Nicolas Flagello (1928-1994):

The Piper of Hamelin

deutsch Der Rattenfänger von Hameln / französisch Le Joueur de flûte de Hamelin

Allgemeine Angaben zur Oper

Entstehungszeit: 1970
Uraufführung: 1999 an der Manhattan School of Music
Besetzung: Erzähler, Soli, Chor und Orchester
Spieldauer: ca. 50 Minuten
Erstdruck: New York: European American Music Distributors LLC
Bemerkung: Gibt es einen schöneren Schluss für eine Volkssage, als wenn der Held des Stücks sich als Geist der Musik entlarvt? Auf diese Weise ist die Macht der Musik verdeutlicht, die verderben und erlösen kann. Nicht immer endet die Volkssage versöhnend wie in der inhaltlichen und musikalischen Wiedergabe des amerikanischen Komponisten Nicolas Flagello. Im Allgemeinen unterstellt man als realistischen Hintergrund der Entführung von Kindern in eine unwirtliche Gegend handfeste Motive. Es kann sich um die Besiedlung neuer Landstriche handeln oder auch um die Gelüste eines fremden Kriegsherrn, der auf diese Weise künftige Söldner rekrutiert. Die Variante aus Korneuburg erzählt, dass die geraubten Kinder auf dem Sklavenmarkt von Konstantinopel verkauft wurden. Die vorliegende Version löst Frohsinn aus und lässt beim Hören und Betrachten ein positives Gefühl zurück. Was erzählt uns der dramatische Aufbau der Oper noch? Der gerechte Lohn für geleistete Mühe muss manchmal erkämpft werden! Nicht alle Menschen halten sich an moralische Werte. Durchsetzen kann man sich, wenn man sich überlegen zeigt oder ist und die besseren Karten hat.

Zur Oper

Art: Oper in drei Akten
Libretto: Nicolas Flagello nach Robert Brownings Gedicht „The Pied Piper of Hamelin“
Sprache: englisch
Ort: Hameln an der Weser
Zeit: im Mittelalter

Personen der Handlung

Der Pfeifer
Der Bürgermeister von Hameln
Drei Frauen, drei Männer
Die Kinder von Hameln
Ratsherren und Stadtvolk

Vorbemerkung

Die Aufführung wird von einem Erzähler zu Beginn eines jeden Akts moderiert.

Handlung

1. Akt:

1
Der Erzähler erklärt, dass Hameln in der Nähe der berühmten Stadt Hannover liegt und bezeichnet sie als einen liebenswerten Platz, wie du noch nie einen erlebt hast. Aber wenn du dich fünfhundert Jahre in die Geschichte der Stadt zurückversetzt, siehst du wie die Stadtbevölkerung unter einer Plage leidet. Von Ratten ist die Rede, die sich irrsinnig vermehren und gegen Hunde und Katzen kämpfen. Sie beißen das Baby in der Wiege, sie fressen den Käse aus dem Trog und lecken dem Koch die Suppe vom eigenen Löffel. Ihre Nester legen sie in die Sonntagshüte. Die Frauen kommen nicht mehr zu Wort. Den Plausch mit der Nachbarin ertränken sie in ihrem Quieken. Lasst uns den Vorhang der Zeit beiseite schieben und schaut nun selbst, in welcher Bedrängnis die Bevölkerung der Stadt Hameln sich befindet.

