Franz Lehár (1870-1948):

Giuditta

Allgemeine Angaben zur Operette

Entstehungszeit: 1933
Uraufführung: 20. Januar 1934 Wien (Staatsoper)
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Verlag: Glocken Verlag

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[Details]
Giuditta (CPO, DDD, 2012)
Franz Lehar (1870-1948)

der-neue-merker.eu 06/2016: »Für die vorzüglichen Musiker des Münchner Rundfunkorchesters eine echte Vorgabe, den filmmusikhaften Cinemascope-Ton mit großer Geste, aber vielen kleinen kurz aufflackernden Tränen zu einem großen Ganzen werden zu lassen. Sicher war die Musik zur Zeit ihrer Entstehung schon ein Anachronismus. Heute dürfen Musikfreunde unbefangener an diese Art von Unterhaltungsmusik herangehen. Wenn diese so beherzt und ernsthaft umgesetzt wird, wie in der neuen Gesamtaufnahme, darf der Rezensent von einem Ereignis berichten. Lassen Sie es sich nicht entgehen!«
svensopernparadies.wordpress.com 06/2016: »Hier wird kein antiquierter Mummenschanz aufgeführt, sondern man nimmt die Musik ernst und gerade dadurch gewinnt dieses Werk unter der Leitung von Ulf Schirmer seine Leichtigkeit und seinen Charme. Das Münchner Rundfunkorchester bietet uns unter seiner Leitung einen herrlich anmutenden Leharklang. So bereitet das Hören von Operetten wieder richtig Freude.«
operalounge.de 06/2016: »Ein Mitschnitt, dem eine weite Verbreitung zu wünschen ist.«
magazin.klassik.com 06/2016: »Diese ›Giuditta‹ funktioniert auf CD erstaunlich gut, weniger wegen Schirmers routiniertem Dirigat, sondern weil in den halsbrecherischen Hauptpartien zwei Solisten aufgeboten sind, die diese Musik wirklich singen und mit knisternder Erotik füllen können. Eine in den Hauptrollen phänomenal besetzte ›Giuditta‹.«
the-new-listener.de 06/2016: »Alle Mitwirkenden sind mit hörbarer Freude dabei. Durchsichtiger Klang. Großartige Leistung. Ein rundum-sorglos Glück! Giuditta gehört auf die Bühne. Nicht auf eine CD - aber wenn es so schön und spannend gerät, wie in dieser Einspielung: diese muss in die CD-Regale all jener, die Musik lieben!«

Zur Operette

Art: Musikalische Komödie in fünf Bildern
Libretto: Paul Knepler und Fritz Löhner-Beda
Sprache: deutsch
Ort: Catania und Nordafrika
Zeit: 1930

Personen der Handlung

Giuditta: Lebedame und Nachtklubtänzerin
Octavio: Offizier
Antonio: Leutnant
Pierrino: Obsthändler
Anita: Fischermädchen
Manuele: Giudittas verlassener Ehemann
Lord Barrymore: ein Löwenjäger
Ein Herzog: Giudittas Verehrer
Ibrahim: ein Nachtklubbesitzer

Handlung

ERSTES BILD

Pierrino und das Fischermädchen Anita sind ein junges verliebtes Paar. Sie haben große Pläne und wollen nach Afrika auswandern. Als darstellende Künstler möchten sie die Beduinenherzen erfreuen. Der Obsthändler verkauft noch schnell seine restlichen Warenbestände, denn das Schiff verlässt bereits am Abend um acht Uhr die sizilianische Hafenstadt.

