Antonio Vivaldi (1678-1741):

L'incoronazione di Dario

Allgemeine Angaben zur Oper

Anlass: Karneval 1716/17
Widmung: Dedicato all'altezza serenissima di Antonio Ferdinando Gonzaga, duca di Guastalla
Entstehungszeit: 1716
Uraufführung: 23. Januar 1717 in Venedig (Teatro di S. Angelo)
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Opus: RV 719
P S 9

Zur Oper

Art: Dramma per musica in drei Akten
Libretto: Adriano Morselli
Sprache: italienisch
Ort: Persien
Zeit: Zeit der Achämeniden (Darius regierte von 522 bis 486 v. Chr.)

Personen der Handlung

Dario: König von Persien (Tenor)
Statira: Tochter des Cyrus (Alt)
Argene: ihre Schwester (Alt)
Niceno: Philosoph (Bass)
Alinda: Prinzessin von Medien (Sopran)
Oronte: Rivale des Dario (Sopran)
Arpago: Rivale des Dario (Sopran)
Flora: Ehrendame der beiden Prinzessinnen (Alt)
Weitere: Phantom des Cyrus, Orakel des Apollo, Höflinge

Handlung

1. Akt:

Der Geist des Cyrus erscheint und befiehlt den beiden schlafenden Prinzessinnen, seinen Tod nicht länger zu beweinen. Beide Mädchen erwachen und fordern sich gegenseitig auf, ihre Heiterkeit wiederzugewinnen. Niceno, der Hauslehrer, kommt, um die Mädchen zu unterrichten und kündet gleichzeitig die Ankunft des Darius an. Die beiden Heranwachsenden schwärmen intensiv für den starken Mann, berechnend zieht dieser die Ältere vor. Die Gabe ihres Herzens wird sein Liebesglück sein. Argene gibt sich nicht geschlagen und schwört ihrer Hofdame, das Objekt ihrer Leidenschaft auf ihre Seite zu ziehen. Die naive Statira bittet Flora um Aufklärung, was ihre Schwester meint, wenn sie erklärt, das Reich und das königliche Lager mit dem zukünftigen Herrscher teilen zu wollen. Diese ist über so viel Unschuld von Herzen gerührt. Statira berichtet von der Angst, die ihre Brust beklemmt. Das einfache Mädchenherz soll sich mit Mut bewaffnen, rät die wohlmeinendende Hofdame.

Arpago und Oronte sind sich uneins, denn jeder meint, ihm stünde die Krone des Cyrus zu. Darius fährt wortgewaltig dazwischen und kann die beiden Streithähne beschwichtigen. Er lässt sie schwören, dass nur derjenige das persische Volk regieren wird, den Statira als ihren Gatten auserwählen wird. Selbst hat er allerdings die Vorstellung, dass er bei Anbruch der Morgenröte gekrönt sein wird.

An und für sich erfreulich, dass die drei Anwärter ohne Blutvergießen zurechtkommen wollen, aber damit beginnt für Oronte schon das Problem. Er ist nämlich mit Alinda, der Prinzessin von Medien, verlobt, die hartnäckig an dieser Verbindung festhält. Oronte versucht ihr zu erklären, dass er sie um des Königreichs Willen erst einmal verlassen werde. Alinda weint ausgiebig, klagt über ihr bitteres Schicksal und bittet ihn, sie nicht länger zu quälen.
Die Situation verwickelt sich, weil der Hauslehrer auch heimlich in Statira verliebt ist. Der Eingebildete teilt der Schülerin seine Emotion durch ein leidenschaftliches Lied mit, welches er eigens für sie komponiert hat. Von ihrem schönen Mund und ihren schönen Augen, kann er nicht genug bekommen. Deshalb findet Argene in ihm auch einen geeigneten Fürsprecher, der ihr zustimmt, dass alles, was man aus Liebe tut, nicht böse sein kann und selbst ein Verrat jede Niedertracht entschuldigt. Die Seele der jüngeren Prinzessin fühlt sich bedrängt wie eine schwache Pflanze vom Wind.

2. Akt:

Argene hat Darius in ihre Gemächer eingeladen und versucht, ihm ihre heißen Empfindungen in versteckter Form zu übermitteln. Sie gibt vor, dass ihr Geliebter sie verlassen will und bittet Darius, in ihrem Namen einen Brief zu schreiben, weil ihre Hand zu nervös sei. Darius versichert ihr, dass nach Erhalt der Botschaft der Grausame von ihrer Zärtlichkeit besiegt sein werde und verabschiedet sich von ihr. Mit ihren Gefühlen allein gelassen, vergleicht sie ihr Herz mit einem Fels in der tosenden Brandung. Der Brief mit der Handschrift des Darius wird Statira zugespielt, die nun meint, dieser sei an Argene gerichtet. Zorn und Eifersucht sind das Resultat. Flora versucht den Wandel ihrer Gefühle und den Lauf der Dinge nachzuvollziehen.