2
Der Chor berichtet, dass die Leute planlos herumlaufen und wehklagen. Täglich zur Mittagszeit beginnt die Invasion der Schnurrbärtigen und trifft sie der jämmerliche Fluch. Sie kommen, sie nehmen, sie essen, sie nippeln, sie zernagen und schlucken herunter. Sie kauen herum und sind äußerst angriffslustig. Die Menschen leiden unsäglich. Die armen Kinder trifft es am härtesten. Die Kleinen müssen täglich fortgeschafft werden, damit sie den Ratten keine Angriffsfläche bieten, jammern die Mütter. Die Kinder dürfen mit den Ratten nicht in Kontakt kommen, denn es kann sie ein Schicksal treffen, ärger als der Tod, lautet die Weisheit des ersten Vaters. Der zweite berichtet, dass die Kinder ab Mittag, bevor die Ratten kommen, in die Berge gebracht werden. Die Kirchenglocken rufen sie zurück, sobald die Luft rein ist. Wie gut, dass es Glocken gibt, denn sonst würden sie ihre lieben Kinder nie wiedersehen. Alle sind sich einig, dass die Kinder von den Nagern ferngehalten werden müssen, damit sie vor Krankheit bewahrt bleiben. Ratten! Ratten! Sie treiben die Menschen der schönen Stadt Hameln in den Wahnsinn. Die Turmuhr schlägt zwölf. Gleich beginnt der Zirkus. Alle zittern vor Furcht.

3
Schon das eigene Geschrei versetzt die Menschen in konfusen Schrecken. Der Anblick der Ratten-Invasion treibt sie zum Handeln. „Lasst uns schnell in unsere Wohnungen gehen! Sperrt die Türen ab, schließt die Fenster! Klettert auf Stühle und Tische! Versteckt euch und deckt euer Gold zu.“

Lauft, sobald ihr das Quieken hört! In bewährter Manier werden sie euch überfallen. Jedes mögliche Objekt werden sie davontragen; erstaunlich ist, was die Quälgeister alles gebrauchen können. Alles geht einmal vorüber, die Angst lässt nach. Kann man auch sicher sein, dass alle gegangen sind? Die Menschen nehmen vorsichtig Kontakt zueinander auf.

Der Bürgermeister ist erleichtert und kontrolliert sein Eigentum und seine körperlichen Bestandteile: „I have my watch... and my snuffbox... two arms, two legs … And yes, I have my head! - Ich habe meine Uhr, meine Schnupfdose, zwei Arme, zwei Beine und ja ich habe meinen Kopf.“

Preis dem Herrn, Dank dem Herrn. Sie sind verschwunden! Ein Bürger klagt über den Verlust von einem Sack Mehl. Eine Frau vermisst ihren Apfelkuchen. „Was können wir tun?“ Der Bürgermeister fragt seine Ratsherren. Erschießen kann man sie nicht! Vergiften geht auch nicht, dafür sind es zu viele. Man hat es mit intelligenten Wesen zu tun. Sie werden die Köpfe zusammenstecken, den Fleischköder beschreiben und in Zukunft ähnlich Aussehendes meiden. Schmiergeld geben funktioniert auch nicht. Also, was ist zu tun?

In clownhafter Aufmachung nähert sich ein Flötenspieler. Bürger und Bürgermeister starren ihn belustigt und erstaunt an.

4
Der Flötenspieler ist ob des Aufsehens, das er verursacht, ebenfalls amüsiert.

„Hallo, wie geht es Euch?“
„Leid ist uns widerfahren!“
„Oh, erzähle!“
„Die Mäuse, die Ratten ...“

„Nun was ist? Haben euch Mäuse und Ratten erschreckt? Ho, Ho! Welch eine Stadt!“ Der Bürgermeister ist gelinde gekränkt: „My dear Sir, do you know...?“ Er wisse alles, ist des Pfeifers Antwort. Der Bürgermeister und die Umstehenden wollen nun wissen, wer er sei. Er sei ein Pfeifer! Und was ist ein Pfeifer? Ein Frau antwortet an seiner Stelle: Ein Pfeifer sei jemand, der mit seinem Instrument Musik macht. „Und welche Art von Musik, bitteschön?“ Er habe alle Art von Musik auf Lager. „Beschreibe sie uns!“ Neugier kennt bekanntlich keine Grenzen. An Beispielen demonstriert der Pfeifer: Da ist zunächst die ernste Art von Musik. Alle sind sehr interessiert. Es gibt aber auch fröhliche Melodien! Alle klatschen anhaltend. Es gibt einen Sound, der für niemanden gut ist, und er spielt dissonant. Oh, ist das furchtbar. Der Pfeifer fährt fort: Er kenne auch noch andere Sachen, solche, welche die Blumen zum Wachsen bringen oder von den Vögeln, denen er ihr Gezwitscher abgehört hat. Es gibt auch Melodien, welche die Jungen und Mädchen... Na, er denkt, man weiß, was er meint. „Lass hören!“ O nein, dieser Sound ist nur für Einzelne, oder für ein Pärchen, wenn es sich das wünscht.

