Sacharij Paliaschwili (1871-1933):

Abessalom da Eteri [აბესალომ და ეთერი]

deutsch Abessalom und Eteri / englisch Absalom and Eteri

Allgemeine Angaben zur Oper

Entstehungszeit: 1918-19
Uraufführung: 21. Februar 1919 in Tiflis
Besetzung: Soli, Chor und Orchester

Zur Oper

Art: Oper in 4 Akten und 27 Bildern
Libretto: P. Mirianaschwilli nach der altgeorgischen Versdichtung „Eteriana“
Sprache: georgisch

Personen der Handlung

Abessalom: Georgischer Prinz (Tenor)
Eteri: Hirtin (Sopran)
Murman: Wesir (Bariton)
Abio: König von Karthalo (Bass)
Natela: Königin (Mezzosopran)
Marich: Abessalons Schwester (Sopran)
Naana: Murmans Mutter
Tandaruch: Heerführer

Handlung

1. Akt:

Erstes Bild: Waldgegend.

Das Hirtenmädchen Eteri sitzt am Ufer eines Baches und lauscht einem Jägerchor, der von Glück und Unglück des Waidmanns singt. Die Stiefmutter setzt dem Waisenmädchen zuhause regelmäßig zu, und Eteri sehnt sich nach einer starken Hand, die sie von ihrem bitteren Schicksal erlösen wird.

Die Jagdgesellschaft kommt näher und finden Eteri am Ufer des Baches. Allgemeines Entzücken von ihrer außerordentlichen Schönheit! Der Königssohn Abessalom verliebt sich sogleich. Der Wesir Murman, ebenfalls betört, muss seine Gefühle verbergen, da er wegen seiner gesellschaftlichen Stellung nicht als Rivale auftreten kann. Um sich das Mädchen gewogen zu machen, schenkt Abessalom der Schönen einen golddurchwirkten Schleier und ein Pferd. Die Gaben werden zurückgewiesen, was von Murman beifällig quittiert wird, „denn die Schönste wählt den Kühnsten, nur durch ihn lässt sie sich fangen“

Eteri erkundigt sich, ob der Werber ein Herr aus edlem Kreise sei, denn sie sei nur eine arme Waise. Sie fürchtet, schnell verlassen zu werden, wenn der Wunsch des Herzens erst einmal gestillt ist. Abessalom setzt seinen Schwur dagegen. Die Situation spitzt sich zu, als Murman hinzukommt.

Allein zurückgeblieben betont er, dass er ein Feigling wäre, wenn es ihm nicht gelingen würde, das Mädchen mit Macht zu zwingen.

Zweites Bild: Das Gehöft von Eteris Stiefmutter.

Eteri erzählt der Stiefmutter von ihrer Begegnung. Es gibt Streit zwischen beiden, weil die Erstgenannte missgünstig reagiert und eine härtere Gangart androht.

Abessalom erscheint und beschwört seine Liebe. Die Waise sieht ihn als Retter und will sich ihm tief im Grunde ihrer Seele ganz ergeben. Als Zeichen seiner Liebe übergibt Abessalom dem Mädchen einen goldenen Dolch. Murman fürchtet das Spiel verloren zu haben, will aber nicht verzichten.

2. Akt:

Festsaal im Königspalast

Das Lob des Königs wird gesungen und man fleht Gottes Segen auf ihn herab. Abessalom und Eteri haben geheiratet und das Volk begrüßt die Neuvermählten. Der alte König segnet das Brautpaar, wünscht ihm Glück und die baldige Geburt eines männlichen Erben. Das Volk ist sehr zufrieden,
dass Abessalom seine Braut aus dem Volk gewählt hat.

Die Hochzeitsfeierlichkeiten nehmen ihren Lauf. Wesentlicher Bestandteil des Banketts ist die große Thamada-Szene. Der Feldherr Tandaruch wird vom König bestimmt, mit den Trinksprüchen zu beginnen. Dieser warnt Eteri, sich vor bösem Zauberkraut zu hüten.

Abessalom ist erstaunt, weshalb Murman nicht anwesend ist. Dieser erscheint mit Verspätung und hat einen kostbaren Halsschmuck für die Braut mitgebracht. Abseits stehend offenbart er in einem Monolog seine Tücke, denn schon bald gehöre Eteri ihm, denn sein Geschenk bringt Krankheit, wandeln wird sich ihr Angesicht, und hassen wird sie drum der König.

Abessalom lädt Murman zur Tafel ein und seine Schwester Marich singt in ihrem Lied von der Braut und deren Schönheit. Tandaruch hat seine Trinksprüche beendet, und es tanzt anschließend ein Ballett.

