert Hellen