Albert Lortzing (1801-1851):

Undine

Allgemeine Angaben zur Oper

Entstehungszeit: 1843-45
Uraufführung: 21. April 1845 in Magdeburg
Spieldauer: ca. 125 Minuten
Opus: LoWV 64

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[Details]
Undine (Warner, ADD, 1966)
Albert Lortzing (1801-1851)

orpheus 1/76: »Die von Robert Heger mit sehr viel Liebe und Einfühlungsvermögen geleitete Aufnahme ist glänzend besetzt und hat auch heute noch Anspruch auf breiteste Beachtung. Diese Aufnahme zeigt sehr deutlich den Wert Lortzings lyrischster Volksoper.«

Zur Oper

Art: Romantische Zauberoper in vier Aufzügen
Libretto: Albert Lortzing nach Friedrich H. K. de la Motte-Fouqué
Sprache: deutsch
Ort: ein Dorf an einem See

Personen der Handlung

Bertalda: Fürstin, eine alte Eroberung Hogus
Ritter Hugo von Ringstetten: ein junger Ritter
Kühleborn: der Wasserfürst
Tobias: Fischer
Marthe: seine Frau
Undine: Ziehtochter der beiden Fischerleute
Veit: Knappe Hugos
Hans: Kellermeister
Pater Heilmann: ein Pater

Handlung

1. Akt:

Vor drei Monaten wurden der junge Ritter Hugo von Ringstetten und sein getreuer Knappe Veit in ein Dorf verschlagen, das an einem See liegt. Kaum waren sie hierher gelangt, da verwandelte sich der See in eine reißende Flut, die jeden Gedanken an eine Weiterreise unmöglich machte. Ritter Hugo und Veit fanden bei den Fischersleuten Tobias und Marthe Quartier, wo sich Hugo in Undine, die Ziehtochter der Fischersleute, verliebte. Heute nun soll die Hochzeit sein. Wie durch ein Wunder hat sich in der vergangenen Nacht der See beruhigt, und daher hat Hugo beschlossen, unmittelbar nach der Trauung mit seiner jungen Frau und seinem Knappen in die Reichsstadt zurückzukehren.
In der Fischerhütte. Veit freut sich auf die baldige Heimkehr und das Wiedersehen mit seinen Freunden, denen er alles über seine Abenteuer berichten wird.
Doch, so fragt er sich, was wird wohl die schöne Fürstin Bertalda, Hugos letzte Eroberung, sagen, wenn sie von der Heirat ihres Verehrers erfährt? Als Veit Tobias und Marth€ mit dem Pater kommen hört, eilt er hinaus, um Hugo zu verständigen. Gemeinsam mit Pater Heilmann denken die Fischersleute zurück an jenen Tag vor fünfzehn Jahren, als die leibliche Tochter von Tobias und Marthe unter geheimnisvollen Umständen verschwunden war. Am selben Abend hatte damals plötzlich ein unbekanntes fremdes Mädchen vor ihrer Türe gestanden, das die beiden Alten Undine genannt und an Stelle ihrer eigenen Tochter aufgezogen hauen, Pater Heilmann, der Undine damals getauft hatte, wird nun ihre Trauung
vollziehen. Undine erscheint und begrüßt artig den Pater. Sie berichtet ihm, wie Hugo und sie zueinander gefunden haben. Endlich erscheint die Geliebte selbst, und überglücklich eilt Undine an seine Brust. Als Hugo in dem Pater einen alten Freund wiedererkennt, bricht Undine in Gelächter aus. Doch Pater Heilmann zürnt ihr nicht: mit ihrer reinen Seele könne sie niemandem wehtun. Undine wird plötzlich ernst: eine Seele sei ihr nicht gegeben. Den Grund dafür könne sie jedoch nicht nennen. Alle beten um Gottes Beistand für Undine.
Veit stürzt herein: der See werde wieder unruhig. "Sei ruhig, Kühleborn!" flüstert Undine beiseite. Doch Hugo hat ihre Worte gehört, und als die anderen zur Kapelle vorausgegangen sind, fragt er, warum sie in der leuten Zeit mehrfach den Namen des Wasserfürsten genannt habe, über den man sich hier seltsame Dinge erzähle. Undine weicht aus, will stattdessen wissen, woher die prächtige Schärpe stamme, die Hugo trägt.
Hugo berichtet, sie sei ihm als Siegespfand von der Fürstin Bertalda bei einem Turnier überreicht worden, mit dem Versprechen, ihm noch süßeren Lohn zu geben, wenn er den Zauberwald erforsche. Auf der Reise dorthin sei er hierher gelangt. Auf Undines bange Frage hin beteuert Hugo, Bertalda sei eine kalte, stolze Frau, die ihm nichts bedeute. Die Liebenden schwören sich, an diesem Glauben festzuhalten.
Junge Leute aus dem Dorfe holen Undine und Hugo zur Trauung. Sie singen den Braut-leuten ein Lied. Veit bleibt allein zurück. Er freut sich über ein Fass Wein, das die Wellen ans Ufer gespült haben. Plötzlich tritt ein Fremder herein, der sich als Kühleborn vorstellt und behauptet, der Eigentümer des Weinfasses zu sein. Während die beiden dem Weine zusprechen, horcht Kühleborn den Knappen über Hugo aus. Er muss hören, dass Undine für Hugo wohl nur ein Abenteuer ist. Kaum kann Kühleborn, der Fürst der Wassergeister, seinen Zorn bezähmen.
Die Glocke verkündet, dass die Hochzeit zwischen Hugo und Undine vollzogen ist. Kühleborn schwört bei sich, in Undines Nähe zu bleiben und sie zu rächen, falls sich der Verdacht des Knappen bestätigen sollte. Von den Dorfbewohnern mit einem Lied geehrt, kehren Undine und Hugo mitTobias und Marthe zurück. Veit schenkt sich Wein aus dem Fasse ein und singt ein Trinklied. Als Veit Kühleborn als den Spender des Fasses nennt, erschrecken die Dorfbewohner, doch Undine tut alles als einen Aberglauben ab. In diesem Moment tritt Pater Heilmann wieder ein, und Hugo wundert sich, dass der Pater nicht wie beabsichtigt bereits heimgekehrt ist. Der Pater antwortet, er habe sich entschlossen, das junge Paar zu begleiten und zu beschützen. Undine jedoch hat sofort erkannt, wer hier in der Maske des Paters zu ihnen getreten ist: Kühleborn selbst ist es. Vergeblich versucht sie, ihn fortzuschicken. Dann nimmt Undine Abschied von ihren Eltern und Freunden, und gemeinsam mit Veit und dem als Pater verkleideten Kühleborn macht sich das Paar auf den Weg.