Den gleichen Dampfer wollen auch Octavio und seine Kameraden benutzen, um ihrem Militärdienst in Nordafrika nachzukommen. Vorher hat der junge Offizier eine schicksalhaft Begegnung mit Giuditta und verliebt sich auf Anhieb in die leidenschaftliche Schöne. An der Seite des älteren Gatten fühlt sich die Observierte überhaupt nicht wohl, denn dieser ist der Ansicht, dass sie ohne Aufsicht jedem Laffen hinterherläuft. Das stimmt auch, denn ihre Mutter war eine marokkanische Tänzerin, und sie verfügt über heißes afrikanisches Blut. Sie flüchtet sich in die Arme Octavios, und spontan entscheidet sie sich, den lästigen Ehemann zu verlassen. Auf der ‚Aurora’ treffen die beiden Paare unterschiedlicher sozialer Herkunft zufällig zusammen und erwägen, den Weg in die Zukunft gemeinsam zu gehen.

ZWEITES BILD

Zwei Wochen dauert das rauschhafte Glück in einer weißen Villa am Meer, bis Octavio den Marschbefehl erhält. Er traut sich nicht, Giuditta zu informieren, denn er hat ihr flatterhaftes Wesen bald erkannt. Dem anderen Liebespaar ist bereits das Geld ausgegangen. Während Pierrino sich von Giuditta das Geld für die Heimreise borgt, will Anita zunächst bei ihrer Freundin bleiben und später nachkommen.

DRITTES BILD

Octavio kann ohne Giuditta nicht leben. Er befürchtet, dass sie ihn verlassen wird, wenn er sie allein zurücklässt. Die Absicht, Fahnenflucht zu begehen, redet Antonio seinem Freund aus, argumentiert mit Vernunftgründen und weist darauf hin, dass die Trennung voraussichtlich nur von kurzer Dauer sein wird. Die enttäuschte Giuditta bleibt allein zurück und fühlt sich vom Geliebten verraten.

VIERTES BILD

Keineswegs ist Giuditta ein Kind von Traurigkeit und findet sich bald als Revuestar in dem Etablissement ‚Alhambra’ in Tripolis wieder. Nach anfänglichem Zögern ist es der Abenteurer Lord Barrymore, der ihre Gunst gewinnt und ihr seinen Reichtum zur Verfügung stellt.

Octavio konnte es ohne Liebe nicht aushalten und hat vom Militär seinen Abschied genommen. Er spürt Giuditta in dem orientalischen Nachtklub auf, kann sie aber nicht mehr für sich zurückgewinnen.

FÜNFTES BILD

Es vergehen fünf Jahre. In einem Hotel in Europa findet man sich durch Zufall wieder. Giuditta steigt mit ihrem Herzog, der ihre gesellschaftliche und finanzielle Betreuung übernommen hat, in der Unterkunft ab, in welchem Octavio eine Stelle als Barpianist angenommen hat.

Sehnsuchtsvoll erinnert er sich an seine großen Liebe und intoniert ihre Erkennungsmelodie. Diesmal ist sie es, die sich um den Ex-Geliebten bemüht. Innerlich ausgebrannt, sind die Gefühle in Octavios Herzen gestorben. Zu schwer waren die zugefügten Verletzungen, und man weiß nichts mehr miteinander anzufangen.

Beschreibung

‚Giuditta’ ist Lehárs letztes Bühnenwerk und hat mit seinem betrüblichen Finale den Charakter einer melodramatischen Oper. Es entstand zu völlig unpassender Zeit, denn ein Offizier, der aus Liebe fahnenflüchtig wird, passte nicht in die Ideologie der Machthaber. Höhepunkt der Operette ist zweifellos die Szene zu Beginn des vierten Bildes ‚In einem Meer von Liebe möchte ich versinken’.

In der Uraufführung im Jahre 1934 an der Wiener Staatsoper sangen Jarmila Nowotna und Richard Tauber. Neben einer dramatisch geführten Stimme sollte die Hauptdarstellerin auch über den erforderlichen Sexappeal verfügen. In jüngerer Zeit nahmen sich Anna Moffo und Julia Migenes des überragenden Musikwerkes an.


Letzte Änderung am 11.11.2009
Beitrag von Engelbert Hellen