Kann er auch das geben, was alle sich wünschen? Meistens ja! Jetzt kommt der Bürgermeister mit der Sprache heraus: „Mein lieber Herr, kannst du Hameln vor den Ratten retten?“ Dazu brauche es eine spezielle Art von Musik, aber der Gebetene fühle sich sicher, dass er es kann. Nun soll er es noch glaubhaft machen oder seine Fähigkeit beweisen, danach könne man einen Deal abschließen.

Der Pfeifer bittet, dass man ihm Platz machen soll und zeigt auf einen Vogel. Er erklärt, dass er es einrichten kann, dass der Vogel zu ihnen stößt und auf Kommando wieder davon fliegt. Alle sind gespannt
Der Musikant spielt auf seiner Flöte. Ein Vogel schießt herab, fliegt auf die Versammelten zu, verweilt und fliegt dann wieder weg.

Der Bürgermeister ist noch immer skeptisch. Aber immerhin ist es eine Chance, die vielleicht Glück bringt. Die Ratsherren meinen auch, dass es sich zusammenfügen könnte. Der Pfeifer bringt ein weiteres Beispiel mit einem Pferd, welches sich auf das Kommando der Flöte hinkniet und wieder aufsteht. Die Menge spricht von einem Zufall und der Pfeifer starrt zum Bürgermeister. Dieser scheint an hypnotischen Künsten mittels Flöte immer noch zu zweifeln und wird aufgefordert herzuschauen und zuzuhören. Der Bürgermeister ist wie gelähmt und kann sich nicht mehr bewegen. Alle sollen zum Bürgermeister schauen. Er wirkt als ob er aus Stein sei. Der Musikant spielt erneut und das Gemeindeoberhaupt erwacht aus seiner Trance. „Mein lieber Herr, ich muss schon sagen...!“ Nun werden aber die Ratsherren wütend: „Bürgermeister, du redest zu viel!“ „Wie die meisten Bürgermeister!“ Alle sind überzeugt, dass der Pfeifer in der Lage ist, mit seiner Flöte die Stadt zu retten.

5
Der Bürgermeister kündet, dass er „den lieben Herrn“ anstellen wird, weil er überzeugt ist, dass er die verzweifelte Lage verändern kann. „How much, how much?“klingt es wie aus einem Munde. Eintausend Gulden verlangt der Musikant, sobald die Aktion erfolgreich durchgeführt ist. Aus Freude über das Zustandekommen des Vertrags bietet der Bürgermeister eine Million, sobald alle Mäuse und Ratten vertilgt sind. Einem der Ratsherren dünkt eine Million doch ein bisschen viel und er handelt herunter auf „Nine hundred ninety-nine, if you can“, wird aber von den anderen nicht ernst genommen. Man fragt den Rattenfänger: „Do you accept?“ Der Pfeifer: „I accept!“

Alle sind freudig erregt. Der Pfeifer soll seine Weise spielen, um Hameln von der Rattenplage zu befreien.
Ruft die Kinder, läutet die Glocken! Die Kinder kommen gelaufen. „Oh, oh joy!... Ring the bells... Hail to Mister Piper. He shall rid the town of the rats. Hail to Mister Piper, for the sound of music shall prevail! His flute shall play... Music shall sound. Music will win, music shall slay all the vermin - Musik wird gewinnen und alle Schädlinge ausrotten.“

2. Akt:

6
Der Berichterstatter, der dem Publikum die Geschichte vom Rattenfänger von Hameln vermittelt, beobachtet diesen ganz genau. Zuerst hat er ein bescheidenes Lächeln aufgesetzt, welches andeutet, was Magie alles bewirken kann. Noch bleibt die Flöte stumm, doch dann kräuselt der Meister seine Lippen und seine Augen blicken mal grün, mal blau, ähnlich den Flammen einer Kerze. Zuerst ertönt ein Murmeln und dann vernehmen alle ein unangenehmes Brummen, bis das Geräusch zu einem Rumpeln anwächst.