2. Akt:

Eine prächtig geschmückte Halle im Palast des Herzogs Heinrich. Im Hintergrunde sieht man durch einen Säulengang auf den Park, wo inmitten eines Marmorbassins die Statue des Meeresgottes steht. Veit und sein alter Freund, der Kellermeister Hans, sitzen beisammen, und Veit berichtet von seinen Erlebnissen. Er macht keinen Hehl aus seiner Überzeugung, die junge Frau seines Herrn sei in Wahrheit eine Nixe. Als Hofbeamte ein Kästchen aus der Schatzkammer vorübertragen, das wichtige Dinge über die Herkunft der Fürstin Bertalda enthalten soll, erscheinen auch Undine und Hugo. Hugo bittet Undine inständig, ihm endlich das Geheimnis zu offenbaren, von dem sie bei ihrer Hochzeit gesprochen habe. Undine ist bereit. Sie schildert dem geliebten Hugo die herrliche Wasserwelt und gesteht ihm dann, sie sei ein solches Wasserwesen. Einen Unterschied nur gebe es zwischen den Wasserwesen und den Menschen: eine Seele sei den Wasserwesen nicht gegeben. Doch durch die Liebe eines Menschen könne auch ein Wassergeist eine Seele erhalten. Und jubelnd verkündet sie Hugo, durch seine Liebe sei sie nun beseelt. Hugo, der anfänglich zurückgeschreckt war, schließt Undine liebevoll in die Arme.
Bertalda tritt mit ihrem Gefolge ein. Bei ihr ist Kühleborn, der diesmal als neapolitanischer Gesandter auftritt. Sie ist entsetzt, als sie erfährt, dass Hugo verheiratet ist, denn sie selbst hatte ihn heiraten wollen. Undine erkennt in dem fremden Ritter ihren Oheim Kühleborn, doch dieser gebietet ihr zu schweigen. Hugo hat die kurze Verständigung argwöhnisch beobachtet. Wie erstarrt stehen Hugo, Undine, Bertalda und Kühleborn da und versuchen ihrer Bewegung Herr zu werden. Bertalda fasst sich schließlich und besteigt ihren Thron. Beleidigt darüber, dass Hugo ihr Undine vorgezogen hat, verkündet sie, sie werde den König von Neapel und Sizilien heiraten. Boshafte Bemerkungen über Undine erregen Kühleborns Wut. Ausgerechnet ihn bittet Bertalda, ein Lied vorzutragen. In seinem Lied enthüllt Kühleborn Bertaldas wahre Herkunft: sie ist die Tochter eines Fischerpaares.
Niemand glaubt seinen Worten, und Kühleborn lässt Bertaldas wirkliche Eltern eintreten: es sind Tobias und Marthe. Bertalda verleugnet sie, doch das Dokument aus dem Kästchen bestätigt alles: Bertalda ist die Tochter der Fischersleute und wurde von Herzog Heinrich am Seeufer gefunden. Bertalda bricht zusammen, der Hofstaat dringt auf den höhnenden Kühleborn ein. Dieser aber gibt sich als der Fürst der Wassergeister zu erkennen, tritt in das Marmorbassin und versinkt in den Fluten. Alles flieht entsetzt, während Undine voller Mitleid Bertalda zu trösten versucht: "Wir verlassen dich nicht."

