Eduard Künneke (1885-1953):

Hochzeit in Samarkand

Allgemeine Angaben zur Operette

Entstehungszeit: 1938
Uraufführung: 1938 in Berlin (Großes Schauspielhaus)
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Spieldauer: ca. 100 Minuten
Erstdruck: Berlin: Bühnenvertrieb Edition Meisel, 1939
Verlag: Berlin: Meisel Bühnenverlag, 1979 (Klavierauszug)
Bemerkung: Bedauerlicherweise findet diese bezaubernde Operette in heutiger Zeit nicht den Anklang, die ihr gebührt. Um den Klangzauber zu hören, muss man auf eine Tonkonserve zurückgreifen, die Franz Marszalek 1954 mit dem Kölner Rundfunk einspielte. Orientalisches Kolorit ist gewährleistet und das Libretto mit reichlich gesprochenem Dialog ist witzig, teils sogar an den Wiener Dialekt gebunden. Die zündenden Melodien prägen sich leicht ein.
Opus: op. 42

Zur Operette

Art: Operette in zwei (oder drei) Akten und 10 Bildern
Libretto: Richard Kessler
Sprache: deutsch

Personen der Handlung

Ösbög: der König
Muzzaffer: der Großwesir
Amina: seine Tochter
Mesrur: ein angesehener Bürger
Zaire: seine Tochter
Alois Huber: ein Wiener
Nerrudin: ein Märchenerzähler
Hassan: ein Viehhändler
Der Imam
Der Kadi

Handlung

1. Akt:

1.
Der junge Königssohn Ösbög ist mit Reiseziel Lhasa in die Welt gezogen, um sich in der Heiligen Stadt der Meditation hinzugeben. Seit Jahren gilt er nun schon als vermisst. Unvorhergesehene Gefangenschaft verzögert die planmäßige Rückkehr. Der alte König ist den Weg alles Irdischen gegangen und sein Großwesir hat sich der Regierungsgewalt und des Throns bemächtigt. Im Prinzip ist gegen den Lauf der Dinge nichts einzuwenden, denn wenn die Position des Herrschers verwaist ist, kommt es seinem Wesir zu, die Nachfolge anzutreten, um die Regierungsgeschäfte fortzuführen. Doch Muzzaffer scheint nicht beliebt zu sein, denn er gibt sich korrupt. Das Volk ist unzufrieden mit seiner Herrschaft und sehnt die Rückkehr des rechtmäßigen Thronerben herbei.

Das Schicksal ist der glänzenden Metropole wohlgesonnen. Der Kronprinz ist zurückgekehrt, möchte aber wohlweislich erst einmal die Lage erkunden, bevor er sich zu erkennen gibt. Er trifft auf den Imam, das religiöse Oberhaupt, der ihn in seiner Verkleidung aber nicht sogleich erkennt. Schnell sind beide wieder ein Herz und eine Seele und der alte Freund rät, zunächst unerkannt in der Stadt zu verweilen, um die Stimmung im Volk zu erkunden.

2.
Der hochgeschätzte und staatlich geprüfte Märchenerzähler Nerrudin hält den Kontakt zum Operettenpublikum aufrecht und erzählt von Dingen, die noch gar nicht passiert sind. Es ist die Liebesgeschichte vom König mit der schönen Zaire, der Tochter des beim Großwesir in Ungnade gefallenen reichen Kaufmanns Mesrur. Im Mittelpunkt seiner Vision steht „Die Hochzeit von Samarkand“.

Wie in den Geschichten aus „Tausendundeine Nacht“ steht am Anfang allen Geschehens der Lobpreis Allahs und seines Propheten auf dem Programm. Eduard Künneke versteht es meisterhaft, dem Muezzin die deutsche Sprache in den Mund zu legen und diese mit orientalischen Klangfarben auszustatten - man muss wirklich genau hinhören, um den Etikettenschwindel zu bemerken. Doch danach setzt der Handlungsfaden endlich ein. Der junge König, formell noch nicht gekrönt, gerät mit dem Imam ins Plaudern und erzählt ihm von einem schönen Mädchen, welches er am Vorabend kennengelernt hat und zu dem er in Liebe entbrannt ist. Das kann nur Zaire, die Tochter Mesrurs sein, den der Großwesir um sein Vermögen gebracht hat, errät der Geistliche, unter göttlichem Beistand stehend, völlig korrekt.