Nun kommen die Ratten aus ihren Löchern - von überall her. Große Ratten, kleine Ratten, dünne Ratten und fleischige Ratten! Braune, graue und schwarze - alte Arbeitstiere und junge Faulenzer, Väter, Mütter, Onkel und Cousinen. Manche, die in der Rattenkolonie einen Status besitzen, kommen im Frack oder sie haben einen prickelnden Schnurrbart. Einzelgänger gibt es nicht, die Tiere kommen in Familien zu zehn oder im Dutzend. Brüder, Schwestern und Ehemänner mit ihren Frauen folgen dem Pfeifer auf seinem Weg. Von Straße zu Straße strömen auf seinen Pfiff immer neue Rudel hinzu. Der Gruppendynamik gehorchend, folgen sie ihrem Vortänzer bis zur Weser. Springend und tanzend landen sie im kalten Wasser und kommen jämmerlich um. Die Strömung trägt die Kadaver fort. „Sind die lieben Zuschauer den Worten des Erzählers gefolgt?“

7
Der Chor macht die gleiche Beobachtung. Der Pfeifer trillert auf seiner Flöte und die Ratten folgen ihm wie hypnotisiert in robotergleicher Manier. Der Meister fährt fort zu spielen, bis alle Ratten vernichtet sind. Eine kleine Maus konnte das Tempo nicht mithalten, quiekt ganz leise und ist entkräftet am Wegrand niedergesunken. Endlich kehrt Ruhe ein. Der Bürgermeister steckte seinen Kopf zuerst aus der Tür, andere folgen. Sehr vorsichtig tauchen alle Bürger Hamelns nach und nach auf.

8
Alle jubeln. Er hat es geschafft! Heil dem Pfeifer, dass er die Stadt mit seinem Getute vor den Ratten rettete - mit ein wenig Schnickschnack und zitternden Trillern, langen Noten, kleinen Noten, mit kurzen und grazilen Noten. „Hail to the piper! He has rid the town of rats.“ „Ein Wunder ist geschehen. Wir können es kaum glauben. Heil dem Pfeifer. Wir preisen ihn!“

9
Der Pfeifer tritt auf den Ortsvorsteher zu. „Gut, Herr Bürgermeister, war es recht so? Ich hielt meine Abmachung. Nun musst du deine halten. Eintausend Gulden, wenn es beliebt.“

Die Leute geben sich überrascht. Eintausend Gulden? Oder meint er neunhundertneunundneunzig.“ Der Bürgermeister klärt den Fremden auf: „Aber Pfeifer wir haben nicht einmal 1000 Gulden, nicht einmal fünfhundert, nein, nicht einmal hundert.“ Die Gesichtszüge des Pfeifers nehmen strenge Formen an, der Geprellte bleibt aber beherrscht. Er bezichtigt den Bürgermeister der Lüge und drückt vor dem geplanten Betrug seinen Abscheu aus. Er besteht darauf, die Summe zu bekommen, die ihm korrekterweise zusteht - das seien eintausend Gulden, wenn es gefällt. Der Bürgermeister widerspricht und behauptet im stummen Einvernehmen mit der Bevölkerung, dass die Stadt das Geld nicht habe. Der Pfeifer wiederholt seine Forderung und stößt erneut auf Ablehnung. Hat man jemals soviel Geld für einen Musikanten ausgegeben? Wer hat je gehört, dass Musik ein solch kostspieliges Vergnügen ist. Woraus besteht eigentlich Musik?, fragt eine Frau. „Eine ganze Note, eine halbe Note, eine sechzehntel Note!“ So funktioniere die Zusammensetzung. „Gebt mir die vereinbarten tausend Gulden!“ Der Fremde lässt sich nicht abweisen.