3. Akt:

Terrasse zum Königspalast

Abessalom beklagt das unselige Schicksal seiner Gemahlin. Die teure Eteri verlor er und ohne Sonne muss er im Dunklen weilen. Murmans Zaubermittel hat gewirkt. Die Hofdamen wehklagen, dass aus ihrer roten Rose nun eine gelbe Lilie geworden sei. Der Familienrat regt an, Eteri ziehen zu lassen, aber Abessalom sträubt sich bis Eteri selbst bittet, sie allein ins Feld entfliehen zu lassen, damit sie wie ein scheues Tierlein weiterziehen kann. Verwundeten Herzens gibt Abessalom nach. Murman bietet an, Eteri zu sich zu nehmen, denn nur bei ihm könne ihr Rettung zuteil werden.

4. Akt:

Erstes Bild: Murmanns Schloss

Eteri singt von der Wertschätzung, die ihr die Familie Murmans entgegenbringt. In wiedererblühter Schönheit lebt sie inzwischen als Frau von Murman und ist in dessen Schloss eingezogen. Tief unglücklich kann sie Abessalom nicht vergessen. Naana, die Mutter Murmans, und ihre Töchter sind von Eteri entzückt. Aus einer Hütte kam sie, wurde Königin und ist nun die Krone ihres Hauses. Eteri beschuldigt Abessalom, seinen Eid gebrochen zu haben.

Zweites Bild: Gemächer Abessaloms im Königspalast

Abessalom hat Murman zu sich rufen lassen, um über etwas über Eteri zu erfahren. Murman fürchtet sich vor der Begegnung, ist aber zu stolz, um zu lügen und erzählt den Ablauf der Dinge. Niemand wird sie von ihm trennen, denn sie strahlt Gottes Schönheit wider.

Abessalom, krank vor Sehnsucht nach Eteri, fühlt sich dem Tode nahe. und befiehlt Murman nach Indien zu reisen, um „Lebenswasser“ zu holen. Murman kann sich nicht widersetzen.

Die Königin bemerkt die Sehnsucht ihres Sohnes und beschließt, Eteri zurückzuholen. Vergeblich sind die Überredungskünste der Königin. Eteri führt an, dass Abessalom den Treueschwur gebrochen, vergisst aber, dass sie selbst darum gebeten hat, sie ziehen zu lassen.

Abessaloms Schwester Marich hat mehr Glück; Eteri lässt sich erweichen. Das Zusammentreffen mit Marichs Bruder wird seine Schmerzen stillen, ja Eteri will gerne leiden um des Wiedersehens willen. Abessalom ist so krank ist, dass er sich nicht mehr von seinem Lager erheben kann. Er singt von der „Morgensonne seiner Träume“ Eteri will keine Geschenke, sondern macht ihm Vorwürfe, dass sie unter seiner Kälte und Zurückweisung sehr gelitten habe. Die vier sind glücklich, wieder beisammen zu sein.

Die Aufregung ist für Abessalom zu groß. Bevor er stirbt, bittet er Eteri, zu Murman zu halten und nicht mehr an ihn zu denken. Eteri verzweifelt am Sinn des Lebens und stößt sich den einst von Abessalom erhaltenen Dolch ins Herz. Alle Anwesenden sind erschüttert und hoffen auf eine Wiedervereinigung der Liebenden im Himmel.

Beschreibung

Um es gleich vorweg zunehmen, bei dem Absalom dieses Bühnenwerkes geht es nicht um den Lieblingssohn König Salomons aus dem alten Testament mit den langen Haaren. Man erinnere sich, der Prinz – im Reiten nicht besonders geübt - verfängt sich auf der Flucht mit seinem Schopf im Geäst eines Baumes. Das Pferd jagt unter ihm hinweg und das Schandmaul wird rücklings von einer Lanze durchbohrt.

Bei der Oper von Paliaschwili handelt es sich auch nicht um eine russische Oper, das Werk wird in georgischer Sprache gesungen und die Solisten der Melodia-Einspielung von 1979 entstammen ausnahmslos dem kaukasischen Kulturkreis.

Das Volksepos von Abessalom und Eteri ist altes Gedankengut der Kaukasusregion, existiert sowohl als Versepos wie auch als Prosadichtung in unterschiedlichen Varianten und wurde erst zu Anfang des 20. Jahrhunderts schriftlich fixiert.


Letzte Änderung am 29.1.2017
Beitrag von Engelbert Hellen