3.
Der Handlungsfaden dreht sich und wendet sich Alois Huber zu. Der Genannte ist ein Weltenbummler aus der schönen Stadt Wien. Als Orientale verkleidet geriet er versehentlich in die Sklaverei. Dieser unwürdige Zustand hielt aber nicht lange an und er entfloh. Die Tochter des Großwesirs hatte sich in ihn verliebt und ermöglichte ihm seine Befreiung, nachdem man den Ausbrecher zuvor wieder eingefangen hatte.

4.
Der Librettist hat nun zwei Liebespaare zusammengebracht, um den Fortgang der Handlung zu gewährleisten. Ösbög hat sich dem Vater seiner Liebsten als zukünftiger König zu erkennen gegeben und verspricht ihm, ihn im Streit gegen den Wesir zu unterstützen. Das Mädchen lässt ihn aus ihrem Korb von den Feigen probieren, die es auf dem Markt verkaufen will.

5.
Per Zufall gesellt sich Alois Huber hinzu, der versucht, sein Liebchen zu überreden, am Abend mit ihm zu fliehen. Die Situation gestaltet sich problemloser als er dachte. Amina war schon einmal mit Hassan, einem reichen Viehhändler, verheiratet. Er hatte sich von ihr getrennt, bereut nun seinen Schritt bitter und möchte sie erneut heiraten. Orientalisches Eherecht steht seinem Begehren im Wege! Er kann Amina nur wieder heiraten, wenn diese zwischendurch anderweitig verheiratet war. Alois Huber kann sein Glück kaum fassen, denn an ihn richtet Hassan das Angebot, ob er nicht geneigt sei, als „Zwischengatte“ aufzutreten. Für seine hochherzige Tat soll er mit Gold entlohnt werden. Hassan ahnt natürlich nicht, dass die beiden bereits ein Liebespaar sind und Alois muss acht haben, sich nicht zu verplappern.

6.
Der Großwesir will seinem Feind Mesrur abermals eins auswischen und dessen Tochter zwangsweise mit einem Tagedieb verheiraten. Er gerät an Ösbög, den er in seiner Verkleidung als Bettler nicht erkennt. Im Palast stehen sich Thronfolger und Tyrann gegenüber. Zum Spaß will er den Fremden als Sultan verkleiden, um seinen Spaß zu haben und Zaire zu täuschen.

Ihrem Vater stellt er den Heiratskandidaten vor, der den Prinzen sofort erkennt, sich aber nichts anmerken lässt und der Hochzeit freudig zustimmt. Muzzaffer denkt, er werde Zaire einen Bettler zum Mann geben, ohne zu ahnen, dass man ihn selbst hereinlegen wird.

2. Akt:

7.
Die Vorbereitungen zur Scheinheirat zwischen Alois und Amina kommen zügig voran. Der Viehhändler denkt unablässig an die ausgehandelte nachfolgende Scheidung. Doch die beiden zeigen wenig Lust und Eile, ihren Zustand als vorübergehend zu betrachten. Das frisch getraute Paar eröffnet ihm, dass es keine Trennung will und die Hochzeit gültig ist.

8.
Hassan zieht vor Gericht und klagt auf Vertragsbruch. Doch der Kadi ist nicht geneigt, sittenwidriges Verhalten zu bestätigen und entscheidet zugunsten von Alois Huber und Amina. Die beiden dürfen zusammenbleiben und die Mitgift muss nicht zurückgezahlt werden.

9.
Zaire, die ihren Vater rächen möchte, hat sich unter falschem Namen in die Gunst des Großwesirs eingeschlichen und macht diesen in sich verliebt. Doch als der Großwesir ihr nach der Hochzeit das alles verhüllende Kleidungsstück wegzieht, zeigt sich eine völlig andere Figur. Ostana, der Tochter eines stadtbekanntes Trunkenboldes, hatte Muzzaffer den Ehering auf den Finger gesteckt in der Erwartung, unter dem Gewand die Erscheinung Zaires vorzufinden.

10.
Ösbög wird von den Vertrauten seines Vaters als dessen Nachfolger begrüßt und man inszeniert eine Palastrevolution. Er gibt sich dem Tyrannen als der rechtmäßige Herrscher zu erkennen und schickt den unredlichen Großwesir in die Verbannung. So wie der Märchenerzähler es zu Beginn der Geschichte verkündete, feiert Ösbög mit seiner Zaire nun „Hochzeit in Samarkand“.


Letzte Änderung am 24.11.2010
Beitrag von Engelbert Hellen