Der Bürgermeister nimmt folgende Haltung ein: „Wenn es denn unbedingt sein muss, geben wir dir fünfzig. In Zukunft brauchen wir deine Klänge nicht mehr. Es gibt nichts mehr, was er für die Hamelner tun kann. Gebt ihm einen Beutel mit Münzen, dann soll er verschwinden!“ Der Meister kontrolliert die Börse. Fünfzig Gulden sind zu wenig! Der Bürgermeister hat sein Abkommen gebrochen. Nie wieder wird er noch einmal herkommen und für die Menschen spielen. Wenn Musik erforderlich ist, wird er nicht bereit sein. Der Pfeifer gibt dem Bürgermeister seine Börse mit Inhalt zurück.

10
Gemäß historischer Überlieferung wartet der Pfeifer den kommenden Sonntag ab, bis die Erwachsenen in der Kirche sind. Leise beginnt er auf seiner Flöte zu spielen, bis die Kinder ihn vernehmen und sich in seine Richtung drehen. Der Pfeifer steht auf, wiegt seine Flöte, bleibt stehen und wartet, bis die Kinder sich gesammelt haben. Erneut setzt er zu einer lieblichen Melodie an und in einem Aufmarsch folgen ihm alle Kinder. Die Flöte nimmt einen brummenden Ton an und in einem langen Aufmarsch verlassen die Kinder mit dem Pfeifer an der Spitze die Stadt. Ein kleines Mädchen bleibt zurück und weint, weil es das Tempo nicht mithalten kann. Der Pfeifer geleitet es behutsam zur Seite und hilft ihm, sich von den anderen zu trennen.

3. Akt:

11
INTERMEZZO

12
Der Erzähler meldet sich zu Wort und kündet von seinem großen Bedauern zu dem grenzenlosen Leid, welches die Stadt Hameln getroffen hat. Dem Bürger geht so manches durch den Kopf, was er vielleicht falsch gemacht haben könnte. Der Bürgermeister sendet Boten in alle Himmelsrichtungen, um auszumachen, wo der verwünschte Pfeifer geblieben ist - aber ohne Erfolg. Der Pfeifer ward nirgendwo gesehen und keines der Kinder war zurückgeblieben, um Kunde geben können, was mit den anderen geschehen ist. Es erscheint allen wie ein dunkler Traum. Tage und Stunden vergehen, man hört Flüstern und Gemurmel, aber alles endet in der Klage über das Leid, welches der Stadt widerfahren ist. Ach, hätten sie doch rechtzeitig die Wut des Pfeifers richtig eingeschätzt, hätte er auch sein Geld bekommen. Leid, Leid für alle ist das Resultat ihres Fehlverhaltens.

13
Die Glocke der Turmuhr habe ebenfalls das Läuten eingestellt. Immer wieder versucht man, sie in Schwung zu bringen, aber vergebens. Was soll man tun, was kann man tun? Gibt es überhaupt etwas, was man tun kann? Die Glocken weigern sich zu läuten. Nicht einmal die kleinste Glocke, keine Klingel gibt einen Ton von sich. Es ist wie verhext. Immerhin können die Menschen noch pfeifen, falls sie dazu noch Lust verspüren.

Der Bürgermeister klagt: Hätten wir doch bezahlt, dann müssten wir jetzt nicht um unsere Kinder klagen.“ Und was nun? Eine Frau weint um ihren kleinen Sohn. Gott möge ihr vergeben. Sie vermisst ihn so sehr. „Who sings him his lullaby?“

„Sleep my boy, mother's here.
Dream of things far and near.
I am with you as you rest,
Just like a bird in mother's nest.
Sleep my prince, my little dove.
Have dreams of joy.
With mothers love.
When night has come
At end of day,
You will hear me say:
Sleep my love...“

Rauch steigt vom Boden auf. Plötzlich ist der Pfeifer unter ihnen. In silbrig glitzernder Kleidung kommt er zu Besuch. Zunächst weichen alle zurück.