Die Szene wandelt sich. Der Hof ist versammelt, um die Sonne anzubeten. Das Orakel des Apollo bestätigt denjenigen als zukünftigen König von Persien, den Statira zum Mann erwählen wird. Oronte macht sich Hoffnungen, der Erwählte zu sein. Die Prinzessin zeigt Allüren und gibt Arpago das Jawort. Freude auf der einen und Enttäuschung auf der anderen Seite. Heiterkeit füllt das Herz Arpagos. Statira hat Gutes im Sinn. Sie findet, dass nur ein Gatte für die Liebe zu wenig sei und gibt Oronte nun ebenfalls eine positive Zusage. Aber kann sie seiner Treue sicher sein? Die verzweifelte Alinda flattert wie ein Vogel, der keinen Frieden finden kann.

Darius ist nun erst einmal der Angeschmierte. Deshalb wendet er sich an Argene und versichert sich ihrer Unterstützung. Die Schwester und Niceno stellen sich beim Intrigieren ungeschickt an, so dass Darius von Statira ebenfalls als Hochzeitskandidat bestätigt wird. Diese Verbindung will Argene mit allen Mitteln verhindern. Darius stellt die völlig konfuse Statira zur Rede, was ihr eigentlich einfalle, drei Männer gleichzeitig heiraten zu wollen. Sie ist völlig hingerissen von seinen Vorhaltungen und bekräftigt, dass sie nur ihn liebe. Niceno greift schlichtend ein und bittet Darius, seinem nach Rache dürstenden Herzen nicht nachzugeben. Dieser sieht sich in seiner Zuneigung zu Statira bestätigt und sinnt in Missachtung der Vorschläge Nicenos darauf, die Rivalen unschädlich zu machen. Seine Liebste will er nicht verlieren, auch wenn sie nicht ganz bei Trost ist.

3. Akt:

Die Geschichte wird nun richtig bunt. In Vorfreude auf das hohe Amt, welches ihnen bevorsteht, besuchten Arpago und Oronte bereits den Goldschmied und haben sich eine Königskrone anmessen lassen, Unbeabsichtigt - den Kopfputz haben sie sich bereits aufgesetzt - treffen beide zusammen und müssen feststellen, dass jeder mit Statira verlobt ist.

Niceno, für den Statira unerreichbar geworden ist, hat sich auf die Seite Argenes geschlagen und bewegt die Erstgenannte, Darius - angeblich auf der Jagd - einen Besuch abzustatten. In Wirklichkeit will der Verschmähte sie jedoch im Wald aussetzen und den wilden Tieren als Beute überlassen. Mit der Logistik will es nicht so richtig klappen, denn die Prinzessin hat Lunte gerochen und singt die Arie „Ich werde von Wald zu Wald irren.“

Argene versucht Dario weiszumachen, dass Statira sich aus dem Staub gemacht habe und schlägt vor, den Blick auf sie, die künftige Königin, zu richten. Der Umworbene lässt sich jedoch nicht täuschen, sattelt sein Pferd und sucht das Gehölz nach der Verschwundenen ab. Die bösartige Schwester beeilt sich inzwischen, Oronte den Thron zu übereignen, allerdings unter der Bedingung, dass er sich zunächst seiner medischen Prinzessin entledige. Bestürzt von der menschlichen Grausamkeit, kann dieser sich jedoch nicht zur Bluttat entschließen.

Darius hat Statira und ihren Begleiter im Forst aufgestöbert, setzt die Geliebte auf sein Pferd und bedeutet dem verräterischen Hauslehrer, dass sein Arbeitsverhältnis fristlos gekündigt sei und er sich im Palast nicht mehr blicken lassen solle. Waldspaziergänge seien sein künftiges Los.

Langsam ist es nun an der Zeit, ein zünftiges Liebesduett hinzulegen. Inzwischen hat Argene - im Glauben, dass die wilden Tiere die Schwester bereits verzehrt haben - sich zur Königin erklärt und Alinda und Arpago in Ketten legen lassen. Darius fällt es nach seiner Rückkehr in den Palast nicht schwer, die Ränke Argenes zu entlarven. Er lässt die Übeltäterin in Ketten legen, damit sie einer harten Bestrafung zugeführt werde. Arpago und Oronte verneigen sich vor seiner Größe, was Darius veranlasst, ihnen ihre falschen Hoffnungen zu verzeihen. Oronte und Alinda dürfen heiraten und seine Gattin wird Statira sein. Der Krönung des Darius steht nun nichts mehr im Wege.


Letzte Änderung am 30.1.2008
Veröffentlichung mit Zustimmung von musirony