3. Akt:

Ein Wald am Fuße der Burg Ringstetten, wohin Undine und Hugo Bertalda mitgenommen haben. Hugo hat eine Jagd veranstaltet, und die Gesellschaft lagert nun hier, dicht bei einem See, und zecht. Der Knappe Veit berichtet dem Kellermeister Hans, wie er Hugo zu Füßen Bertaldas gesehen habe. Hans kann seine Befürchtungen nicht teilen und eilt davon. Veit, allein zurückgeblieben, sinnt darüber nach, dass ein Wiedersehen manchmal freudig, ein anderes Mal weniger angenehm sein kann. Da kommt Hans zurück und zieht Veit davon, denn der Ritter kommt mit Bertalda. Bertalda ist es gelungen, Hugos Leidenschaft wieder zu erwecken, und bringt ihn dazu, sich von Undine loszusagen. Undine kommt hinzu und muss voller Entsetzen hören, dass der geliebte Hugo sie verstößt. Vergebens warnt sie ihn vor der Rache der Wassergeister. Hugo schleudert sie zu Boden und geht mit Bertalda davon. Aus dem See steigen Kühleborn und seine Wassergeister, die sich um die allein zurückgebliebene Undine bemühen. Kühleborn offenbart der unglücklichen Undine den Grund seines Handelns: "Ich wollt' erfahren, um wieviel besser denn die Menschen sind, in denen eine Seele wohnt; deshalb raubt' ich Bertalda aus der Fischerhütte und sandte dich dahin." Undine kann nicht glauben, dass Hugo sich wirklich von ihr gelöst und Bertalda zugewandt hat, doch Kühleborn weist auf die erleuchteten Fenster der Burg, wo soeben die Verlobung Hugos mit Bertalda gefeiert wird.
Mit süßem Gesang geleiten die Wassergeister Undine heim in das kristallene Wasserreich. Undine jedoch weiß, dass sie niemals wieder Frieden finden wird, solange Hugo nicht bei ihr ist.

4. Akt:

Im Hofe der Burg Ringstetten. Am Abend von Hugos Heirat mit Bertalda. Hugo wird von Gewissensbissen geplagt. Im Traume erlebt er, wie Undine und Kühleborn Rache an ihm nehmen. Seit er von Undine getrennt ist, kann er keine Ruhe mehr finden. Als jedoch aus der Burg Festmusik ertönt, vertreibt er die düsteren Gedanken, und mit dem Gedanken an Bertalda eilt er hinein.
Veit und Hans kommen. Veit ist verstimmt, er mag nicht mehr trinken. Um ihn aufzumuntern, stimmt Hans ein Loblied auf den Wein an: "Im Wein ist Wahrheit nur allein." Doch Veit kann nicht fröhlich sein an diesem Tag. Zu sehr bedauert er die arme Undine, die wegen dieser Schlange Bertalda vertrieben wurde. Könnte er doch nur dieses Hochzeitsfest stören... Hans weiß Rat: warum wurde denn der Brunnen hier im Hof verschlossen? Aus Furcht vor Kühleborn und seiner Rache. Also sollte man den Stein vom Brunnen heben. Sie öffnen den Brunnen und gehen in die Burg. Kaum sind sie fort, da steigt Undines Gestalt aus dem Brunnen empor und betritt die Burg.
Im Festsaal der Burg feiert man das Brautpaar. Hugo, blass und in großer Aufregung, bringt einen Trinkspruch aus. Dann beginnt man zu tanzen. Plötzlich schlägt es Mitternacht. Die Lichter verlöschen, und Undine tritt herein. Hugo erkennt, dass sein Traum nun wahr wird und die Stunde seiner Bestrafung gekommen ist. Doch die Liebe zu Undine lebt noch in ihm, und so eilt er bereitwillig in ihre todbringende Umarmung. Die Gäste fliehen, die Burg stürzt zusammen und versinkt. In Kühleborns Palast verkündet dieser das Urteil: zwar hat Hugo für seinen Frevel den Tod verdient, doch Undine zuliebe wird ihm verziehen. Auf alle Zeit wird Hugo nun mit Undine im Reich der Wassergeister vereint sein.


Letzte Änderung am 25.4.2006