14
Alle sind maßlos erstaunt. Es ist der Pfeifer, tatsächlich - er ist es! Wird er dem emotionalen Ansturm gewachsen sein? „Wo sind unsere Kinder. Gib uns unsere Kinder, Pfeifer, sage uns, wo sind unsere Kinder?“ Der Bürgermeister tritt vor und erklärt, dass man auf seinen Besuch vorbereitet sei. „Ein Versprechen ist ein Versprechen!“ „Vielleicht könnte man sich einigen auf...“

Der Betrogene unterbricht ihn und repetiert: „Genug, genug! Ich kam her und machte einen Kontrakt, eure Stadt von diesem Ungeziefer zu säubern. Ich tat meine Arbeit mit nichts anderem, als mit diesem Instrument. Ich machte Musik und vertrieb Mäuse und Ratten. Die Vereinbarung lautete auf 1000 Gulden. Ich setze die Verhandlung mit dir nicht fort, bevor du die vereinbarte Summe nicht bezahlt hast! Wenn du von mir keine Musik mehr hören willst, wirst du auch deine Kinder nicht wiedersehen.“

Hastig konferiert der Bürgermeister mit seinen Ratsherren und breitet dann eine Börse aus. Dann geht alles weitere sehr schnell. Hier nimm die 1000 Gulden. Wir gestehen unseren Fehler ein. Wir bedauern unseren Geiz. Aber gib uns bitte unsere Kinder zurück. Der Pfeifer nimmt das Geld. „Empfindest du Reue? - Do you repent?“ „Yes“ „ Do all of you?“ „Oh yes Piper, oh! Yes!“ „Alright then, you have kept your promise!“ „Piper, please, where are the children... are they well?“ „Never so well. My dear lady... I've taught them some music. Soon you shall hear.“

Der Bürgermeister sagt, dass man weiß, dass er eine Pfeife besitzt, aber wie ist sein Name? „Wer bist du und was machst du?“

15
„Ich bin das, was du nicht sehen kannst
Ich bin das, was du nicht berühren kannst.
Ich bin das, was immer bei dir sein wird.
Ich bin das, was dich immer besänftigen wird.
Ich verkörpere die Vögel
und das Wasser.
Ich komme vom Himmel.
Ich bin, was du wünscht dir zu sein.
Ich bin blau, rot, schwarz, gelb, weiß,
Ich klingele,
Ich brülle,
Ich bin traurig und glücklich!
Ich bin launisch und fröhlich!
Ich bin in deinem Heim, auf dem Platz
im Turm und in der Luft.
Ich bin hier, ich bin überall, wo du mich wünschest.
Ich bin etwas, dass klein beginnt, wächst und blüht.
Alle sind entzückt über die
anwachsenden Brandung der Melodie.
Ich bin bereit, dir alles zu erzählen über jede Sache.
Ich bin dein Herz, ich bin deine Liebe.
Ich bin die Melodie von deiner Seele.
Ich bin der Geist der Musik.“

Das Volk umrundet glücklich den Pfeifer, nun hören sie wieder den Klang der Glocken. Sie Lauschen dem klang der Freude, sie Lauschen dem Lärm der Kinder. Von weit weg kommen sie anmarschiert, glücklich singend in musikalischen Silben: „Sol sol la sol sol la sol fa mi re mi re mi fa sol la sol“. Glocken antworten auf einfache Weise, während die Eltern sich wundern.

Alle singen „Wir danken dir und lieben dich als den Flötenspieler von Hameln. Du bist hier und überall. wir huldigen dir, Herr und Geist der Melodien. Du hast uns belehrt und uns dein Herz und deine Seele gegeben. Hierfür danken wir dir. Alle huldigen freudvoll dem Meister und die Oper schließt mit einem Lob auf die Musik.


Letzte Änderung am 7.7.2010
Beitrag von Engelbert Hellen